Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 1. Quartal 2009

Im Vorquartalsvergleich war die wichtigste Ursache für den Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung die Entwicklung des Außenbeitrags, also der Differenz zwischen den Exporten und den Importen von Waren und Dienstleistungen.

Wie bereits im vierten Quartal 2008 sind auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres die deutschen Exporte erheblich stärker zurückgegangen als die Importe. Während die preisbereinigten Exporte um 9,7% schrumpften, waren die Importe um 5,4% niedriger als im Vorquartal, so dass der Außenbeitrag mit – 2,2 Prozentpunkten zum Rückgang des BIP beitrug. Kennzeichnend für die negative Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal waren zudem stark rückläufige Investitionen (– 7,9%). Insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen waren erheblich niedriger als im Schlussquartal 2008. In Maschinen, Geräte und Fahrzeuge investierten die Unternehmen 16,2% weniger als im letzten Quartal des Vorjahres. Der Rückgang der Bauinvestitionen fiel demgegenüber mit einem Minus von 2,6% vergleichsweise gering aus. Die Lagerbestände wurden im Berichtsquartal deutlich abgebaut. Daraus resultierte ein negativer Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten. Positive Wachstumsimpulse kamen lediglich von den privaten und staatlichen Konsumausgaben, die um 0,5% beziehungsweise um 0,3% höher waren als im Vorquartal.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Vorjahresvergleich:
Im ersten Quartal 2009 war das preisbereinigte BIP um 6,7% niedriger als im gleichen Quartal des Vorjahres. Kalenderbereinigt schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 6,9%, weil im Berichtsquartal gut ein halber Arbeitstag mehr zur Verfügung stand als im ersten Vierteljahr 2008.
Die Wirtschaftsleistung wurde im ersten Quartal 2009 von rund 39,9 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 48 000 Personen oder 0,1% mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erwerbslosen (internationale Abgrenzung) lag bei knapp 3,4 Millionen Personen, ihr Anteil an den Erwerbspersonen insgesamt betrug 7,8%. Zu berücksichtigen ist indessen, dass die vermehrte Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Entwicklung der Erwerbstätigkeit abgefedert hat.

Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts haben abgesehen von den öffentlichen und privaten Dienstleistern alle Wirtschaftsbereiche eine geringere Wirtschaftsleistung erbracht als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Stark betroffen von der Rezes­sion in Deutschland ist vor allem das Produzierende Gewerbe (ohne Baugewerbe), dessen preisbereinigte Bruttowertschöpfung um 20,2% niedriger war als im ersten Quartal 2008. Zuvor hatte dieser Wirtschaftsbereich von Ende 2003 bis Mitte 2008 mit Ausnahme des ersten Quartals 2005 stets positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen. Deutliche Rückgänge der realen Bruttowertschöpfung verzeichneten auch das Baugewerbe (– 8,9%) sowie der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr (– 6,4%). Die Wirtschaftsleistung im Bereich Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister ging gegenüber dem ersten Quartal 2008 um 0,9% zurück. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung der öffentlichen und privaten Dienstleister blieb unverändert.

Kennzeichnend für die Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts war ein drastischer Rückgang der preisbereinigten Exporte um 17,2%. Da die Importe von Waren und Dienstleistungen lediglich um 7,0% gesunken sind, bremste der Außenbeitrag die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal 2009 massiv (Wachstumsbeitrag: – 5,5 Prozent­punkte). Im Inland waren die Bruttoanlageinvestitionen um 11,2% niedriger als im ersten Quartal 2008. Zurückzuführen ist das vor allem auf einen starken Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen um 18,6%. Im vierten Quartal 2008 hatten die Unternehmen ihre Investitionen in Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge lediglich um 1,7% reduziert und davor, seit dem dritten Quartal 2003, stets erhöht. Auch in Bauten wurde erheblich weniger investiert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, der Rückgang war mit 7,8% allerdings weniger stark als der der Ausrüstungsinvestitionen. Rückläufig waren sowohl die Investitionen in Wohnbauten (– 8,9%) als auch die Investitionen in Nichtwohnbauten, die um 6,2% niedriger waren als in den ersten drei Monaten des Jahres 2008. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bautätigkeit durch den ausgeprägt harten Winter erheblich beeinträchtigt wurde.

Im Gegensatz zu den Bruttoanlageinvestitionen und den deutschen Exporten verzeichneten die preisbereinigten Konsumausgaben im Berichtsquartal einen leichten Anstieg um 0,1% und haben sich damit sogar etwas besser entwickelt als im Schlussquartal des Vorjahres (– 0,0%). Die privaten Konsumausgaben sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2009 geringfügig um 0,1% gesunken (nach – 0,5% im vierten Quartal 2008) und die Konsumausgaben des Staates um 0,8% gestiegen. Untergliedert nach Verwendungszwecken reduzierten die privaten Haushalte ihre Ausgaben (preisbereinigt) für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (– 4,8%), für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren (– 3,1%), für Einrichtungsgegenstände und Haushalts­geräte (– 3,0%) sowie für Bekleidung und Schuhe (– 2,5%). Die Ausgaben für Waren und Dienstleistungen des Verkehrs und der Nachrichtenübermittlung – hierunter fällt auch der Kauf privater PKW – nahm demgegenüber um 1,2% zu (nach – 4,7% im vierten und – 2,9% im dritten Quartal 2008). Die preisbereinigten Ausgaben für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe stiegen um 2,5%, was auch auf den vergleichsweise strengen Winter zurückzuführen ist.

In jeweiligen Preisen berechnet war das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2009 um 5,1% und das Bruttonationaleinkommen um 5,3% niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres. Das Volkseinkommen, das sich aus dem Arbeitnehmerentgelt und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen zusammensetzt, schrumpfte um 7,4%. Die beiden Komponenten des Volkseinkommens haben sich allerdings sehr unterschiedlich entwickelt: Während das Arbeitnehmerentgelt um 0,9% höher war als vor einem Jahr, verzeichneten die Unternehmens- und Vermögenseinkommen mit – 20,9% den stärksten Rückgang in einem Quartal seit 1970. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte blieb unverändert. Bei einem geringfügigen Rückgang der nominalen Konsumausgaben um 0,1%, errechnet sich für die Sparquote der privaten Haushalte ein Wert von 15,3%, das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr.

Wie bereits in der Schnellmeldung vom 15. Mai 2009 erwähnt, wurden neben der Erstberechnung des ersten Quartals 2009 auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse des Bruttoinlandsproduktes für das Jahr und die vier Quartale 2008 überarbeitet. Als Ergebnis wurde die Veränderungsrate des BIP-Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2008 um 0,1 Prozent­punkte nach unten revidiert.

Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können im Internet abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 1.2 „Vierteljahresergebnisse“ (Bestellnummer 2180120) sowie Reihe 1.3 „Saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse nach Census X-12-ARIMA und BV 4.1“ (Bestellnummer 2180130) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese Veröffentlichungen sind online im Publikationsservice des Statistischen Bundesamtes kostenfrei erhältlich. Einen ausführlichen Qualitätsbericht für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen finden Sie ebenfalls kostenfrei im Internet.

Eine lange Reihe mit Quartalsergebnissen zum Bruttoinlandsprodukt seit dem ersten Quartal 1970 findet sich im Internet.

Detaillierte Informationen und lange Zeitreihen zum Bruttoinlandsprodukt können kostenfrei in der Tabellenauflistung der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden.

Weitere Auskünfte gibt:
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Telefon: (0611) 75-2626,
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