Neue Hinweise auf flüssiges Wasser auf dem Mars entdeckt

Dunkle Fliessspuren, wie hier im Palikir Krater, bilden sich in jedem Mars-Frühjahr. Sie gelten als Beleg für flüssiges Wasser und wurden nun erstmals am Mars-Äquator beobachtet.<br><br>Bild: NASA/JPL/University of Arizona<br>

Mit dieser Entdeckung knüpft ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern an frühere Beobachtungen an.

Sie sind ein «Highlight» in der Marsforschung, sagt Nicolas Thomas, Professor am Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern: Auf der Oberfläche des Roten Planeten wurden Fliessspuren entdeckt, die im Frühling erscheinen, während dem Mars-Sommer wachsen und im Winter wieder verschwinden. Sie kommen in jedem Mars-Jahr an den gleichen Orten vor. Beobachtet wurden sie das erste Mal vor rund vier Jahren in moderaten südlichen Breitengraden – und sie werden als Beleg dafür gesehen, dass auf der Mars-Oberfläche flüssiges Wasser existiert.

Nun hat ein internationales Team mit Berner Beteiligung Hinweise auf solche Spuren in den Canyons von «Vallis Marineris» gefunden. Diese Erkenntnisse, die im Journal «Nature Geoscience» publiziert werden, zeigen laut Nicolas Thomas, dass «flüssiges Wasser in äquatorialen Regionen – einem primären Ziel für zukünftige Landplätze von Sonden – vorkommen könnte».

Hochauflösende Kamera zeigt dynamischen Mars

Möglich wurden diese Beobachtungen durch die Kamera des Forschungsprojekts «High Resolution Imaging Science Experiment» (HiRISE), die sich an Bord der NASA-Raumsonde «Mars Reconnaissance Orbiter» befindet. Als einzige europäische Universität ist Bern daran beteiligt. In den letzten beiden Wochen waren Forschende des Center for Space and Habitability dafür verantwortlich, Ziele auf der Marsoberfläche für eine detaillierte Untersuchung durch die hochauflösende HiRISE-Kamera auszuwählen. Die über 150 Ziele wurden an das Hauptquartier an der University of Arizona gesendet, wo die Befehle für die Kamera generiert und ans Raumschiff übermittelt werden.

Die bisherigen Auswertungen stützen die Vermutung, dass die Spuren durch flüssiges Wasser verursacht werden. «HiRISE hat gezeigt, dass der Mars viel dynamischer ist, als wir erwartet haben», erklärt Nicolas Thomas. «Wir konnten subtile Veränderungen bei der Helligkeit der Marsoberfläche beobachten, was darauf hinweist, dass ein benetzter Boden getrocknet ist.» Denn dieser zeige danach veränderte lichttechnische Eigenschaften, bei denen Salze eine Rolle spielen könnten. Um diese Beobachtungen im Labor zu reproduzieren, führt das Team des CSH Experimente mit simuliertem Mars-Boden – der zumeist aus Hawaii stammt – durch.

Berner Forschende auch bei nächster Marsmission dabei

Näher untersucht werden die Fliessspuren bei einer nächsten Marsmission, an der die Universität Bern ebenfalls wieder beteiligt ist: Die Spuren sind eines der wissenschaftlichen Ziele des Kamerasystems «CaSSIS» (Colour and Stereo Surface Imaging System), das mit der «ExoMars Trace Gas Orbiter»-Mission der ESA im Jahr 2016 zum Mars fliegen wird. Gebaut wird diese Kamera von einem Konsortium, das von der Universität Bern geleitet und durch das Swiss Space Office teilweise finanziert wird. «Die Erfahrung, die das Berner Team durch die HiRISE-Kooperation mit der University of Arizona gewonnen hat, hilft uns bei der Vorbereitung auf eines unserer bisher anspruchsvollsten Projekte», sagt Nicolas Thomas. Die zur Verfügung stehende Zeit, dieses System zu bauen, sei ungewöhnlich knapp. «Aber der Nutzen für die wissenschaftliche Untersuchung des Mars und für zukünftige bemannte Erkundungen ist enorm.»

Angaben zur Publikation:
Alfred S. McEwen, Colin M. Dundas, Sarah S. Mattson, Anthony D. Toigo, Lujendra Ojha, James J. Wray, Matthew Chojnacki, Shane Byrne, Scott L. Murchie and Nicolas Thomas: Recurring slope lineae in equatorial regions of Mars, Nature Geoscience, in press, doi: 10.1038/NGEO2014
Weitere Informationen:
http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/
news/2013/wasser_auf_dem_mars/index_ger.html

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Nathalie Matter Universität Bern

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