Startschuss für CCAT-Teleskop

Startschuss für ein wichtiges Astrophysik-Projekt: Die Universität zu Köln und die Universität Bonn beabsichtigen, sich an der Entwicklung und dem Bau des CCAT-Teleskops (Cerro Chajnantor Atacama Telescope) in der chilenischen Atacama-Wüste zu beteiligen.

Der Rektor der Universität zu Köln, Professor Axel Freimuth, wird für die beide Hochschulen das Agreement mit dem CCAT-Konsortium am Donnerstag den 9. Dezember unterzeichnen. Damit gehören die beiden rheinischen Universitäten zu den Gründungsmitgliedern des Konsortiums. Gründungspartner des Projektes sind die Cornell-University (35%), das Calfornia Institute of Technology (Caltech, 35%), die University of Colorado (10%), ein Konsortium kanadischer Universitäten (10%) und die deutschen Partner (10%).

Die Hochschulen bekräftigen mit dem Vertrag ihre Absicht, das Projekt als Partner mit einem 10% Anteil und entsprechender Beteiligung an den Kosten zu unterstützen. Federführend bei dem Projekt sind die beiden amerikanischen Institutionen Cornell University und das California Institute of Technology (Caltech) . Professor Jürgen Stutzki vom I. Physikalischen Institut und Sprecher des SFB 956 „Bedingungen und Auswirkungen der Sternentstehung – Astrophysik, Instrumentierung und Labor“ leitet den Kölner Beitrag zum Bau des Teleskops.

Das Observatorium wird mit bisher unerreichter Empfindlichkeit weit entfernte Sterne und Galaxien im Ferninfrarot-Wellenbereich (0,03 – 3mm Wellenlänge) beobachten. Die Physiker des SFBs sehen die damit gewonnenen Möglichkeiten als wichtigen Beitrag zu ihren Forschungen. Auch der Direktor des internationalen CCAT-Konsortiums, Professor Riccardo Giovanelli von der Cornell University, wird der Unterzeichnung beiwohnen.

Die Deutschen seien willkommene Partner, so Professor Jürgen Stutzki: „Wir haben sowohl technologisch bei der Instrumentierung als auch bei den Teleskopen in Deutschland einiges zu bieten.“ Die Institute in Bonn und Köln seien international sehr gut angesehen, erklärt Professor Stutzki die Mitwirkung der beiden Universitäten. „Wir liefern in diesem Bereich, der Instrumentierung von Ferninfrarot, exzellente Beiträge.“

Seit 25 Jahren arbeiten die Kölner Astrophysiker mit eigenem Radioteleskop und Instrumenten und haben so eine hervorragende Kompetenz in der Entwicklung und dem Bau von Detektoren entwickelt. So waren die Kölner an der Entwicklung und dem Bau des Ferninfrarot-Spektrometers HiFi für den ESA-Satelliten Herschel und am GREAT-Instrument für das Flugzeug-Observatorium SOFIA beteiligt. Mit Hilfe der Instrumentierungsförderung innerhalb des SFBs werden die Wissenschaftler nun neue Technologien für eine neue Generation von Detektoren entwickeln, die auch dem CCAT-Projekt zu Gute kommen werden.

Mit dem Teleskop werden sich die Wissenschaftler ein hochempfindliches Beobachtungsgerät schaffen, das für ihren SFB mittelfristig zentrale Bedeutung hat. Denn mit seinen 25-Metern Durchmesser wird das CCAT mit Abstand das größte Teleskop der Welt im Terahertz-Wellenlängenbereich sein. „Die Größe ist deswegen entscheidend, weil man damit mehr Licht sammeln und empfindlicher messen kann“, erklärt Professor Jürgen Stutzki. „Außerdem kann man räumliche Details genauer auflösen.“ Durch die enorme Empfindlichkeit des Teleskops können in Zukunft Prozesse im Umfeld der Sternentstehung in unserer Milchstraße und in anderen Galaxien bis zum Rand des Universums beobachtet werden. Zusammen mit dem im Bau befindlichen Observatorium ALMA, wird CCAT in etwa fünf Jahren wertvolle Dienste für den Kernbereich des SFB 956 „Bedingungen und Auswirkungen der Sternentstehung – Astrophysik, Instrumentierung und Labor“ leisten.

Dabei wird es unter anderem die Möglichkeit bieten, großräumig nach interessanten Untersuchungsobjekten zu fahnden, so Stutzki: „Mit ALMA kann man nur einen ganz kleinen Punkt am Himmel anschauen. Da würde man sich sozusagen im Heuhaufen zu Tode suchen. Mit einem Instrument wie CCAT können Sie den ganzen Heuhaufen durchsuchen und sofort die interessante Stecknadeln identifizieren.“ CCAT wird in 5600 Metern Höhe im Norden Chiles in der Atacama-Wüste gebaut werden. Durch die Höhe des Observatoriums sollen hinderliche Einflüsse der Atmosphäre, die einen Teil der Terahertz-Strahlung blockieren, verringert werden.

Mit der Unterzeichnung wird ein Projekt in Angriff genommen, das im letzten Jahr seinen entscheidenden Impuls erhielt. Bereits im Februar 2009 hatte Rektor Freimuth auf einem Besuch beim Caltech ein Agreement über ein Interimskonsortium unterschrieben. Im Sommer diesen Jahres sprachen sich die amerikanischen Astronomen und Astrophysiker im „decadal review“ der National Science Foundation, einer zehnjährlichen Bestandsaufnahme der wichtigsten astronomischen Projekte, für die Umsetzung von CCAT aus.

Durch die Absichtserklärung des Konsortiums, CCAT zu bauen, sehen die zukünftigen Beobachtungsmöglichkeiten der Astrophysiker des SFB 956 nun exzellent aus. Jürgen Stutzki ist froh, dass die Universität zu Köln sich an dem Observatorium in Chile beteiligen will. „Es passt ganz hervorragend zusammen, dass wir im Umfeld des SFBs auch den Rückenwind kriegen, um unsere 10 Prozent Beteiligung auch zu realisieren.“

Ort: Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz,
Alter Senatssaal
Wann: Donnerstag, 09.12. 2010, 9:00 Uhr
Bei Rückfragen: Professor Jürgen Stutzki, 0221/ 470-3494
Verantwortlich: Dr. Patrick Honecker

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Anneliese Odenthal idw

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