Wunderschöne Spiralgalaxie verziert mit schwächer werdender Supernova

Die Spiralgalaxie NGC 1637<br>Bild: ESO<br>

Im Jahr 1999 wurde die ruhige Erscheinung dieser Galaxie von einer hellen Supernova gestört. Der Arbeit von Astronomen, die die Überreste dieser Explosion mit dem Very Large Telescope am Paranal-Observatorium der ESO in Chile untersucht haben, verdanke wir dieses atemberaubende Bild dieser vergleichsweise nahegelegenen Galaxie.

Supernovae gehören zu den gewaltsamsten Ereignissen in der Natur. Ihr helles Aufleuchten zeugt vom Tod eines Sterns und kann zeitweise die das vereinte Licht von Milliarden von Sternen einer Galaxie überstrahlen.

Im Jahr 1999 meldete das kalifornische Lick-Observatorium die Entdeckung einer neuen Supernova in der Spiralgalaxie NGC 1637 mit einem Teleskop, das speziell für die Suche nach diesen seltenen, aber besonders wichtigen kosmischen Ereignissen gebaut worden war [1]. Sofort wurden Nachfolgebeobachtungen beantragt, um den Fund zu bestätigen und weiter zu untersuchen. Die Supernova erhielt den Namen SN 1999em und wurde von vielen Observatorien verfolgt. Nach ihrer spektakulären Explosion im Jahr 1999 haben die Wissenschaftler ihre Helligkeit sorgfältig vermessen und so einen relativ langsamen Rückgang über die Jahre dokumentieren können.

Der Vorläuferstern von SN 1999em war vor seinem Tod sehr massereich – er hatte mehr als acht Sonnenmassen. Am Ende seines Lebens fiel sein Kernbereich in sich zusammen, als Folge dessen entstand eine kataklysmische Explosion [2].

Im Rahmen der Nachfolgebeobachtungen von SN 1999em entstanden viele Bilder ihrer Heiatgalaxie NGC 1637 mit dem VLT, aus denen das hier gezeigte scharfe Bild zusammengesetzt wurde. Die Spiralstruktur der Galaxie zeigt sich als ausgeprägtes Muster durch das bläuliche Leuchten junger Sterne. Hinzu kommen Gaswolken und dunkle Staubbänder.

Obwohl NGC 1637 auf den ersten Blick sehr symmetrisch zu sein erscheint, hat sie einige interessante Eigenschaften: Der relativ locker gewundene Spiralarm links oberhalb des Kernbereichs erstreckt sich viel weiter als der viel kompaktere Arm unten rechts, der dadurch wie um die Hälfte verkürzt aussieht. Die Galaxie hat sozusagen Schlagseite.

Das Bild zeigt außerdem Vordergrundsterne aus unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße, und ferne Hintergrundgalaxien, die zufällig in derselben Richtung am Himmel zu sehen sind.

Endnoten

[1] Die Supernova wurde mit dem Katzman Automatic Imaging Telescope am Lick-Observatorium auf dem Mount Hamilton in Kalifornien entdeckt.

[2] SN1999em wurde als sogenannte Kernkollaps-Supernova klassifiziert, genauergesagt als Supernova vom Typ IIp. Das p steht dabei für Plateau, was bedeutet, dass Supernovae dieses Typs nach dem Helligkeitsmaximum noch für eine vergleichsweise lange Zeit in etwa so hell bleiben (ihre Lichtkurve zeigt also ein Plateau).

Zusatznformationen

Der FOcal Reducer and low dispersion Spectrograph (kurz FORS, wörtlich „Brennweitenreduzierer und niedrigauflösender Spektrograf“) ist das vielseitigste Instrument des Very Large Telescope. Die Kombination aus astronomischer Kamera und Spektrograf wurde gemeinsam von den Universitätssternwarten in Heidelberg, Göttingen und München und der ESO entwickelt und gebaut.

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedsländer: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europäische Partner bei den neuartigen Verbundteleskop ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Großteleskop mit 39 Metern Durchmesser für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

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