Internationaler Workshop zur Theragnostik schwerer Infektionen

Schwere Infektionen sind ein wachsendes medizinisches und ökonomisches Problem. Laut einer repräsentativen epidemiologischen Studie, die vom Jenaer Kompetenznetz Sepsis (SepNet) durchgeführt wurde, ist Sepsis heute die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.

Trotz erheblicher Anstrengungen in der Forschung konnte die Todesrate bei schwerer Sepsis in den letzten Jahrzehnten nicht gesenkt werden. Die durch Sepsis verursachten Therapiekosten auf Intensivstationen sind immens: Jährlich entstehen allein in Deutschland direkte Kosten in Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Es werden dringend neue Ansätze für ein besseres Verständnis des komplexen Krankheitsgeschehens benötigt.

Im Zunehmen begriffen sind gefährliche Infektionen, die durch Pilze ausgelöst werden. Vor allem bei Patienten mit einem geschwächten oder medikamentös herunterregulierten Immunsystem besteht die Gefahr einer invasiven Pilzsepsis, bei der Pilze wie Aspergillus fumigatus oder Candida albicans tiefe Gewebsschichten besiedeln und schließlich in den Blutkreislauf gelangen. Da die klinischen Symptome einer Pilzinfektion sehr unspezifisch sind, ist eine Diagnose äußerst schwierig und wird meist zu spät gestellt. Bis heute fehlen molekulare Marker, mit deren Hilfe eine Pilzinfektion innerhalb kürzester Zeit klar identifiziert werden kann.

Unter dem Begriff Theragnostik versteht man die Integration von Diagnostik und Therapie, um den Patienten individuell, d.h. möglichst wirksam und sicher behandeln zu können. Durch Einsatz modernster molekularbiologischer und bildgebender Verfahren soll es künftig möglich werden, den Infektionserreger selbst, sowie seine Virulenz und Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika frühzeitig zu erkennen. Gleichzeitig wird der Immunstatus des Patienten erfasst, um rechtzeitig mit einer lebensrettenden, gezielten antiinfektiven Behandlung beginnen zu können. Dies erhöht die Überlebenschancen und optimiert die Therapiekosten.

Jenaer Naturwissenschaftler und Mediziner haben die Initiative ergriffen und planen derzeit das „Innovationszentrum Theragnostics in Severe Infection Leading to Sepsis“. Dieses Zentrum hat einen interdisziplinären, fakultätsübergreifenden Ansatz und wird vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut – und dem Universitätsklinikum Jena getragen. Biologen, Mikrobiologen, Infektiologen, Mediziner und Bioinformatiker werden sich in grundlagenorientierten Arbeiten mit den molekularen Mechanismen der Krankheitsauslösung sowohl von Seiten der Erreger wie auch des erkrankten Organismus beschäftigen. In enger Vernetzung mit den Klinikern aus dem Universitätsklinikum Jena werden die gewonnenen Erkenntnisse in neue Methoden einer kombinierten Diagnose und Therapie – Theragnostik – umgesetzt. Die Forscher können hierfür auf eine umfangreiche Sammlung klinischen Probenmaterials zurückgreifen, die in den vergangenen Jahren am Klinikum angelegt wurde. Das beantragte Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Zentren für Innovationskompetenz in den neuen Ländern“ gefördert.

Der Ende kommender Woche stattfindende internationale Workshop – bereits der zweite zu dieser Thematik – bietet den am Zentrum beteiligten Wissenschaftlern und interessierten Gästen die Möglichkeit, mit den führenden Theragnostik-Experten aus Europa und den USA zusammenzutreffen und das Konzept des Jenaer Theragnostik-Innovationszentrums zu diskutieren.

Anmeldungen zum kostenfreien Workshop sind formlos zu richten an: michael.ramm@hki-jena.de.

Ansprechpartner:
Dr. Michael Ramm
Wissenschaftliche Organisation
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie e.V.
– Hans-Knöll-Institut –
Beutenbergstrasse 11a
07745 Jena
Tel.: 03641/ 65 66 42
Fax: 03641/ 65 66 20
michael.ramm@hki-jena.de
Presseservice: pr@hki-jena.de

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Dr. Michael Ramm idw

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