Auf einem Nenner: Tiefseedaten und Computermodelle

Auf einer hochkarätig besetzten Tagung, die jetzt im Bremer MARUM stattfand, beschäftigten sich mehr als drei Dutzend Klimaforscher mit den Tiefenströmungen des Weltmeeres. Im globalen Klimageschehen kommt dabei dem Atlantischen Ozean eine Schlüsselrolle zu.

Ziel des Workshops war es, das Material für einen „eiszeitlichen Ozeanatlas“ zusammen zu tragen. Er soll möglichst viele der Datensätze enthalten, mit denen Klimaforscher das Geschehen im eiszeitlichen Weltmeer rekonstruieren können.

Im Blickpunkt der Bremer Tagung stand die Frage, wie die Tiefseeströmungen auf große klimatische Veränderungen reagieren. Diskutiert wurde dies am Beispiel der letzten Eiszeit, die ihren Höhepunkt vor rund 21.000 Jahren erreichte. Der Hintergedanke der Forscher: Wer die Auswirkungen vergangenen Klimaereignisse versteht, kann sich ein besseres Bild über zukünftige Szenarien verschaffen. Denn klar ist: Der tiefgreifende Klimawandel, den wir derzeit erleben, wird sich auch auf das globale System der Ozeanströmungen auswirken.

„Wir haben uns auf den eiszeitlichen Ozean konzentriert, denn für diesen Zeitabschnitt liegen bereits viele Untersuchungen vor, die den Datenatlas bereichern werden“, betont MARUM-Forscher Dr. Stefan Mulitza. „Insbesondere Klimamodellierer werden von einem solchen Atlas profitieren.“ Denn obwohl gerade der Höhepunkt der letzten Eiszeit relativ gut untersucht ist, bestehen immer noch Lücken im Verständnis der Vorgänge in der Tiefsee. „Manche Computermodelle des eiszeitlichen Atlantiks besagen, dass die Tiefenzirkulation stärker war als heute. Andere deuten eher auf das Gegenteil hin“, erklärt Mulitzas Kollege Dr. André Paul, selbst ein Klimamodellierer: „Die Aussicht auf eine gemeinsame große Datengrundlage hat die Zusammenarbeit sehr beflügelt. Ganz besonders fruchtbar war der Austausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen, die auf Expeditionen Daten gewinnen und bearbeiten und jenen, die diese Daten nutzen, um ihre Computersimulationen zu überprüfen.“

Die Workshop-Teilnehmer kamen überein, die Unsicherheit jedes Datenpunktes klar zu benennen. Die beiden Tagungsorganisatoren sehen darin einen großen Fortschritt: „Wir haben geochemische Daten aus über 800 Sedimentkernen zusammengetragen, die bei Tiefseebohrungen in allen Weltmeeren gewonnen worden sind.“

Weitere Informationen/Interviewanfragen/Bildmaterial:
Albert Gerdes
MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0421 – 218-65540
Email: agerdes@marum.de

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