Kometenjägerin Rosetta ist wach

Die Anspannung war gross: Vor 957 Tagen versetzte die Europäische Weltraumbehörde ESA die Raumsonde Rosetta in einen Tiefschlaf. Damit sollte die Kometenjägerin auf der kältesten Strecke ihrer Reise beim Planeten Jupiter Energie sparen.

Ob die Sonde nach rund zweieinhalb Jahren pünktlich am 20. Januar ihrem internen Wecker folgen und erste Wachsignale senden würde, war unklar. «Bei einer so weiten Reise durch das Weltall fliegt das Risiko immer mit», kommentierte Kathrin Altwegg vom Physikalischen Institut und Center for Space and Habitability der Universität Bern vor rund vierhundert Rosetta-Fans die letzten bangen Minuten des Wartens.

Pünktlich zum Dienst gemeldet

Um 19.18 Uhr kannte der Jubel in der Halle des Gebäudes für Exakte Wissenschaften der Universität Bern kaum noch Grenzen. Eben hatten die ersten Signale von Rosetta die Erde erreicht. «Das ist eine Riesenfreude, einfach toll», sagte Kathrin Altwegg: «Seit zehn Jahren ist die Sonde unterwegs und aktuell 800 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das Signal zeigt, dass wir bisher alles richtig gemacht haben».

«Der erfolgreiche Weckruf war die Leistung der Ingenieure» erklärte die Weltraumforscherin vor begeisterten Kometenfachleuten und -Fans: «Jetzt kommen wir Wissenschaftler an die Reihe». Aktuell ist Rosetta noch neun Millionen Kilometer vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko – genannt «Chury» – entfernt.

Massenspektrometer «Rosina» bereit für Tests

An Bord von Rosetta befindet sich ein Messinstrument, das die Fach-leute um Kathrin Altwegg gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam in Bern entwickelt haben. Dieses Massenspektrometer namens «ROSINA» wird die chemische Zusammensetzung der Gase im Schweif des Kometen untersuchen. Laut Plan soll das Berner ROSINA-Team seine Instrumente im Laufe von März und April 2014 in Betrieb nehmen und Tests durchführen. «Mit dem Aufwachen von Rosetta beginnen für uns an der Universität Bern die intensiven Arbeiten. Unsere lange Vorbereitung soll sich nun auszahlen», sagte Altwegg.

Ab Juli hoffen die Forschenden, erste Moleküle der sogenannten Kometenkoma messen zu können. Diese besteht aus Staub und Gas und entsteht wenn der Komet – ein Klumpen aus Eis und Staub – sich der Sonne nähert und verdampft. Der ferne «schmutzige Schneeball» ist für die Forschenden von höchstem Interesse, denn Kometen sind Überbleibsel aus der Urzeit des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Sie haben seither keine Weiterentwicklung durchgemacht und bestehen vermutlich aus derselben Materie, aus der Sonne und Planeten gebildet wurden.

Deshalb beinhalten sie unschätzbare Informationen über die Entstehung des Sonnensystems und der Erde. So möchte die Forschergruppe um Kathrin Altwegg herausfinden, wie das Wasser auf die Erde gekommen ist. Als diese entstand, war sie ein unwirtlicher Feuerball. Im Laufe der Jahrmillionen erkaltete ihre Oberfläche zu einer harten und kargen Gesteinskruste. «Womöglich brachte dann ein Bombardement von Kometen das Wasser auf die Erde», sagt Kathrin Altwegg. Und vielleicht hätten die Kometen zugleich die organischen Moleküle geliefert, die als Vorläufer für das Leben auf der Erde dienten. «Bestenfalls werden unsere Instrumente solche Substanzen in den Dämpfen des Kometen identifizieren können.»

Media Contact

Nathalie Matter idw

Weitere Informationen:

http://www.unibe.ch/

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