Millionen für Jülicher Neutronenforschung

Das Forschungszentrum Jülich erhält rund 6,4 Millionen Euro Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für seinen Beitrag an der Planungsphase der europäischen Spallationsquelle ESS im schwedischen Lund.

Thomas Rachel, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, überreichte in Berlin den Bewilligungsbescheid an Prof. Sebastian M. Schmidt, Mitglied des Vorstands des Forschungszentrums und Koordinator der deutschen Beiträge für die ESS. Insgesamt fördert das BMBF die an der Planungsphase beteiligten deutschen Forschungseinrichtungen und Universitäten mit zunächst 15 Millionen Euro.

„Neutronen sind heute aus der Wissenschaft nicht mehr wegzudenken – von der Grundlagenforschung bis zur anwendungsnahen Forschung in den Werkstoffwissenschaften, der Biologie oder Medizin. Die Spallationsquelle in Lund wird weltweit die leistungsfähigste sein und für die europäische Forschung ganz neue Möglichkeiten eröffnen“, sagte Forschungsstaatssekretär Thomas Rachel. „Mit der Bewilligung startet Deutschland seine Beteiligung an diesem einzigartigen Großgerät.“

In Deutschland liefern neben dem Forschungszentrum Jülich die Helmholtz-Zentren in Geesthacht und Berlin, das Karlsruher Institut für Technologie, die Forschungszentren DESY und Dresden-Rossendorf sowie die TU München Beiträge zur Aktualisierung der Pläne für die ESS. Die Anlage in Lund, an der sich 16 europäische Länder beteiligen, wird auf rund 1,5 Milliarden Euro taxiert. Der Baubeginn ist für 2013 vorgesehen, 2019 soll die Anlage die ersten Neutronen liefern.

„Wir freuen uns über die Förderung, die eine Anerkennung für die wissenschaftliche und technische Kompetenz ist, die das Forschungszentrum Jülich in das Projekt einbringt“, sagte Sebastian M. Schmidt. „Neutronenstreuung ermöglicht einzigartige Einblicke in die Materie. Die ESS wird in absehbarer Zeit europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Verfügung stehen.“ Schmidt gehört dem Steering Committee der ESS an.

Nach der Entscheidung für den Bau der europäischen Spallationsquelle in Schweden müssen die Pläne für das Projekt überarbeitet und aktualisiert werden. Die deutschen Zentren arbeiten dabei eng mit den schwedischen Partnern zusammen: „Der Erfolg der Initiative unserer deutschen Partner sendet ein äußerst positives Signal an alle Beteiligten an der ESS“, sagte Colin Carlile, CEO und Generaldirektor der ESS. „Dieser Beitrag ist höchst willkommen, zumal in Deutschland die Neutronenforschung eine lange Tradition hat, auf der wir aufbauen wollen.“

Die Kosten für den deutschen Anteil am „Design-Update“ werden mit insgesamt 21 Millionen Euro beziffert. Allein das Forschungszentrum Jülich beteiligt sich mit 9 Millionen Euro an der Aktualisierung der Pläne, rund 6,4 Millionen Euro davon steuert jetzt das BMBF bei.

Neutronen sind elektrisch neutrale Bausteine der Atomkerne. Sie werden in Forschungsreaktoren oder Spallationsquellen erzeugt und auf die zu untersuchenden Proben gelenkt. An den Atomen und Molekülen der Proben „prallen“ sie ab; dabei können sie ihre Richtung und Geschwindigkeit ändern. Die Art dieser „Streuung“ gibt Auskünfte über die Anordnung und Bewegung der Atome in der Probe, die Methoden wie Röntgen oder Elektronenmikroskopie verborgen bleiben. Mit Neutronen untersuchen Jülicher Forscher beispielsweise magnetische Materialen für die Informationstechnologie oder die sogenannte „Weiche Materie“, zu der industriell wichtige Kunststoffe oder medizinisch interessante Eiweißstoffe zählen.

Informationen zur ESS:
http://ess-scandinavia.eu/
Informationen zur Jülicher Neutronenforschung:
http://www.fz-juelich.de/iff/d_ins
Pressekontakt:
Erhard Zeiss
Tel.: 02461 61 1841
e.zeiss@fz-juelich.de
Das Forschungszentrum Jülich…
… betreibt interdisziplinäre Spitzenforschung, stellt sich drängenden Fragen der Gegenwart und entwickelt gleichzeitig Schlüsseltechnologien für morgen. Hierbei konzentriert sich die Forschung auf die Bereiche Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnologie. Einzigartige Expertise und Infrastruktur in der Physik, den Materialwissenschaften, der Nanotechnologie und im Supercomputing prägen die Zusammenarbeit der Forscherinnen und Forscher. Mit rund 4 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, zu den großen Forschungszentren Europas.

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