DBU-Projekt an der Hochschule Bremen führt zum Durchbruch beim Naturfaser-Spritzgießen

Workshop zeigte großes Interesse der Industrie – Fachtagung am 21. Mai 2012 in Köln zum Abschluss des Projektes

Die Ergebnisse des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekts „Entwicklung einer industriellen Naturfaser-Pellet-Produktion zur Nutzung von Naturfasern als Verstärkung von (Bio-)Kunststoffen in Spritzguss und Extrusion“ (AZ: 27717-34) stoßen bei der Industrie auf großes Interesse: In einem Experten-Workshop am 16. April 2012 in Osnabrück zeigten sich Compoundeure, Spritzgießer, Extrudeure und Anwender aus der Kunststoff- und Automobilindustrie sehr angetan von den Naturfaser-Pellets aus Hanf.

Mit der Produktion und Optimierung der sog. „Softpellets“ ist es dem Projektpartner BaFa GmbH (http://www.bafa-gmbh.de) gelungen, das Problem der Dosierung von Naturfasern in die Prozesse der Kunststoffindustrie zu lösen. Die umfassenden Versuche der Industriepartner FKuR Kunststoff GmbH (http://www.fkur.com), Linotech GmbH & Co. KG (http://www.linotech.de) und H. Hiendl GmbH & Co. KG (http://www.hiendl.de) sowie des Fraunhofer WKI (http://www.wki.fraunhofer.de), die an der Hochschule Bremen im Bionik-Innovations-Centrum, AG Biologische Werkstoffe (http://www.bionik.hs-bremen.de) ausgewertet wurden, zeigten, dass die Naturfaser-Pellets nicht nur gut dosierbar sind, sondern sich zudem gut und gleichmäßig in der Schmelze auflösen.

Prof. Dr. Jörg Müssig (Hochschule Bremen, Bionik-Innovations-Centrum, AG Biologische Werkstoffe) untersuchte mit seinem Team die Eigenschaften der Hanffasern vor der Pelletierung, nach der Pelletierung, im Granulat und im Endprodukt ebenso wie die mechanischen Werte der Teststäbe und Endprodukte. Nur so war eine fortschreitende Verbesserung der Naturfaser-Pellets im Projekt möglich.

Projektleiter Michael Carus von der nova-Institut GmbH (http://www.nova-institut.eu) zeigte sich sehr zufrieden: „Endlich konnte der Flaschenhals der Naturfaser-Zuführung überwunden werden. Nun können auch Unternehmen mit wenig Erfahrung Naturfasern in Form von Pellets zuführen. Die Pellets sind gerade hart genug, um Transport und Lagerung zu überstehen, und weich genug, um sich in der Schmelze gut aufzulösen“.

Produzent BaFa bietet sowohl reine Naturfaser-Pellets an, als auch Pellets, bei denen bereits während der Pelletierung bis zu 40Prozent Kunststoffe wie PP oder PLA sowie auf Wunsch Additive mit den Naturfasern gemischt werden. Ein überraschendes Ergebnis im Projekt: Pellets aus 60 Prozent Naturfasern und 40 Prozent PP konnten sogar ohne Compoundierung direkt in der Extrusion eingesetzt werden, was erhebliche Kosten und auch Prozessenergie spart.

Das nova-Institut untersuchte die Pellets in Hinblick auf die eingesetzte Prozessenergie und die zu erwartenden Marktpreise. Hier zeigte sich, dass die Marktpreise zu etwa 75 Prozent von den Materialkosten (Hanffasern und ggf. Kunststoff) abhängen. Je nach Zusammensetzung liegen die Preise für die Naturfaser-Pellets zwischen 0,80 und 1,20 Euro pro Kilogramm – für die meisten industriellen Teilnehmer ein attraktiver Preis für die Lösung des Zufuhrproblems. Bernd Frank, Geschäftsführer der BaFa GmbH, freut sich seit Bekanntwerden der Ergebnisse über eine rege Nachfrage. Die Pelletanlage produziert bereits eifrig auf Kundenwünsche zugeschnittene Naturfaser-Pellets, mit und ohne Kunststoffe oder Additive.

Am 21. Mai 2012 findet eine Fachtagung zum Abschluss des Projektes in Köln statt (http://www.bio-based.eu/faserpellets/tagung). Dort werden die Ergebnisse des Projektes umfassend vorgestellt und diskutiert. Jeder Teilnehmer kann zudem Muster für eigene Versuche mitnehmen. Ergänzt wird das Programm durch Vorträge von Unternehmen, die Naturfaser-Spritzgieß-Produkte bereits erfolgreich am Markt platzieren konnten.

Ansprechpartner:
Hochschule Bremen, Fakultät 5, Bionik – Biologische Werkstoffe, Prof. Dr.-Ing. Jörg Müssig, Tel. 0421-59052747; joerg.muessig@hs-bremen.de

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Ulrich Berlin idw

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