Eberswalde auf dem Mars – Uni-Institut kartiert den Roten Planeten

Der Planet Mars mag ein wenig staubig sein, und auch Durchschnittstemperaturen von Minus 63 Grad wirken nicht gerade einladend. Doch das hat Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin (TU) nicht daran gehindert, die Krater des Roten Planeten nach ihren Heimatstädten zu benennen. Damit soll die brandenburgische Stadt Eberswalde demnächst auf Mars-Karten zu finden sein. Das mecklenburgische Crivitz hat die Hürden der Benennungs-Kommissionen bereits genommen – und für Berlin läuft ein Antrag.

TU-Vermessungsingenieur Stephan Gehrke, der am Institut für Geodäsie Mars-Karten erstellt, möchte seine Arbeit nicht auf die Namensfindung für Krater auf dem Roten Planeten reduziert sehen. Dass er seinen Heimatort Crivitz für die Kartierung vorschlug, war ein Versuchsballon. Im Jahr 2002 besuchte Gehrke im US-Staat Arizona das Institut, das die Datenbank der planetarischen Namen verwaltet. Nur auf dem Mars, erfuhr er dort, gibt es die Möglichkeit, Mini-Kratern die Namen von Kleinstädten auf der Erde zu geben. «Große Krater sind dort nämlich für Marsforscher und Literaten reserviert», erläutert der 29-jährige Geodät.

Es hat mehr als ein Jahr gedauert, bis der Name Crivitz ganz offiziell marsianisch war. Denn die wissenschaftliche Benennung von Gebieten im Planetensystem ist seit 1919 streng geregelt: Darüber entscheidet die Internationale Astromische Union. Nur Namen, die sie akzeptiert, dürfen sich auch auf Weltraumkarten wiederfinden. Dem Antragsteller entstehen dabei keine Kosten. Auf dem Mars, gut halb so groß wie die Erde, seien bisher rund 1500 Namen für Täler, Berge, Krater oder Vulkane vergeben worden, berichtet der Ingenieur.

Stephan Gehrke arbeitet in einem vierköpfigen TU-Forschungsteam. Die Wissenschaftler setzten die Aufsehen erregenden Bilder, die die Raumsonde «Mars Express» seit Ende Dezember zur Erde funkt, in Landkarten um. Insgesamt können so mehr als 10 000 Karten-Blätter im Maßstab von 1 zu 200 000 entstehen, mit Höhenlinien und topographischen Namen. Bis 2006 läuft das Projekt, das vom Bundesforschungsministerium finanziert wird. Die Software zur Erstellung ihrer bisher einzigartigen Karten haben die Wissenschaftler selbst entwickelt.

«Für deutsche Orte wird es jetzt aber langsam eng auf dem Mars», ergänzt Gehrke. Nachdem sich bereits Bamberg, Bremerhaven, Dessau und Hameln auf dem Roten Planeten verewigt haben, will die Kommission nach Crivitz und Eberswalde nun lieber andere Staaten zum Zuge kommen lassen. Für diesen Fall hat der Berliner Wissenschaftler vorgesorgt: Er meldete kurzerhand eine südafrikanische Kleinstadt bei der Kommission an. Sie heißt nicht zufällig Berlin.

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