Mit Nanomembranen Moleküle aus Wasser oder Luft sieben

Prof. Dr. Armin Gölzhäuser stellt in „research_tv“ seine Forschung zu Nanomembranen vor. Foto: Universität Bielefeld

Freitragende und Millionstel-Millimeter dünne Membranen aus Kohlenstoff: Sie sind ein Spezialgebiet von Professor Dr. Armin Gölzhäuser von der Universität Bielefeld und seiner Forschungsgruppe. Die Nanomembranen können als ultrafeiner Filter und als Schutzschicht dienen. Die Bielefelder Physikerinnen und Physiker haben mehrere Patente zur Herstellung solcher Molekülschichten. In ihrer Forschung analysieren sie, welche Eigenschaften die Nanomembranen haben – als Grundlage für ihre künftige Anwendung.

In einem neuem „research_tv“-Beitrag der Universität Bielefeld erklärt Armin Gölzhäuser, was die Membranen zu Multitalenten macht, und er schätzt ein, welche Bedeutung sie künftig für die Reinigung von Wasser erlangen könnten.

Werden sie als Wasserfilter eingesetzt, lassen die Kohlenstoff-Nanomembranen nur Wassermoleküle durch und halten andere Moleküle heraus. Als Luftfilter könnten die Membranen zum Beispiel Kohlendioxid aus Autoabgasen entfernen. „Bisher ist allerdings weitgehend unklar, was passiert, wenn ein Molekül durch solch ein Sieb wandert“, sagt Gölzhäuser. „Wir untersuchen daher zum Beispiel: Berührt es die Membran, bleibt es dort haften oder fliegt es direkt durch die Poren der Membran hindurch?“

Mit den Erkenntnissen dieser Forschung können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Herstellungsverfahren verändern, um die Nanomembranen dem jeweiligen Zweck anzupassen – für jeden Einsatz die passende Nanomembran. „Wir können die Durchlässigkeit der Membranen für verschiedene Stoffe verändern, ebenso ihre Leitfähigkeit, Elastizität, Dichte und Dicke.“

Das Herstellungsverfahren haben Mitarbeiter aus Gölzhäusers Gruppe entwickelt: Dafür tauchen die Forscher einen Festkörper – zum Beispiel eine Goldoberfläche – in eine Flüssigkeit mit organischen Molekülen. Auf dem Festkörper lagern sich die Moleküle in einer dünnen Schicht ab, die dann mit Elektronen bestrahlt wird. Dadurch lösen sie eine kontrollierte chemische Reaktion aus: eine Quervernetzung – die Moleküle verbinden sich untereinander, die Nanomembran entsteht. Der schwierigste Schritt folgt aber noch. Sie muss von der tragenden Schicht abgelöst werden. „Dazu bringen wir eine sogenannte Transferschicht ein, mit der sich die Kohlenstoff-Nanomembran abtrennen lässt“, sagt Gölzhäuser.

Nanomembranen eignen sich nicht nur zum Filtern. Gölzhäusers Gruppe kann einlagige Membranen auch als undurchlässige Schutzschicht produzieren. Denkbar wäre ihr Einsatz in der Mikroelektronik. „Dort sind die Bauteile so klein, dass sie kaum mit Lacken überzogen werden können. Die Nanomembranen sind aber so dünn, dass sie sich darüber legen.“

Kontakt:
Prof. Dr. Armin Gölzhäuser, Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
Telefon: 0521 106 5362
E-Mail: goelzhaeuser@physik.uni-bielefeld.de

Beitrag bei research_tv („Kohlenstoff-Nanomembranen. Ein Sieb für Moleküle“)

https://www.youtube.com/watch?v=TJi8v_RjrxI

http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/pressemitteilungen/entry/ultrad%C3%BCnne_membr… „Ultradünne Membranen aus Graphen“ (Pressemitteilung vom 27.09.2016)
https://www.physik.uni-bielefeld.de/pss Arbeitsgruppe Prof. Gölzhäuser
http://www.uni-bielefeld.de/research-tv/filme.html Übersicht der research_tv-Wissenschaftsvideos

Media Contact

Jörg Heeren idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer