Wissenschaftler diskutieren den Reaktorunfall in Fukushima

Der Reaktorunfall in Fukushima hat die Diskussion um die Sicherheit der Kernkraftwerke erneut in die Öffentlichkeit gebracht und zum Beispiel in Deutschland zur Entscheidung des Atomausstiegs geführt.

Doch Atomkraftwerke sind nur ein Beispiel für Systeme, die zu extrem unsicheren Ereignissen (englisch Extreme Unsafe Event, EUE) führen können. Ein internationaler Workshop befasst sich vom 3. bis 4. August in der Universität Bielefeld mit den Problemen, die mit der Entwicklung und Nutzung von für EUE anfälligen Technologien einhergehen.

Nach den meisten Maßstäben sind Nuklearunfälle die kostspieligsten schweren Zwischenfälle in Friedenszeiten. Es stellt sich die Frage, wie oder ob Stromerzeugung aus Kernspaltung hinreichend sicher gemacht werden kann und was genau „hinreichend sicher“ ist. Die entscheidenden Probleme sind daher weder rein technischer Natur, noch sind sie ausschließlich organisatorisch-theoretisch. Die Gesellschaft spielt eine Rolle bei der Entscheidung, was hinreichende Sicherheit ist. Im Extremfall gibt sie eine Technologie vollständig auf, wie derzeit in der Schweiz und in Deutschland oder sie äußert öffentlichen Protest, wie in Japan.

Auf der technischen Ebene stellt sich die Frage, warum die deutlichste öffentliche Darstellung der Gefährdung, die zum Unfall in Fukushima führte, in einem Buch des Organisations-Soziologen Charles Perrow zu finden ist und nicht etwa in einer öffentlichen Gefährdungsanalyse vom Betreiber des Kraftwerks oder der Aufsichtsbehörde. Dies macht deutlich, dass die Soziologie eine sehr wichtige Rolle bei der Entwicklung solcher Systeme haben muss.

Der Organisator des „11. Bieleschweig Workshops“, Professor Dr. Peter Ladkin, Technische Fakultät der Universität Bielefeld, freut sich über die Zusage von auf ihrem Gebiet herausragenden internationalen Experten: Robin Bloomfield (Adelard/City University, London), Lee Clarke (Rutgers, The State University of New Jersey), John Downer (Stanford University), John Knight (University of Virginia), Nancy Leveson (MIT), Charles Perrow (Yale University) und Martyn Thomas (Thomas Associates). Gemeinsam mit den Bielefelder Wissenschaftlern Bernd Sieker, Axel Schneider und Jörg Bergmann werden sie über verschiedene Aspekte extremer unsicherer Ereignisse referieren und anschließend diskutieren.

Ziel dieses Workshops ist es, einen Konsens zu formulieren, wie die Gesellschaft mit der Nutzung von Technologien, die für EUE anfällig sind, umgehen soll, unter besonderem Bezug auf den Unfall in Fukushima.

Der Workshop beginnt am Mittwoch, dem 3. August um 10 Uhr im Senatssitzungssaal der Universität Bielefeld, A3-126. Die Tagungssprache ist Englisch.

Kontakt:
Professor Dr. Peter Ladkin, Universität Bielefeld
Technische Fakultät
Telefon: 0521 106-2962
E-Mail: ladkin@rvs.uni-bielefeld.de

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Ingo Lohuis idw

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