Ein Teilchen in der Falle

Die Physiker um Prof. Dr. Gerd Leuchs, Lehrstuhl für Experimentalphysik (Optik) der Universität, haben in Zusammenarbeit mit dem National Institute of Standards and Technology in Boulder, USA, eine neuartige Ionenfalle gebaut, die ein wichtiges Werkzeug für die Kopplung von Lichtteilchen und Atomen darstellt – eine der Voraussetzungen für den Aufbau von Quantennetzen.

Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler in der Online-Ausgabe des Magazins Nature Physics vom 28. Juni 2009 veröffentlicht.

Ionenfallen erlauben es, einzelne geladene Atome einzufangen und diese über einen längeren Zeitraum festzuhalten. Wissenschaftler können die so fixierten Teilchen mit Hilfe schwacher Laserstrahlen auf ihre physikalischen Eigenschaften untersuchen oder auch den Einfluss der Umwelt auf das Ion erforschen. Die Ionenfalle ermöglicht es, einzelne Teilchen als besonders empfindliche Prüfspitze für Licht und andere elektromagnetische Felder einzusetzen.

Freie Sicht nach allen Seiten

Die meisten bisher konstruierten Fallen schränken den Zugriff auf das Ion allerdings stark ein oder umgeben es nahezu vollständig. Den Forschern in Erlangen und Boulder ist es gelungen, die Geometrie der Fallenelektroden so abzuwandeln, das das gefangene Teilchen fast „freie Sicht“ nach allen Seiten hat. Nun schwebt das geladene Atom wie über einer Nadelspitze und kann nahezu von allen Seiten – etwa 96 Prozent des Raums – untersucht werden. Durch die schlanke Form der Falle kann das Ion, ähnlich wie ein Tastkopf, an Oberflächen herangeführt werden. So lassen sich extrem kleine elektromagnetische Kräfte messen, die bis zu einer Quadrillion mal kleiner als die Erdanziehung sind.

In Erlangen soll mit der Falle ein Ion im Zentrum eines Parabolspiegels von der Größe einer Geldmünze platziert werden. So wollen die Forscher etwas schaffen, was im Allgemeinen erst nach vielen Anläufen gelingt: Das geladene Atom soll in einem kontrollierten Prozess ein einzelnes Lichtteilchen aufnehmen – und das schon beim ersten Versuch. Das Ion speichert dabei auch die Informationen, die das Lichtteilchen trägt.

Dieser Vorgang gilt als eine der Grundlagen der modernen Quantenoptik. Er konnte bislang von der Forschung im Detail aber noch nicht experimentell untersucht werden. Außerdem ist eine Lichtteilchen-Atom-Kopplung ein wichtiger Baustein für die Realisierung von Quantennetzwerken, einer Art Internet für eine vom Prinzip her absolut sichere Übertragung klassischer Daten und zukünftig auch für die Übertragung von Quanteninformation.

Die Universität Erlangen-Nürnberg, gegründet 1743, ist mit 26.000 Studierenden, 550 Professorinnen und Professoren sowie 2000 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Universität in Nordbayern. Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen an den Schnittstellen von Naturwissenschaften, Technik und Medizin in engem Dialog mit Jura und Theologie sowie den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit Mai 2008 trägt die Universität das Siegel „familiengerechte Hochschule“.

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Dr. Sabine König
Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts
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