Zufällige Begegnung erschafft Diamantring am Himmel

Der Planetarische Nebel Abell 33 aufgenommen mit dem Very Large Telescope der ESO. Bild: ESO

Diese wunderschöne blaue Blase, die durch das Abwerfen der äußeren Hüllen eines alternden Sterns entstanden ist, steht zufälligerweise auf derselben Sehlinie wie ein Vordergrundstern. Zusammen ähneln die beiden frappierend einem diamantenen Verlobungsring. Dieses kosmische Schmuckstück ist ungewöhnlich symmetrisch und erscheint als perfekter Kreis am Himmel.

Die meisten Sterne mit sonnenähnlicher Masse werden als Weiße Zwerge enden – kleine, sehr dichte und heiße Objekte, die langsam über Milliarden Jahre hinweg abkühlen. Auf dem Weg zu dieser letzten Phase ihres Lebens werfen die Sterne ihre Atmosphären in den Weltraum ab und bilden so Planetarische Nebel: farbenfrohe leuchtende Gaswolken, die die kleinen, hellen Sternüberreste umgeben.

Auf dieser vom Very Large Telescope (VLT) der ESO eingefangenen Aufnahme ist der bemerkenswerte Nebel Abell 33 zu sehen, der sich etwa 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet. Seine perfekt runde Form ist für diese Art von Objekt ungewöhnlich – normalerweise stört irgendetwas die Symmetrie und verursacht somit eine Unregelmäßigkeit in der Form von Planetarischen Nebeln [1].

Der auffallend helle Stern am Nebelrand erschafft auf dieser VLT-Aufnahme eine wunderschöne Illusion: Der Stern namens HD 83535 befindet sich zufällig direkt vor dem Nebel, etwa auf halbem Weg zwischen Erde und Abell 33, und gerade an der richtigen Stelle, um diesen Anblick noch schöner zu gestalten. Zusammen bilden HD 83535 und Abell 33 einen funkelnden Diamantring.

Der Überrest des Vorgängersterns von Abell 33 ist gerade dabei zu einem Weißen Zwerg zu werden und ist als winzige weiße Perle etwas abseits der Mitte innerhalb des Nebels zu sehen. Er ist immer noch hell – heller als unsere Sonne – und emittiert genug ultraviolette Strahlung, um die abgeworfene Atmosphärenblase zum Leuchten zu bringen [2].

Abell 33 ist nur eines von 86 Objekten im Abell Catalogue of Planetary Nebulae des Astronomen George Abell aus dem Jahr 1966. Abell hat den Himmel ebenfalls nach Galaxienhaufen durchforstet und den Abell Catalogue mit 4000 solcher Haufen sowohl an der nördlichen als auch an der südlichen Hemisphäre zusammengestellt.

Für diese Aufnahme wurden im Rahmen des Cosmic Gems-Programms der ESO Daten mit dem im sichtbaren Licht und im na Ultravioletten arbeitenden FOcal Reducer and low dispersion Spectrograph (FORS) gewonnen, der am VLT der ESO angebracht ist [3].
im Rahmen des Cosmic Gems-Programms der ESO

Endnoten

[1] Zum Beispiel die Art, wie der Stern rotiert oder wenn der Zentralstern Teil eines Doppel- oder Mehrfachsternsystems ist.

[2] In dieser scharfen Aufnahme erscheint der Zentralstern doppelt. Ob das der Wirklichkeit entspricht oder nur eine weitere zufällige Anordnung ist, ist bisher unbekannt.

[3] Dieses Bild stammt aus dem Cosmic Gems-Programm (wörtlich „kosmische Edelsteine“), einer ESO-Initiative zur Erstellung von astronomischen Aufnahmen für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Programm nutzt hauptsächlich Zeiten, während derer die Beobachtungsbedingungen nicht den strengen Ansprüchen wissenschaftlicher Beobachtungsarbeit genügen, um Bilder von interessanten, faszinierenden oder von Himmelsobjekten anzufertigen, die einfach schön anzusehen sind. Die Bilddaten sind anschließend im wissenschaftlichen Archiv der ESO für jedermann zugänglich. Auch professionelle Astronomen können sie für ihre Zwecke nutzen.

Zusatzinformationen

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedsländer: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt.

Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist.

Die ESO ist der europäische Partner bei den neuartigen Teleskopverbund ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Großteleskop mit 39 Metern Durchmesser für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

Kontaktinformationen

Carolin Liefke
ESO Science Outreach Network – Haus der Astronomie
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http://www.eso.org/public/germany/news/eso1412/ – Webversion der Pressemitteilung mit weiteren Bildern und Videos (auch in höher aufgelösten Versionen). Zugang vor Ablauf der Sperrfrist bitte bei Lars Lindberg Christensen (lars@eso.org) erfragen
http://www.eso.org/public/outreach/gems.html – Das Cosmic Gems-Programm der ESO
http://www.eso.org/public/images/archive/search/?adv=&subject_name=Very%20La… – Fotos vom Very Large Telescope

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Dr. Carolin Liefke ESO Science Outreach Network

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