Das halbe Universum

Tiefer Blick ins All. Ein Ausschnitt aus dem Himmelsareal, das Hubble für das GEMS-Projekt (Galaxy Evolution from Morphologies and Spectral Energy Distributions) aufgenommen hat.

Größte Farbaufnahme des Weltraumteleskops „Hubble“ im Münchner U-Bahnhof Odeonsplatz

Eine Reise durch das halbe Universum bietet eine Ausstellung vom 22. Februar bis 14. März 2005 in München. Im Verbindungstunnel zwischen den U-Bahnlinien U3/6 und U4/5 unter dem Odeonsplatz zeigt das Max-Planck-Institut für Astronomie auf 14 großen Posterwänden einen tiefen Einblick zu den Grenzen unseres Universums.

Vor kurzem gelang einem internationalen Forscherteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg mit dem Weltraumteleskop „Hubble“ eine spektakuläre Himmelsaufnahme. Rund 150 Stunden Belichtungszeit standen zur Verfügung, um einen kleinen Teil des Südhimmels aufzunehmen. Drei Wochen lang war das begehrte Himmelsobservatorium im November 2002 allein für dieses Projekt reserviert. Das Ergebnis ist die größte Farbaufnahme des Universums, die bislang mit „Hubble“ gemacht worden ist.

Die in München gezeigten Bilder sind Teil dieses Mosaiks aus 78 Einzelaufnahmen [1]. Es umfasst insgesamt ein Himmelsareal von der Größe des Vollmondes. Auf der Gesamtaufnahme entdeckt man 40.000 Galaxien. Würde man auf diese Weise den gesamten Himmel fotografieren, so wären sieben Milliarden Galaxien zu sehen, jede beheimatet bis zu hundert Milliarden Sterne, von denen viele unserer Sonne ähneln.

Der Titel „Das halbe Universum“ nimmt Bezug auf ein besonderes Phänomen: Mit dem Licht verfügen die Astronomen über eine Art Zeitmaschine, mit der sie in die Vergangenheit des Kosmos reisen können. Diese Zeitmaschine ist das Licht. Mit 300.000 Kilometern pro Sekunde eilt es durch den Raum und durchquert die Distanz von der Sonne bis zur Erde in etwa acht Minuten. Schon vom nächsten Stern, Alpha Centauri, ist es mehr als vier Jahre bis zu uns unterwegs. Die entferntesten Galaxien auf den gezeigten „Hubble“-Aufnahmen sandten das heute empfangene Licht vor etwa sieben Milliarden Jahren aus. Das entspricht dem halben Weltalter. Die Astronomen überblicken damit also zeitlich das halbe Universum jedoch nur in einem kleinen räumlichen Ausschnitt. Der fotografierte Bereich ist im Vergleich zur gesamten Himmelssphäre etwa so groß wie München im Vergleich zur Erdoberfläche.

Ähnlich wie Geologen anhand eines Bohrkerns die Vergangenheit rekonstruieren, so verfolgen Kosmologen mit dieser Aufnahme die Entwicklung des Universums. Dieser Weg führt aber nur dann zum Ziel, wenn man auch die Entfernungen der Galaxien kennt. Aus den Bildern allein lassen sich diese nicht ermitteln. Erst die Kombination aus den Entfernungsangaben und den hier gezeigten detaillierten Aufnahmen zeigt, wann es im Universum wie viele Galaxien gab und wie sich deren Struktur mit der Zeit entwickelt hat. Dies haben die Forscher des Max-Planck-Instituts für Astronomie im Rahmen eines mehrjährigen Beobachtungsprojektes geleistet.

Die Ausstellung „Das halbe Universum“ wird am 22. Februar um 11 Uhr eröffnet. Auf 14 großen Plakatwänden werden dann drei Wochen lang Teile des eindrucksvollen Himmelsmosaiks im Münchner U-Bahnhof Odeonsplatz im Verbindungstunnel zwischen U3/6 und U4/5 zu sehen sein. Eine weitere Tafel informiert über den wissenschaftlichen Hintergrund dieser Aufnahme.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Max-Planck-Instituts für Astronomie (Heidelberg), des Space Telescope Science Institute (Baltimore), der Max-Planck-Gesellschaft (München) sowie der Zeitschrift Sterne und Weltraum (Heidelberg). Das Bild entstand im Rahmen des Projekts GEMS (Galaxy Evolution from Morphologies and Spectral Energy Distributions) unter der Leitung von Prof. Rix.

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Dr. Andreas Trepte idw

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