Vorschau auf die Schätze eines Durchmusterungsteleskops

VST-Aufnahme des Lagunennebels <br>Abbildung eso1403a<br>

Diese gigantische Gas- und Staubwolke bringt äußerst helle, junge Sterne hervor und beherbergt junge Sternhaufen. Dieses Bild ist nur ein winziger Teil von nur einer der elf öffentlich zugänglichen Himmelsdurchmusterungen von Teleskopen der ESO, die gerade durchgeführt werden. Zusammen stellen sie ein gewaltiges Vermächtnis an frei verfügbaren Daten für die astronomische Gemeinschaft der gesamten Welt dar.

Der Lagunennebel ist ein faszinierendes Objekt, das sich etwa 5000 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Sagittarius (der Schütze) befindet und auch als Messier 8 bekannt ist. Es handelt sich dabei um eine riesige Wolke mit einem Durchmesser von 100 Lichtjahren, in der neue Sterne innerhalb von Gas- und Staubblasen entstehen [1]. Dieses neue 16.000 Pixel breite Bild stammt vom VLT Survey Telescope (VST), einem der zwei ausgewiesenen Durchmusterungsteleskope der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chiles. Die zoombare Version des Bildes erlaubt es dem Betrachter, sämtliche Bereiche dieses faszinierenden Objekts bis ins kleinste Detail zu erkunden.

Das VST wurde nicht speziell auf den Lagunennebel ausgerichtet, sondern als Teil eines riesigen Durchmusterungsprojekts namens VPHAS+ beobachtet, die einen viel größeren Teil der Milchstraße beinhaltet. VPHAS+ ist eine von drei bildgebenden Durchmusterungen im visuellen Spektralbereich mit dem VST. Ergänzt werden diese von sechs Infrarot-Durchmusterungen mit dem VISTA-Durchmusterungsteleskop.

Die Durchmusterungen widmen sich den wichtigsten Fragen der modernen Astronomie: Sie umfassen die Beschaffenheit Dunkler Energie, die Suche nach hellen Quasaren im frühen Universum, Untersuchungen der Struktur der Milchstraße und die Suche nach ungewöhnlichen und verdeckten Objekten in ihr, detaillierte Untersuchungen der benachbarten Magellanschen Wolken und viele weitere Themengebiete. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Durchmusterungen oft Unerwartetes zu Tage bringen. Solche Überraschungen sind unabdingbar für den Fortschritt der astronomischen Forschung.

Zusätzlich zu den neun bildgebenden Durchmusterungen mit VISTA und VST sind noch zwei weitere Durchmusterungen mit ESO-Teleskopen in Gang. Eine davon ist der Gaia-ESO Survey. Dabei werden mit dem Very Large Telescope auf dem Paranal die Eigenschaften von mehr als 100.000 Sternen in der Milchstraße abzubilden. Die zweite mit dem Namen PESSTO führt Nachbeobachtungen von kurzlebigen Objekten wie Supernovae mit Hilfe des New Technology Telescope auf La Silla durch [2].

Einige dieser Durchmusterungen haben schon 2010, andere hingegen erst vor Kurzem beonnen. Mittlerwiele wurden von allen erste Daten veröffentlicht, die für Astronomen auf der ganzen Welt über das ESO-Archiv [3] frei zugänglich sind.

Obwohl die Beobachtungen für die Durchmusterungen noch längst nicht abgeschlossen sind, haben sie jetzt schon zu vielen Entdeckungen geführt.

Dazu zählen der neue Sternhaufen, der mit der VVV- Durchmusterung gefunden wurde (eso1128, eso1141), die bislang beste Karte des Zentrums unserer Milchstraße (eso1242, eso1339), ein sehr tiefer Einblick in den Infrarothimmel (eso1213) und vor Kurzem der am weitesten entfernte Quasar (von der VISTA VIKING-Durchmusterung), der bislang entdeckt wurde.

Die ESO Public Surveys werden viele Jahre lang weiter laufen und ihr astronomisches Erbe wird sich viele Jahrzehnte lang auf die Zukunft auswirken.

Endnoten
[1] Die ESO hat schon früher mehrere atemberaubende Ansichten dieses Objekts erstellt – herausragend ist dabei das 370-Megapixel-Bild, das Teil des GigaGalaxy-Zoom-Projekts (eso0936) war. VISTA, das Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy, hat mit der VVV-Durchmusterung die Geheimnisse des Lagunennebels im Infraroten ergründet (eso1101) und damit eine vollkommen andere Sicht auf dieses Himmelsobjekt eröffnet.

[2] Weitere Informationen zu allen elf Durchmusterungen sind hier verfügbar. Eine verständliche Beschreibung ihres derzeitigen Status und ihrer Ergebnisse wird in einem dedizierten Abschnitt der neuesten Ausgabe des ESO Massenger präsentiert.

[3] Ein Überblick über die Veröffentlichung der Daten der elf öffentlichen Durchmusterungsprojekte der ESO ist ebenfalls verfügbar.

Weitere Informationen
Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 15 Mitgliedsländer: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist der europäische Partner bei den neuartigenTeleskopverbund ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO ein Großteleskop mit 39 Metern Durchmesser für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird: das European Extremely Large Telescope (E-ELT).

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.

Kontaktinformationen

Carolin Liefke
ESO Science Outreach Network – Haus der Astronomie
Heidelberg, Deutschland
Tel: 06221 528 226
E-Mail: eson-germany@eso.org
Richard Hook
ESO Public Information Officer
Garching bei München, Germany
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Dies ist eine Übersetzung der ESO-Pressemitteilung eso1403.

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