ESA betreibt Weltraummissionen in Familie

Das Konzept „Mission Family“ kommt bei allen vom ESA-Kontrollzentrum ESOC (European Space Operations Centre) kontrollierten Erdbeobachtungsmissionen, den Missionen für Astronomie und Grundlagenphysik sowie den Sonnen- und planetarischen Missionen und insbesondere bei den im speziellen Kontrollraum, dem Dedicated Control Room (DCR), ablaufenden Missionen zur Anwendung.

Nach Angaben der ESA-Wissenschaftler sorgt die Zusammenführung von Raumfahrtingenieuren und technischer Infrastruktur für eine große Steigerung von Effizienz und Ressourcen. Ein typisches Beispiel sind die Flugkontroll-Teams, die die beiden altgedienten Erdmissionen Envisat und den europäischen Fernerkundungssatelliten – European remote-sensing satellite, (ERS)-2 – überwachen. Nach dem Start des neuen ESA-Erderkundungssatelliten „Gravity field and steady-state Ocean Circulation Explorer“ (GOCE) im März waren die Wissenschaftler der Ansicht, dass es sinnvoll sei, auch die neuen Teammitglieder in den kombinierten speziellen Kontrollraum zu übernehmen.

„Der GOCE-Start bot noch eine weitere Gelegenheit zur weiteren Verbesserung und Ausweitung des Integrationsgrads zwischen den Teams der Erdbeobachtungsmissionen,“ sagte Dr. Manfred Warhaut, ESA-Leiter für Missionsbetrieb beim ESOC.

Bisher hatte das Flugkontrollteam seine Routineoperationen vom ESOC-Hauptkontrollraum in den kleineren speziellen Nebenkontrollraum zu übertragen, wenn der Satellit gestartet und die „frühe Start- und Umlaufbahnphase“ beendet war.

Der ESA-Leiter der Earth Observations Operations Division am ESOC, Dr. Pier Paolo Emanuelli, kommentierte, dass das Konzept Mission Family den Raumfahrtingenieuren die Hilfsmittel in die Hand gäbe, die erforderlich sind, um an jeweils anderen Satelliten Kenntnisse zu erlangen. Das Ergebnis, so stellte er fest, seien eine höhere Zufriedenheit am Arbeitsplatz, eine verstärkte Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zwischen Kollegen und Mitarbeitern sowie mehr Know-how.

„Ja, wir waren auf diese Art in der Lage, Personal zu optimieren, und mit der gemeinsamen Ausbildung kann nun unsere gesamte Arbeitsbelastung besser gemeistert werden“, erklärte Dr. Emanuelli. „Die Ingenieure sind zufriedener; sie können zwischen den verschiedenen Phasen jeder Mission wechseln und das gibt ihnen wesentlich mehr interessante berufliche Gelegenheiten,“ fügte er hinzu. „Mit der wachsenden Zahl der ESA-Erdbeobachtungs-Missionen werden die zeitlich begrenzten Testmaßnahmen – zu denen wir rund um den GOCE-Start Erfahrungen sammelten – häufiger auftreten. Wir können auf diese Weise nicht etwa nur mehr arbeiten – wir können intelligenter und besser arbeiten.“

Abgesehen vom Start des Erderkundungssatelliten GOCE stehen für die ESA in diesem Jahr außerdem der Start der Missionen Cryosat-2 zur Messung der Dicke der Eisschichten und SMOS zur Untersuchung der Bodenfeuchtigkeit und des Salzgehalts der Ozeane auf dem Programm. Cryosat-2 soll die genauen Änderungen der Dicke der polaren Eismassen und des schwimmenden Meereises überwachen, während SMOS die Bodenfeuchtigkeit der Landmassen der Erde und den Salzgehalt der Ozeane beobachten wird.

Für den Zeitraum von 2010 bis 2013 plant die ESA den Start von Swarm, einer Mission zur Erforschung des geomagnetischen Felds und seiner zeitlichen Entwicklung, der Mission Atmospheric Dynamics Mission (ADM) -Aeolus, die für ein besseres Verständnis der Dynamik der Atmosphäre und der Klimaprozesse sowie für bessere Wettervorhersagen sorgen soll, und der Mission EarthCARE, einer gemeinsamen europäisch-japanischen Mission, die sich auf die Gewinnung besserer Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen Wolken, Strahlungs- und Aerosolprozessen konzentrieren soll, die zur Klimaregulierung beitragen.

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