Workshop über Methoden der Kernphysik: "Spionen" in Festkörpern auf der Spur

Unter dem Titel „The Use of ISOLDE in Condensed Matter and Life Science Research“ diskutieren Forscher-gruppen aus sieben Ländern über Forschungsprojekte im Bereich der Festkörperphysik und der Biowissenschaften, bei denen Methoden der Kernphysik eingesetzt werden.

Kaum jemandem ist bewusst, dass Erkenntnisse aus dem Bereich der Kernphysik unser All-tagsleben mitbestimmen. Beispielsweise gibt die Cäsium-Uhr seit 1967 die Zeitbasis für eine Sekunde an; ihre Genauigkeit übertrifft die der Quarzuhr bei weitem.

Und: Erst durch die Cäsium-Uhr ist es möglich geworden, das Navigationssystem GPS einzuführen. In dieser Uhr ersetzt das Magnetfeld, in dem der Kern „schwingt“, die Unruhe der Uhr.

Da das Magnetfeld von den Elektronen des Atoms herrührt, ist die Schwingung der Uhr praktisch unveränderlich und zeitlich konstant. Das gleiche Prinzip wie bei der Cäsium-Uhr wird auch bei der Kerns-pin- oder Magnetresonanz-Tomographie (MRT) genutzt, einem Untersuchungsverfahren, das aus der medizinischen Diagnostik nicht mehr fortzudenken ist.

Ebenso haben radioaktive Isotope und hochenergetische Teilchenstrahlen als „nukleare Sonden“ breiten Eingang in die Material- und Lebenswissenschaften, die Medizin, die Geowissenschaften sowie in Teilbereiche der Geisteswissenschaften gefunden.

In dem Workshop „The Use of ISOLDE in Condensed Matter and Life Science Research“ geht es um Grundlagenforschung mit kernphysikalischen Methoden, für die man Großforschungsgeräte benötigt. Der Teilchenbeschleuniger „on-line Isotopenseparator ISOLDE“, der bei der Europäischen Organisation für Kernforschung „CERN“ in Genf beheimatet ist, erzeugt für die Forschung mit nuklearen Sonden radioaktive Ionenstrahlen in weltweit einzigartiger Auswahl: Er kann über 600 unterschiedliche Isotope von mehr als 70 Elementen produzieren. Diese nuklearen Sonden werden als „Spione“ im Festkörper benutzt: Sie können beispielsweise ein einziges falsches Atom unter etwa einer Milliarde Atome herausfinden; das entspricht der Fähigkeit, einen Bekannten auf Chinareise unter der gesamten Bevölkerung Chinas innerhalb kürzester Zeit aufzuspüren.

Entsprechend befasst sich das Forschungsgebiet der Saarbrücker Arbeitsgruppe mit der Untersuchung und Verbesserung von Materialien wie Halbleitern, deren elektrische und optische Eigenschaften in einem Halbleiterbauelement sehr empfindlich von falschen Atomen, sogenannten Defekten, abhängen.

Weitere Informationen zum Workshop und das Programm finden sich unter:
http://www.nssp.uni-saarland.de/workshop/
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Sekretariat Prof. Dr. Th. Wichert
Telefon: +49 (0)681 302-4220
E-Mail: sekretariat.wichert@tech-phys.uni-sb.de

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