Forschung und Industrie bündeln Kräfte: Neutronen für Europa

Das 1,5 Mrd. EUR schwere ESS-Projekt („European Spallation Source, Europäische Spallations-Neutronenquelle“) soll die Belieferung europäischer Wissenschaftler mit Neutronen – demnächst und in Zukunft – absichern. Europa geht jetzt – Japan und den USA auf dem Fuße folgend – den Bau einer eigenen Spallations-Neutronenquelle an, um den europäischen Stand auf dem Gebiet der Neutronenforschung halten zu können.

Hochrangige Regierungsmitglieder aus Dänemark und Schweden sprachen am 19. Februar auf einer vom ESS-Projekt organisierten großen Industriekonferenz zum Thema Neutronenforschung in der Königlichen Bibliothek der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.

Uffe Toudal Pedersen, Staatssekretär des dänischen Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Innovation, und Peter Honeth, Staatssekretär des schwedischen Ministers für Hochschulbildung und Forschung, Tobias Krantz, kamen mit Wissenschaftlern und Industriellen zusammen, um zu prüfen, auf welche Weise die Beziehungen zwischen Forschung und Wirtschaft in Europa am besten gestärkt werden können.

Das Treffen wurde durch das NEUTRONSOURCEESS-Projekt („European spallation neutron source“, ESS) unterstützt, das in der ESS-Vorbereitungsphase läuft. NEUTRONSOURCEESS erhielt seit dem Start im April 2008 innerhalb des Programms „Forschungsinfrastrukturen“ des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) 5 Mio. EUR. Das Projekt endet planmäßig am 31. März 2010.

Jetzt wird es für die ESS-Projektpartner ernst: In Lund, Schweden, soll eine Neutronenforschungsanlage der nächsten Generation geplant, gebaut und in Betrieb genommen werden. Diese ESS-Anlage wird nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Industrie fördern – sie wird außerdem dazu beitragen, die Konkurrenz aus Japan und den USA zu bezwingen.

Nach Angaben der Wissenschaftler ist es für den Erfolg des Projekts zwingend notwendig, geeignete Partner in der Industrie zu finden, die schließlich eine zentrale Rolle bei Planung, Bau und Betrieb der Anlage spielen werden. Für die ESS werden Experten aus Fachgebieten wie der Beschleunigertechnologie, des Präzisions-Großmaschinenbaus sowie des Hoch- und Tiefbaus – um hier nur einige zu nennen – vonnöten sein.

„Wir freuen uns sehr, dass Vertreter der dänischen und der schwedischen Regierung den ESS-Industrietag unterstützen werden“, teilte Professor Bob Cywinski von der Universität Huddersfield im Vereinigten Königreich, Sprecher des NEUTRONSOURCEESS-Projekts, mit. „Verträge im Wert von mehr als einer Milliarde Euro stehen schon bald zur europaweiten Ausschreibung zur Verfügung. Hier ist eine breite Palette technischer und kommerzieller Möglichkeiten vertreten und wir wollen sicherstellen, die richtigen Unternehmen anzusprechen, um die Kompetenzen zu beschaffen, die wir brauchen.“

Die Beteiligung an der Entwicklung der ESS wird der Industrie außerdem auch den Zugang zu dieser Anlage ermöglichen. Industrielle Partner können die ESS zur Entwicklung, Verbesserung und Bearbeitung technologisch wichtiger Werkstoffe nutzen. Die europäische Spallations-Neutronenquelle wird sich in vielen Sektoren – so etwa in den Bereichen Energie, Umwelt und Pharmakologie – als dienlich erweisen.

„Bei einem derart breiten Spektrum verfügbarer Möglichkeiten ist es äußerst wichtig, unseren Partnern aus der Industrie das enorme Potenzial der ESS schon jetzt aufzuzeigen, sodass wir, sobald die ESS in Betrieb ist, in der Lage sein werden, diese Anlage schnell zum Wohle der hochentwickelten europäischen Wissenschafts- und Hightech-Industriezweige und natürlich auch für die europäische Wirtschaft auszunutzen“, fasste Professor Cywinski zusammen.

Das vom Paul Scherrer Institut in der Schweiz koordinierte NEUTRONSOURCEESS-Projekt vereint Experten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Ungarn, Schweden, Spanien und dem Vereinigten Königreich.

Quelle: CORDIS / Projekt Europäische Spallations-Neutronenquelle

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CORDIS

Weitere Informationen:

http://www.ess-neutrons.eu/

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