Laser beschleunigt Protonen auf bisher höchste Energien

Noch nie konnten Protonen mit einem Laser auf so hohe Energien beschleunigt werden, wie es jetzt einem internationalen Physikerteam, zu dem auch Wissenschaftler des Forschungszentrums Dresden-Rossendorf (FZD) gehören, gelungen ist. Strahlung in diesem Energiebereich ist z.B. nötig, um Augenkrebs zu behandeln.

Intensives Laserlicht, das auf Materie trifft, ist in der Lage, Teilchen auf mikroskopisch kleinen Strecken auf Energien zu beschleunigen, die sonst nur mit großen Beschleunigeranlagen möglich sind. Weltweit erforschen Physiker das Prinzip der Laser-Teilchenbeschleunigung, um damit Partikelstrahlung z.B. für den zukünftigen Einsatz in der Krebsbehandlung zu erzeugen.

Prof. Thomas Cowan, Direktor des Instituts für Strahlenphysik am Forschungszentrum Dresden-Rossendorf, ist einer der ersten Wissenschaftler, der Untersuchungen zur Laserbeschleunigung von Protonen durchführte. Die aktuellen Rekordmessungen sind das Ergebnis von Experimenten von Sandrine Gaillard im Rahmen ihrer Promotion, die von Prof. Cowan betreut wird.

Sie entstanden gemeinsam mit Wissenschaftlern des FZD, des Sandia National Laboratory, der University of Nevada, Reno, sowie der University of Missouri, Columbia, am Los Alamos National Laboratory in New Mexico, USA. Es wurden Strahlungsenergien von ca. 67 Megaelektronvolt (MeV) erzielt. 1 Elektronvolt ist die Bewegungsenergie, die ein Teilchen erhält, wenn es mit einer Spannung von 1 Volt beschleunigt wird.

Der neue Weltrekord in der Laser-Teilchenbeschleunigung ist wesentlich von speziell geformten Targets (Bild 1), also Zieloberflächen, abhängig. Die Wissenschaftler beschossen mit ultrakurzen Laserpulsen von rund 600 Femtosekunden (1 Femtosekunde = 1 Billiardstel Sekunde) und ca. 80 Joule dünne Folien, aus denen kegelartige Strukturen herausstülpen, deren Spitze wiederum mit einer hauchdünnen Folie bedeckt ist. Die Oberflächen wurden nanotechnologisch verändert und von der Firma Nanolabz hergestellt.

Wenn das intensive Laserlicht auf die Innenseiten dieser ambossartigen Mikrostrukturen trifft, treten Elektronen aus dem Material aus. Im Gegensatz zu glatten Oberflächen wirken die Mikrostrukturen wie eine Elektronenfalle und schließen die Elektronen ein. In dem dabei erzeugten elektrischen Feld können die Protonen auf höhere Energien als bisher möglich beschleunigt werden. Die Wissenschaftler setzten Röntgenstrahlung ein, um die Wechselwirkungen zwischen dem Laserstrahl und den Mikrostrukturen aufzuklären und abzubilden (Bild 2). Genauere Untersuchungen stehen noch aus, aber Computersimulationen, durchgeführt von FZD-Doktorand Thomas Kluge, beschreiben die neuen Daten bereits gut und ermöglichen damit tiefere theoretische Einblicke in die Prozesse. Als nächstes wollen die Forscher die Dichte des Protonenstrahls messen – neben der Energie eine wesentliche Voraussetzung für medizinische Anwendungen.

Die Rekordmessungen werden auf der 6. „International Fusion Sciences and Applications Conference“ vorgestellt, die vom 6. bis 11. September 2009 in San Francisco, USA, stattfindet.

Bildunterschriften:
Bild 1: Pizza-Kegel-Target – von den Wissenschaftlern in Anlehnung an die Form einer Pizza so genannt – mit Laserstrahl (rot) von links

Bild 2: In der Röntgenaufnahme ist das tiefe Eindringen des Laserstrahls in die Kegelspitze deutlich zu erkennen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Cowan
Direktor Institut für Strahlenphysik
Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD)
Tel.: 0351 260 – 2270
Email: t.cowan@fzd.de
Pressekontakt:
Dr. Christine Bohnet
Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bautzner Landstr. 400, 01328 Dresden
Tel.: 0351 260 – 2450 oder 0160 969 288 56
Email: presse@fzd.de
Information:
Das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD) hat das Ziel, strategisch und langfristig ausgerichtete Spitzenforschung in politisch und gesellschaftlich relevanten Forschungsthemen wie Energie, Gesundheit, Struktur der Materie und Schlüsseltechnologien zu leisten. Folgende Fragestellungen stehen dabei im Mittelpunkt:
– Wie verhält sich Materie unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
– Wie können Tumorerkrankungen frühzeitig erkannt und wirksam behandelt werden?
– Wie schützt man Mensch und Umwelt vor technischen Risiken?
Diese Fragestellungen werden in strategischen Kooperationen mit Forschungs- und Industriepartnern bearbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Betrieb von sechs einmaligen Großgeräten, die auch externen Nutzern zur Verfügung stehen.

Das FZD wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft von Bund und Land gefördert, verfügt über ein Budget von mehr als 70 Mio. Euro (2008) und beschäftigt rund 750 Personen.

Media Contact

Dr. Christine Bohnet idw

Weitere Informationen:

http://www.fzd.de

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