Fahrplan für die nächsten 20 Jahre europäischer Astronomie

Der Fahrplan legt Forschungsprioritäten für die nächsten 20 Jahre fest und stellt einen kosteneffizienten Ansatz vor, mit dem diese bewältigt werden können. Der Plan wird von Astronomen in 28 Mitglieds- und assoziierten Staaten der EU unterstützt und spiegelt eine hohe Stufe wissenschaftlicher Zusammenarbeit im Europäischen Forschungsraum (EFR) wider

Im Bereich der Astronomie gab es in den vergangenen Jahrzehnten noch nie dagewesene Veränderungen und Europa stand bei der Grundlagenforschung an vorderster Front. Wichtige Erkenntnisse wurden an Anlagen wie dem Very Large Telescope des Projektpartners ESO (Europäische Südsternwarte), dem Nordischen Optischen Teleskop und dem Hubble-Weltraumteleskop (eine Kooperation zwischen der Europäischen Weltraumorganisation und der NASA) gewonnen, um nur einige zu nennen.

„Die Herausforderung, die vor uns liegt“, heißt es in der neuen Roadmap, „besteht darin, diese Stellung in der Zukunft zu erhalten und zu verstärken.“

Die Roadmap ist der Höhepunkt der Bemühungen, die von ASTRONET im Jahr 2007 in der „Wissenschaftlichen Vision“ dargelegt wurden. Hierin wurden die wichtigsten wissenschaftlichen Herausforderungen in der Astronomie bewertet. Die Bewältigung dieser Herausforderungen hat seinen Preis: Für die Umsetzung des ehrgeizigen Plans wird eine Anhebung der Finanzierung um rund 20% nötig sein. Derzeit schätzt man den europäischen Finanzierungsbeitrag Europas auf ungefähr 2 Milliarden Euro pro Jahr.

Die Urheber des Plans waren sich des Kostenfaktors bewusst: Das Maßnahmenprogramm legt einen umfassenden Plan dar, mit dem nationale und gemeinschaftliche Investitionen koordiniert werden. Außerdem wird in manchen Fällen ein Finanzierungsbeitrag von außerhalb Europas zur Unterstützung größerer Anlagen gesichert.

Der ASTRONET-Fahrplan stellt Bereiche fest, in denen Verbesserungen möglich sind. Dazu gehören ein besserer Zugang zu Laboreinrichtungen und zu modernsten Ausrüstungen sowie eine stärkere Beteiligung der europäischen Industrie an der Entwicklung von Anlagen. Ein wichtiger Punkt, der angesprochen wird, ist die „[Koordinierung] von Weltraumprojekten und passenden bodengestützten Bemühungen, um sicherzustellen, dass sich die Gesamtinvestitionen wissenschaftlich voll auszahlen“.

Zu den im Fahrplan identifizierten vorrangigen Projekten gehören das europäische „Extremely Large Telescope“, das größte jemals gebaute optische Teleskop; das „Square-Kilometre Array“, ein riesiges Radioteleskop; ein vier Meter langes Solarteleskop; das Cherenkov-Teleskoparray (ein Array aus spezialisierten optischen Teleskopen zum Nachweis von Gammastrahlenemissionen von Schwarzen Löchern); ein Unterwasserteleskop zum Aufspüren von subatomaren Teilchen; zwei vorgeschlagene Missionen zur Erforschung des Jupiters und des Saturns sowie ihrer Satelliten.

Der Fahrplan spricht auch die Notwendigkeit an, Studenten dazu zu bewegen, eine Karriere in Wissenschaft und Astronomie zu verfolgen. Dies sei für Europa unverzichtbar, um in diesem Bereich wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch sei ein ständiges Angebot von qualifizierten Ingenieuren und Wissenschaftlern über einen langen Zeitraum für den Erfolg künftiger Programme von wesentlicher Bedeutung. Dem Bericht zufolge „bleiben die Wissenschaftler und Forschungsprogramme an nationalen Universitäten und Forschungsorganisationen das Rückgrat der europäischen Astronomie“. Im Bericht werden daher mehrere Maßnahmen zur Förderung von wissenschaftlichen und technologischen Berufslaufbahnen in Schulen und Universitäten in ganz Europa vorgeschlagen.

Zu der ASTRONET-Roadmap trugen mehr als 60 ausgewählte Experten aus Europa bei, außerdem kamen Beiträge aus der Gemeinschaft insgesamt. Projekte, die neue Fördermittel von 10 Millionen Euro und mehr aus europäischen Quellen benötigen und über deren Verwendung nach Ende 2008 entschieden wird, waren von besonderem Interesse.

„Die Umsetzung des Fahrplans wird die Rolle Europas in der globalen Astronomie im Rahmen realistischer Haushaltsgrenzen erhalten und stärken“, schließt der Bericht.

Das im Jahr 2005 gestartete ASTRONET wurde von der EU mit ungefähr 2,5 Millionen Euro gefördert und soll bis September 2009 laufen. Es handelt sich um ein ERA-Netzwerk unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6). Das Konsortium wird vom französischen Nationalen Forschungszentrum CNRS (Centre national de la recherche scientifique) koordiniert und umfasst 10 Teilnehmer von wichtigen europäischen Forschungseinrichtungen, unter anderem von der ESO und der Europäischen Weltraumorganisation.

Kontakt:
CNRS – Centre National de la Recherche Scientifique
3, rue Michel-Ange
75794 Paris cedex 16 – France
Tel: +33 1 44 96 40 00
Fax : +33 1 44 96 53 90
E-Mail: samuel.costantin@cnrs-dir.fr

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Weitere Informationen:

http://www.astronet-eu.org/

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