BMBF-Projekt "Gesundheit im Alter" startet mit Workshop an der RUB

Viele ältere Menschen leiden gleichzeitig an mehreren, oft chronischen Erkrankungen, und es wird immer mehr Alte geben. Die Herausforderung an das Gesundheitswesen ist absehbar; trotzdem entdeckt die Forschung in Deutschland den alten Menschen und seine Multimorbidität erst allmählich.

Das Bundesforschungsministerium fördert daher ab 2008 sechs Verbünde, die sich dem Altern widmen, darunter den Verbund PRISCUS (lat. „altehrwürdig“) unter Federführung der Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität (Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch) mit 2,8 Mio. Euro für drei Jahre. Vor Beginn der Arbeiten laden die Forscher der RUB sämtliche Kollegen aller sechs Verbünde zum Workshop „Gesundheit im Alter“ ein (29. und 30. November 2007). Da sie an alle gemeinsam betreffenden Themen und Aufgaben arbeiten, sollen durch das Kennenlernen Doppelerhebungen von Daten vermieden und dadurch die Effizienz der BMBF-Mittel erhöht werden. Vier hochkarätige, international renommierte Spitzenforscher auf dem Gebiet „Gesundheit des älteren Menschen“ werden als Invited Speakers referieren.

Informationen im Internet

Informationen zum Verbundprojekt PRISCUS und das Programm des Workshops finden Sie im Internet unter: http://www.priscus.net/index.php

Die Kehrseite der langen Lebenserwartung

Die demographische Entwicklung in Deutschland führt zu einer stetig steigenden Zahl älterer Menschen bei einer sinkenden Zahl von Erwerbstätigen und Jugendlichen. Die Fortschritte der Medizin haben zu dieser Veränderung der Alterspyramide wesentlich beigetragen. „Ältere Menschen tragen aber häufig die Bürde, an einer oder mehreren chronischen Erkrankung zu leiden“, so Dr. Heinz Endres von Verbund PRISCUS. „Der grundsätzlich positive Trend einer längeren Lebenserwartung stellt daher das Gesundheitswesen in allen Bereichen vor wachsende Herausforderungen.“ Trotz dieser absehbaren und unvermeidlichen Entwicklung steht die Altersforschung in Deutschland erst am Anfang, insbesondere im ambulanten Bereich. Bisherige Behandlungsleitlinien basieren in den allermeisten Fällen auf jüngeren Patienten mit nur einer Erkrankung. Es bleiben viele Fragen offen: Was muss man bei der Behandlung älterer Menschen berücksichtigen? Wie muss die Medikation angepasst werden? Wie therapiert man Mehrfacherkrankungen? Was sind die Ziele dieser Therapie? Insbesondere für Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) ist das Forschungs- und Behandlungsdefizit groß.

Partner im Verbund

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat daher ein Programm zur Förderung von Forschungsverbünden zur „Gesundheit im Alter“ aufgelegt. Gefördert werden sechs inhaltlich zusammenhängende Forschungsverbünde, die sich durch einen inter- bzw. multidisziplinären Ansatz und eine Relevanz für die Praxis der Patientenbetreuung auszeichnen. Zu diesen Verbünden zählt Priscus; dessen Partner sind:

o die Abteilung Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (Prof. Dr. Eva Hummers-Pradier): hausärztliche Versorgung

o die Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation, Klinikum der RUB (Prof. Dr. Ludger Pientka): Entwicklung neuer Behandlungsstandards

o der Lehrstuhl für Sportmedizin der RUB (Prof. Dr. Petra Platen): Einfluss der körperlichen Aktivität auf die Gesundheit

o der Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke (Prof. Petra Thürmann): Verbesserung der medikamentösen Versorgung älterer Menschen

o das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Dr. Klaus Berger): Auswirkungen der Mehrfacherkrankungen auf die Lebensqualität der Patienten

o die Arbeitsgruppe Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld (Prof. Dr. Wolfgang Greiner): gesundheitsökonomische Modelle

o die Abteilung Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der RUB (Prof. Dr. Hans Joachim Trampisch): Datenzentrale der getABI-Studie (German Epidemiological Trial on Ankle Brachial Index), unterstützt von Sanofi-Aventis, Berlin („Unresticted Educational Grant“)

Internationale Spitzenforscher zu Gast

Der Workshop an der RUB soll die Kommunikation und Kooperation zwischen den einzelnen Fachrichtungen der Verbünde und den beteiligten Forschern unterstützen. In den sechs Arbeitsgruppen der beiden Workshoptage werden zahlreiche Aspekte der Altersforschung diskutiert, von den Konzepten zur Multimorbidität und Gebrechlichkeit bis hin zur Erfassung und Bewertung der Einnahme mehrerer verschiedener Medikamente (Polypharmazie). „Von besonderer Bedeutung für PRISCUS, aber auch für alle anderen Verbünde ist es, dass es uns gelungen ist, vier hochkarätige, international renommierte Spitzenforscher auf dem Gebiet Gesundheit des älteren Menschen als Invited Speakers für diesen Workshop zu gewinnen“, freut sich Prof. Trampisch. Dr. Marjan van den Akker (Maastricht) referiert über „Comorbidity & multimorbidity: definition, operationalization and further distinctions“. Prof. Linda Fried (Baltimore) spricht zum Thema: „Frailty in older adults: distinction from disability and potential for prevention“. Prof. François Schellevis (Amsterdam, Utrecht) hält einen Vortrag zum Thema: „Multimorbidity and evidence based health care: a challenge!“ Prof. John Bridges (Baltimore) referiert über: „The new challenge for health systems: Understanding patient preferences and promoting patient empowerment“. „Damit werden die Verbünde bereits in der Startphase des BMBF-Projektes auf internationaler Ebene beachtet“, so Prof. Trampisch. Weitere internationale Kooperationen sind vorgesehen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Hans Joachim Trampisch, Sprecher des Verbundprojekts Priscus, Abteilung Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Medizinische Fakultät der RUB, Tel. 0234/32-27790, E-Mail: hans.j.trampisch@rub.de

Media Contact

Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.priscus.net/index.php

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