Workshop zu Optimierung von Datenarchivierung und Zugang zu Forschungsdaten

Herausgeber und Redakteure von wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschriften diskutieren gemeinsam mit der ZBW und dem RatSWD die Ergebnisse des DFG-Projekts EDaWaX

Nur 20 Prozent aller wirtschaftswissenschaftlichen Journals verwenden Richtlinien („Data Policies“) die Autorinnen und Autoren zur Abgabe ihrer Primärdaten verpflichten, um Forschungsergebnisse besser nachprüfen zu können.

Wie ein Datenarchiv für eine Fachzeitschrift aufgebaut und weiterentwickelt werden kann, diskutierten die Projektteilnehmer des DFG-Projektes EDaWaX „European Data Watch Extended“ zusammen mit 15 Fachzeitschriften auf der Basis einer Pilotapplikation.

Ökonominnen und Ökonomen veröffentlichen in Fachzeitschriften zunehmend keine rein theoretischen, sondern empirische Arbeiten. Jedoch gibt es bislang kaum effektive Möglichkeiten, diese Forschungsergebnisse allein auf Basis des publizierten Artikels zu prüfen oder zu replizieren. Dies ist für die Prüfung der wissenschaftlichen Qualität wirtschaftswissenschaftlicher Forschung und am Ende auch für die in der Volkswirtschaftslehre ein besonders große Rolle spielende Politikberatung ein Problem.

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „European Data Watch Extended“ (EDaWaX) will diese Situation ändern. EDaWaX zielt darauf, ein publikationsbezogenes Forschungsdatenarchiv für Fachzeitschriften zu entwickeln, mit dem die Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen deutlich erleichtert wird.

Aus diesem Grund kamen Mitte November 2013 Herausgeberinnen, Herausgeber, Redakteure und Redakteurinnen von 15 in Deutschland herausgegebenen renommierten Fachzeitschriften aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft in Hamburg zu einem Workshop zusammen, um die erzielten Ergebnisse und insbesondere die entwickelte Pilotapplikation zu evaluieren.

Aus den vorgestellten Projektergebnissen wurde deutlich, dass sich eine wachsende Zahl von Fachzeitschriften dem Thema „Data Management“ gegenüber öffnet. Dies zeigt sich zum Beispiel in einer Zunahme von „Data Policies“ (Richtlinien zur Archivierung von und Zugang zu Daten), die in den Wirtschaftswissenschaften mittlerweile von 20 Prozent aller Journals verwendet wird. Dabei werden Autorinnen und Autoren verpflichtet, neben ihren Manuskripten auch die zugrundeliegenden Daten beim Journal einzureichen, um so eine bessere Nachprüfbarkeit der Forschungsergebnisse zu ermöglichen. Mit der Einführung einer Data Policy stellt sich für eine Zeitschrift dann auch die Frage, wo und wie die eingereichten Daten gespeichert und vorgehalten werden sollen.

Hier zeigten sich die Journal Editors interessiert an der vorgestellten Pilotapplikation eines Data Archives, die im EDaWaX-Projekt entwickelt wurde und gaben wichtige Hinweise für deren Weiterentwicklung. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die flexibel angelegte Grundstruktur der Pilotapplikation in die gewünschte Richtung geht, da jedes Journal individuelle Grundbedürfnisse bei der Einbettung in die eigene Website und Redaktionsworkflows hat.

Gert G. Wagner, Vorsitzender des Rats für Sozial- und Wirtschaftsdaten und einer der Leiter des EDaWaX-Projektes, merkt dazu an: „Bei den aktuellen Koalitionsverhandlungen spielen erfreulicherweise Themen, die eng mit dem Problem fehlender Möglichkeiten der Überprüfung und Replikation publizierter Forschungsergebnisse zusammenhängen, eine Rolle. Diese werden unter „Open Data Access“, „Digitalisierung“ und „Infrastruktur für die Wissenschaft“ verhandelt.“

EDaWaX ist ein Gemeinschaftsprojekt von ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD). Eine Weiterführung des Projekts im Rahmen der DFG-Förderung ist unter Begutachtung.

Weitere Informationen zu den Projektergebnissen unter: www.edawax.de

Über die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft:
Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ist das weltweit größte Informationszentrum für wirtschaftswissenschaftliche Literatur mit einem überregionalen Auftrag – online wie offline. Die Einrichtung beherbergt rund 4 Millionen Bände und 26.000 laufend gehaltene Zeitschriften. Daneben stellt die ZBW die wohl am schnellsten wachsende Sammlung von Open-Access-Dokumenten im Internet zur Verfügung: EconStor, der digitale Publikationsserver, verfügt aktuell über rund 60.000 frei zugängliche Aufsätze und Working Papers. Mit EconBiz, der Suchmaschine für internationale wirtschaftswissenschaftliche Fachinformationen, können Studierende oder Wissenschaftler/innen in über 9 Millionen Datensätzen recherchieren. Die ZBW gibt die beiden wirtschaftspolitischen Zeitschriften Wirtschaftsdienst und Intereconomics heraus und betreibt zusammen mit dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) das Peer-Review-Journal Economics, das nach dem Prinzip des Open Access konzipiert ist. Die ZBW ist Teil der Leibniz-Gemeinschaft und seit 2007 Stiftung des öffentlichen Rechts. Die ZBW wurde 2011, 2012 und 2013 für ihre innovative Bibliotheksarbeit ausgezeichnet mit dem internationalen LIBER Award.
Über den RatSWD:
Der Rat für Sozial-und Wirtschaftsdaten (RatSWD) ist ein unabhängiges Gremium von empirisch arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Universitäten, Hochschulen und anderen Einrichtungen unabhängiger wissenschaftlicher Forschung sowie von Vertreterinnen und Vertretern wichtiger Datenproduzenten. Er wurde 2004 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eingerichtet mit der Zielsetzung, die Forschungsdateninfrastruktur für die empirische Forschung nachhaltig zu verbessern und somit zu ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen. Der RatSWD hat sich als institutionalisierter Ort des Austauschs und der Vermittlung zwischen den Interessen von Wissenschaft und Datenproduzenten etabliert und erfüllt dabei eine wichtige Rolle als Kommunikations- und Koordinations-Plattform. Der RatSWD übernimmt in den Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften in Bezug auf die Standardsetzung und Qualitätssicherung sowie die weitere Entwicklung bei den Forschungsdatenzentren eine initiierende und qualitätssichernde Rolle.
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