Presseworkshop: Fest, biegsam und selbstheilend – was können innovative Baumaterialien?

Marode Straßen, überholte Wasserwege und fehlende Stromtrassen – weltweit ist der Investitionsbedarf in die Infrastruktur groß. Dafür sind leistungsfähige und langlebige Baumaterialien gefragt. Wissenschaftler der TU München denken deshalb die Baustoffklassiker Holz und Beton neu: mit mineralischen Verbindungen, heilenden Harzen oder neuen Klebetechniken.

Wir laden Sie ein, sich mit aktuellen Forschungsprojekten rund um innovative Baustoffe vertraut zu machen.
Programm Presseworkshop: Was können innovative Baustoffe?

*9.30 – 10.45 Gebäude unterm Stethoskop*
„Blick ins Labor“: Experiment zu selbstheilendem Beton
Prof. Christan Große, Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung, www.zfp.tum.de
Risse in Rotorblättern oder Bruchstellen in Brückenpfeilern: Prof. Große erforscht Prüfmethoden, die verborgene Schäden sichtbar machen – von Ultraschall über Infrarot bis hin zur Videoendoskopie. Gemeinsam mit der TU Delft arbeitet er an einem selbstheilenden Beton, der die Lebensdauer von Wolkenkratzern und Brückenträgern deutlich steigern soll: Bei Schäden werden Harze freigesetzt, die Risse im Beton schließen. Ob das klappt, zeigt Prof. Große in einem Experiment: Ein Bruchversuch lässt künstlich Risse im Beton entstehen, „gebrochene“ und „geheilte“ Betonträger werden jeweils einer Ultraschall-Untersuchung unterzogen.
*10.45 – 11.15 Gläserne Douglasie: Medizintechnik für die Holzforschung*
Kurzvortrag von Prof. Jan Willem van de Kuilen, Fachgebiet Holztechnologie, www.holz.wzw.tum.de

In der Medizin erkennt ein Computertomograph krankhafte Veränderungen im Gewebe. In der Holzforschung hilft er dabei, die Qualität von Holz vorherzusagen: Noch bevor ein Douglasienstamm zersägt wird, lässt sich entscheiden, ob er zu günstigem Furnier oder zu kostspieligem Parkett verarbeitet wird oder ob er Bauholz-Qualität besitzt. Prof. van de Kuilen erklärt, wie die Daten der Computertomographie dabei helfen sollen, bereits aus den Wuchsbedingungen im Wald auf die Dichte, Festigkeit und Elastizität des Holzes zu schließen. Der Wissenschaftler arbeitet auch an selbstheilenden Materialien: mit Holzfasern, die Risse in Asphalt oder Beton automatisch ausfüllen.

*11.15 – 12.15 Filigrane Formen mit Beton – kann ultrahochfester Beton auch Stahl ersetzen?*
Kurzvortrag und „Blick ins Labor“: Führung durch die Materialprüfung
Prof. Christoph Gehlen, Lehrstuhl für Baustoffkunde und Werkstoffprüfung, www.cbm.bv.tum.de

Ultrahochfester Beton wird nicht nur für Autobahnbrücken oder beim Bau von Wolkenkratzern eingesetzt. Der Werkstoff kann auch im Tiefbau teuren Stahl ersetzen – und wirkt dabei alles andere als klobig: Prof. Gehlen erforscht, wie wenige Millimeter dünne Spundwände aus Beton bei der Konstruktion von Häfen oder U-Bahnen das Erdreich abstützen. Und er untersucht, wie ultrahochfester Beton beschaffen sein muss, damit auch filigrane Bohrspitzen oder Bohrpfähle nicht abbrechen. Bei einem Rundgang durch die Prüfhalle gibt er einen Einblick in die Materialprüfung.

12.15 – 13.15 Imbiss und anschließend Bustransfer in die Holzforschung München (Winzererstr. 45, 80797 München)

*13.15 – 14.45 Neue Baumaterialien aus Holz*
„Blick ins Labor“: Biegeexperiment, Führung durch die Holzforschung und die Holzbibliothek (Xylothek)
Prof. Klaus Richter, Lehrstuhl für Holzwissenschaft, www.holz.wzw.tum.de
Großflächige Dächer für Lagerhallen oder nachhaltige Hochhäuser für chinesische Metropolen – überall wo Materialien mit hoher Biegefestigkeit und Tragfähigkeit gefragt sind, können in Zukunft Bauträger aus Buchen-Furnierschichtholz zum Einsatz kommen. Das Besondere an der Neuentwicklung: eine innovative Klebetechnik sowie die höhere Festigkeit und Steifigkeit. Wie sich diese Eigenschaften prüfen lassen, zeigt Prof. Richter in einem Biegeexperiment: Dabei wird Furnierschichtholz so lange gebogen, bis es mit einem lauten Knall bricht. Zu wissen, wann es so weit ist, hilft den Forschern, noch leistungsfähigere Baustoffe aus Holz zu entwickeln.
*Holzbestimmung als Detektivarbeit – die Xylothek der TU München*
Die Holzbibliothek (Xylothek) der TU München gehört mit ihren 10.000 verschiedenen Vollholzmustern und ca. 25.000 Mikroschnitten zu den umfangreichsten Sammlungen ihrer Art. Die Proben repräsentieren 218 botanische Familien und etwa 5.000 Holzarten. Den historischen Grundstock bildet die „Ebersberger Xylothek“ aus dem 18. Jh.: Die 145 „Bände“ in Buchform sind aus dem Holz eines Baumes oder Strauches gefertigt und zeigen je nach Holzart noch Blätter, Früchte oder Blüten. Die Sammlung dient nicht nur der Ausbildung, sondern leistet den TUM-Wissenschaftlern wertvolle Dienste, bei der Identifikation von Holz: In akribischer Vergleichsarbeit prüfen sie zum Beispiel, woher nachhaltige Tropenhölzer tatsächlich stammen oder aus welchem Holz historische Kunstwerke gemacht sind.
Kontakt:
Undine Ziller
Pressereferentin
Technische Universität München
T: +49 (0)89 289 22731
F: +49 (0)89 289 23388
E: ziller@zv.tum.de

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Dr. Ulrich Marsch idw

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