Original oder Fälschung?

Rembrandt-Experten haben es schwer: Nicht nur, dass viele der Gemälde, Radierungen und Zeichnungen, die man dem Künstler zuschreibt, von seinen Schülern angefertigt wurden. Einige »seiner« Bilder sind auch erst Jahrzehnte nach dem Tod des Meisters von Nachahmern gemalt worden. Die echten Rembrandts von den Werken seiner Schüler zu trennen, gelingt nach wie vor nur mühsam. Anders sieht es bei Fälschungen aus, die später entstanden sind: Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, haben mit Kollegen von der TU Braunschweig eine verblüffend einfache Methode entwickelt, um diese zu enttarnen.

Basis der Untersuchung sind Wasserzeichen im Papier. Die Blaupausen der Qualitätszeichen befanden sich auf den Gittern, mit dem die Papiere geschöpft wurden. »Jede Papiermühle hatte verschiedene Wasserzeichen zur gleichen Zeit – oft auf jedem Gitter ein anderes«, sagt Peter Meinlschmidt, Projektleiter am WKI. »Im Laufe der Zeit ersetzten die Papierschöpfer die Gitter und damit auch die Zeichen. Dabei ist recht gut bekannt, in welchem Zeitraum welche Wasserzeichen von welcher Papiermühle verwendet wurden.« Eine genauere Datierung ist über die fortschreitende Abnutzung der Gitter möglich, die sich in den Wasserzeichen als geringe Änderungen wieder finden.

Üblicherweise halten Kunsthistoriker die Zeichnungen gegen das Licht, um die Wasserzeichen erkennen zu können. Tinte, Handschriften und Farbe auf Vorder- und Rückseite überdecken die Zeichen jedoch oft bis zur Unkenntlichkeit. Früher behalf man sich damit, sie abzupausen, was Druckspuren auf dem Bild hinterlassen kann. Auch auf Röntgenbildern offenbart sich das Wasserzeichen. In den Museen ist das Röntgen aus technischen und Strahlenschutzgründen jedoch meist nicht möglich, und die Kunstwerke aus dem Klimaraum zu entfernen und in ein Labor zu bringen, ist riskant. »Die meisten Tinten sind im Infrarotlicht durchsichtig«, nennt Meinlschmidt den Knackpunkt der neuen Methode.

»Wir stellen daher eine 35 bis 40 Grad warme Wärmeplatte hinter das Bild und nehmen mit einer Infrarot-Kamera auf, wie viel Wärme das Bild durchlässt. So machen wir die Dichteunterschiede sichtbar und mit ihnen das Wasserzeichen.« Der Wärmeeintrag ist für das Bild unbedenklich: Da es in einem Zentimeter Abstand für nur eine Sekunde vor der Wärmeplatte steht, wärmt es sich weniger auf als bei kurzem Anfassen mit den Fingern. Die Bayerische Staatsbibliothek München überlegt, mit dieser Methode neben den digitalisierten Bildern künftig auch das zugehörige Wasserzeichen zu archivieren.

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Peter Meinlschmidt Fraunhofer-Gesellschaft

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