Auf den Spuren einer kosmischen Katze

Der Katzenpfotennebel NGC 6334, aufgenommen mit dem 2,2m-MPG/ESO-Teleskop am La Silla-Observatorium. Bild: ESO <br>

Diese komplexe Struktur aus Gas und Staub, Geburtsstätte einer Vielzahl massereicher Sterne, liegt nahe der Zentralregion der Milchstraße und ist aufgrund von Staubwolken, die zwischen ihr und der Erde liegen, weitgehend verdeckt.

Nur wenige Objekte am Nachthimmel werden ihrem Namen so gut gerecht wie der Katzenpfotennebel, eine glühende Gaswolke, die in der Tat einem gigantischen Pfotenabdruck ähnelt. Das Objekt mit der astronomischen Katalognummer NGC 6334 wurde erstmals im Jahre 1837 durch den Britischen Astronomen John Herschel beschrieben, der sich zu jener Zeit in Südafrika aufhielt. Obwohl er eines der größten damaligen Teleskope nutzte, scheint Herschel nur den hellsten Teil der Wolke wahrgenommen zu haben (in dem hier gezeigten Bild unten links).

NGC 6334 steht im Sternbild Skorpion, ist rund 5500 Lichtjahre von der Erde entfernt und überdeckt am Nachthimmel eine Fläche etwas größer als die des Vollmonds. Das Objekt hat einen Durchmesser von rund 50 Lichtjahren. Es erscheint irdischen Beobachtern rötlich, obwohl es durchaus auch bläuliche und grünliche Lichtanteile aussendet; Schuld sind winzige Mengen an Gas und Staub, die sich im Weltraum zwischen NGC 6334 und der Erde befinden – die entsprechenden Weltraumregionen sind fast, aber eben nicht vollständig leer. Diese Materie streut bläuliches und grünliches Licht besonders effektiv, so dass bevorzugt rötliches Licht die Erde erreicht. Das rötliche Licht, das wir vom Katzenpfotennebel empfangen, wird vor allem von Wasserstoffgas erzeugt, das durch die intensive Strahlung heißer, junger Sterne zum Leuchten angeregt wird.

NGC 6334 ist eine der aktivsten Kinderstuben für massereiche Sterne, die es in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, gibt, und ein beliebtes astronomisches Studienobjekt der Astronomen. Im Inneren dieses Nebels verbirgt sich zum einen eine Vielzahl sehr junger, hell leuchtender bläuliche Sterne – jeder davon mit fast zehn Mal soviel Masse wie unsere Sonne -, die typischerweise nur einige Millionen Jahre alt sind (im Vergleich: unsere Sonne hat ein Alter von rund 4,6 Milliarden Jahren). Zum anderen befinden sich dort eine Reihe von noch in Entstehung befindlichen Babysternen, die typischerweise im Inneren von Staubwolken verborgen und entsprechend schwer zu beobachten sind. Insgesamt dürfte es im Katzenpfotennebel einige Zehntausende von Sternen geben.

Besonders interessant ist die rote, fein strukturierte Blase im unteren rechten Bildteil. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Stern, der dem Ende seines Lebens entgegengeht und dabei mit hoher Geschwindigkeit große Mengen an Materie ausstößt, oder aber um das Überbleibsel eines Sterns, der das Ende seines Lebens bereits erreicht hat und explodiert ist.

Die neue Aufnahme des Katzenpfotennebels wurde aus Teilbildern zusammengesetzt, die mit dem Wide Field Imager (WFI) aufgenommen wurden, einer astronomischen Kamera mit besonders großem Bildfeld, die am 2,2-Meter MPG/ESO-Teleskop des La Silla-Observatoriums in Chile installiert ist. Die Teilbilder wurden durch spezielle Blau-, Grün- und Rotfilter aufgenommen, außerdem durch einen speziellen Filter, dessen Durchlassbereich speziell auf Licht abgestimmt ist, wie es von glühendem Wasserstoffgas ausgesandt wird.

Hintergrundinformationen

Das MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop wurde 1984 in Betrieb genommen und ist eine Leihgabe der Max-Planck-Gesellschaft an ESO. Sein Wide Field Imager, eine astronomische Kamera mit besonders großem Blickfeld und einem Detektor mit 67 Millionen Pixeln, liefert Bilder, die nicht nur von wissenschaftlichem, sondern auch von ästhetischem Wert sind.

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, und VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.

Kontakt

Henri Boffin
ESO La Silla-Paranal/E-ELT-Öffentlichkeitsarbeit
Garching
Tel.: +49 89 3200 6222
E-Mail: hboffin@eso.org

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Dr. Markus Pössel Max-Planck-Institut

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