Auf der Suche nach den Quellen mysteriöser Teilchen aus dem All

HESS - ein neues Fenster in das Hochenergie-Universum. Vier 12-Meter-Großteleskope suchen vom Gamsberg in Namibia aus den Himmel über der Südlichen Hemisphäre nach Quellen der energiereichsten Teilchen im Universum ab. <br>Bild: Max-Planck-Institut für Kernphysik

Das HESS-Teleskop, ein neuartiger Späher ins energiereiche Universum, wird am 28. September 2004 in Gamsberg/Namibia eröffnet

Ein neues Cluster von Großteleskopen, das Quellen von energiereichen Teilchen mit mehr als 100 Giga-Elektronenvolt (GeV), wie Supernova-Überreste und andere exotische Objekte, erfassen soll, wird am 28. September 2004 durch den Premier-Minister der Republik Namibia, Dr. Theo-Ben Gurirab, offiziell auf der Farm Göllschau in Namibia eröffnet. An der Zeremonie nehmen zahlreiche hochrangige Gäste aus Namibia, Südafrika, Frankreich und Deutschland teil. Mit dem vom Max-Planck-Institut für Kernphysik koordinierten internationalen Gemeinschaftsprojekt, das auf Technologien aus der Teilchenphysik aufbaut, erhält das noch junge Forschungsgebiet der TeV-Astronomie ein leistungsfähiges Instrument, mit dem man möglicherweise auch erstmals „Dunkle Materie“ im All nachweisen kann. Mit der Einweihung der vier Teleskope ist die erste Phase von H.E.S.S. abgeschlossen; das Großprojekt kann seine wissenschaftliche Arbeit zum Nutzen der weltweiten Astronomie-Gemeinde beginnen.

H.E.S.S., die Abkürzung für ein „High Energy Stereoscopic System“ [1], soll das elektromagnetische Spektrum des Himmels über der Südlichen Hemisphäre nach Quellen von Teilchen höchster Energien absuchen und astronomische und astrophysikalische Grundlagenforschung in diesem Gebiet ermöglichen. H.E.S.S ist ein großes Kooperationsprojekt zwischen vielen europäischen und afrikanischen Institutionen.

Das Teleskop wurde in enger Kooperation mit der University of Namibia verwirklicht und soll die internationale Zusammenarbeit in der Grundlagenforschung sowie die Heranbildung eines eigenen wissenschaftlichen und technischen Nachwuchses im südlichen Afrika unterstützen. Das Projekt basiert auf einem Vorschlag des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg; seine Infrastruktur sowie die größeren Komponenten der insgesamt vier Teleskope wurden von der Max-Planck-Gesellschaft sowie dem Max-Planck-Institut für Kernphysik – in enger Zusammenarbeit mit Forschergruppen an den Universitäten Hamburg, Bochum, der Humboldt-Universität Berlin sowie der Landessternwarte Heidelberg und mit Unterstützung des BMBF im Rahmen des Förderschwerpunkts „Astroteilchenphysik“ – bereitgestellt. Insgesamt haben Max-Planck-Gesellschaft und Bundesforschungsministerium zusammen 6,3 Mio. Euro aufgewendet und tragen damit rund drei Viertel der Gesamtkosten von 7,9 Mio Euro (inklusive Infrastruktur). Wichtige technische Komponenten steuerten die französischen Kooperationspartner bei. Auch die anderen internationalen Partner aus Europa und dem südlichen Afrika leisteten wertvolle Beiträge zu diesem Projekt.

Das neue Forschungsinstrument besteht in der Anfangsphase aus einem Cluster von vier miteinander vernetzten optischen Großteleskopen, das später noch erweitert werden kann. Das Projekt ist für eine Dauer von vorerst 10 bis 15 Jahren ausgelegt. Namibische Unternehmen, wie NEC und Seelenbinder Consulting Engineers, haben die technische Infrastruktur in enger Kooperation auf höchstem technischen Niveau realisiert.

Erste Beobachtungen wurden bereits in den Jahren 2002 und 2003 – während der schrittweisen Inbetriebnahme der Teleskope – durchgeführt und haben bereits zu wichtigen Erkenntnissen geführt. Diese wurden als wissenschaftliche Highlights auf den diesjährigen Konferenzen in der Astroteilchenphysik eingestuft. Dazu gehört die Entdeckung einer Quelle für höchstenergetische Gamma-Strahlung im Zentrum unserer Milchstraße, höchstwahrscheinlich Überrest einer vor 10.000 Jahren explodierten Supernova [2].

Die Einweihung von H.E.S.S. [3] erfolgt am Dienstag, den 28. September 2004 ab 10.30 Uhr Ortszeit auf der Farm Göllschau in Namibia. Journalisten sind herzlich dazu eingeladen (RSVP: Deutsche Botschaft Windhoek, Namibia).

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Dr. Stefan Gillessen
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel.: 06221 516-274
Fax: 06221 516-603
E-Mail: Stefan.Gillessen@mpi-hd.mpg.de

Prof. Heinrich Völk
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel.: 06221 516-295
Fax: 06221 516-549
E-Mail: Heinrich.Voelk@mpi-hd.mpg.de

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Dr. Bernd Wirsing Max-Planck-Gesellschaft

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