Wissmann: IAA Nutzfahrzeuge startet mit neuem Weltpremieren-Rekord

Statement von Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), anlässlich der IAA-Vor-Pressekonferenz am Dienstag, 04.09.2012, 11.30 Uhr, VDA-Haus Berlin

Die 64. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover beginnt für Sie, die Journalisten, in genau 14 Tagen – am 18. September mit dem „Tag der Pressekonferenzen“. Die offizielle IAA-Eröffnung mit Bundesverkehrsminister Ramsauer findet am 20. September statt. Wir wollen Sie heute über den aktuellen Stand der Vorbereitungen zu dieser weltweit größten und wichtigsten Leitmesse für Mobilität, Transport und Logistik informieren. Darüber hinaus stellen wir Ihnen die aktuellen Neuzulassungszahlen sowie die Export- und Produktionsentwicklung der deutschen Pkw-Hersteller vor.

Zur IAA Nutzfahrzeuge:

Die 64. IAA Nutzfahrzeuge setzt eine neue Bestmarke: In Hannover werden Journalisten, Besucher und Aussteller 354 Weltpremieren erleben, so viele wie noch auf keiner IAA Nutzfahrzeuge zuvor! Die Zahl der Weltpremieren liegt damit um 30 Prozent über dem bisherigen Höchststand der IAA des Jahres 2010 (272 Weltpremieren). Die Zahl der Neuheiten ist für uns gerade auch in qualitativer Hinsicht der wichtigste Indikator für die Bedeutung der IAA. Der „Motor der Zukunft“ – um das IAA Motto aufzunehmen – läuft auf dieser IAA mit gewaltigem Drehmoment. Die eindrucksvolle Innovationskraft dieser Branche wird in Hannover in ihrem vollen Umfang sichtbar und erlebbar

– und damit meine ich alle Aussteller, also die Hersteller von schweren Lkw, von Transportern, von Anhängern und Aufbauten sowie die vielen kompetenten kleinen und großen Zulieferer aus aller Welt. Die Zahl der Aussteller liegt mit 1.904 um 9 Prozent über dem Stand von 2010 (1.751 Aussteller). Unser bisher selbst gestecktes Ziel von „mehr als 1.800 Ausstellern“ wird also um rund 100 Aussteller übertroffen. Wir kommen damit sehr nahe an das Niveau des Rekordjahres 2008 – damals fand die IAA vor dem Hintergrund eines sechsjährigen Booms der Nutzfahrzeugbranche statt. Die 64. IAA Nutzfahrzeuge ist somit die IAA mit der zweitstärksten Beteiligung, seit es eine eigenständige IAA Nutzfahrzeuge gibt, also seit 20 Jahren.

Und: Die IAA Nutzfahrzeuge wird noch internationaler. 1.047 internationale Aussteller haben sich angemeldet, das sind rund 8 Prozent mehr als vor zwei Jahren (969). Der Anteil der internationalen Aussteller beträgt 55 Prozent. Damit kommt mehr als jeder zweite Aussteller aus dem Ausland. Das halten wir für die strategische Weiterentwicklung der IAA von besonderer Bedeutung. Die deutsche Automobilindustrie ist weltweit unterwegs – und die automobile Welt kommt nach Hannover. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass sich auf der IAA die „gesamte Welt des Nutzfahrzeugs“ trifft: Wir haben Aussteller aus Nord- und Südamerika, aus West- und Osteuropa, aus Asien und Australien.

Die „Hitliste“ der ausländischen Länderbeteiligungen führt China mit 152 Ausstellern an, gefolgt von der Türkei mit 135 Ausstellern. Damit hat sich China, das vor zwei Jahren noch auf Platz 2 lag, ganz nach vorn gearbeitet. Italien steht auf Platz 3 mit 134 Ausstellern. Erstmals in Hannover dabei sind jeweils ein Aussteller aus Pakistan und Vietnam. Auch darüber freuen wir uns.

Die Zahl der deutschen Aussteller ist auf 857 gestiegen. Das sind
10 Prozent mehr Aussteller als 2010 (782).
Mit über 1.000 Unternehmen – ein Plus von 5 Prozent – bilden die Zulieferer auch weiterhin die stärkste Ausstellergruppe. Die Bedeutung der Zulieferer für die gesamte Wertschöpfungskette des Nutzfahrzeugs wird damit unterstrichen.

Die IAA-Ausstellungsfläche ist um 11 Prozent auf 260.000 Quadratmeter gestiegen. Damit ist diese IAA – abgesehen vom Rekordjahr 2008 mit 275.000 Quadratmetern – auch flächenmäßig größer als jede andere IAA Nutzfahrzeuge seit ihrem Start 1992. Neuheiten und Weltpremieren können wir heute noch nicht verraten. Der „Vorhang“ wird sich erst an den Pressetagen mit über 80 Pressekonferenzen öffnen.

Bestimmte Themen stehen aber im Vordergrund. Dazu ein paar Stichworte.

Da sind vor allem die schweren Nutzfahrzeuge, die mit ihren hoch effizienten Motoren schon heute die anspruchsvolle künftige Euro-VI-Norm erfüllen. Mit Euro VI werden Nutzfahrzeuge noch umweltfreundlicher. Und mit vielen Innovationen zugleich noch sparsamer. Die klassischen Schadstoffemissionen gehen so stark zurück, dass von ihnen nur noch „Spurenelemente“ vorzufinden sind: 80 Prozent weniger Stickoxid-Emissionen (NOx), rund zwei Drittel weniger Feinstaubpartikel – und das gegenüber dem bereits modernen Euro-V-Standard.

Wer ein Euro-VI-Fahrzeug kauft, investiert in den neuesten Stand der Technik. Für die Transportbranche ist Euro VI der Schritt hin zum quasi schadstofffreien Straßengüterverkehr. Allerdings ist es für eine rasche Marktdurchdringung erforderlich, dass auch die Politik ihr vorhandenes Instrumentarium nutzt. Zum einen ist das die emissionsorientierte Lkw-Maut. Das Transportgewerbe braucht jetzt rasch Gewissheit, dass noch in dieser Legislaturperiode eine eigene Mautklasse für Euro VI beschlossen wird. Zum anderen sollte das Innovationsprogramm zur Förderung der Anschaffung emissionsarmer schwerer Nutzfahrzeuge mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden.

Die hierfür im Haushaltsentwurf 2013 vorgesehene Summe ist gegenüber
2012 unverändert. Diese Mittel werden aber nicht ausreichen, hier besteht Nachbesserungsbedarf.

Ein weiterer Schwerpunkt der IAA wird die Aerodynamik sein. Wir werden zahlreiche neue Vorschläge zur Optimierung des Luftwiderstands sehen: Zukunftsstudien und seriennahe Entwürfe – sowohl für die ziehenden Einheiten als auch für die Trailer. Bis zu 40 Prozent des Kraftstoffverbrauchs im Fernverkehr sind auf Luftwiderstand zurückzuführen. Damit wird klar, wie wichtig Verbesserungen der Aerodynamik sind. Es lassen sich also erhebliche CO2-Einsparpotenziale heben und damit Effizienz und Wirtschaftlichkeit steigern, wenn wir hier vorankommen.

Drittens wird die IAA Nutzfahrzeuge die alternativen Antriebe – Elektro, Hybrid, Brennstoffzelle – umfassend behandeln. Alternative Antriebe und Elektromobilität werden auch bei Nutzfahrzeugen Einzug halten, allerdings nicht für alle Fahrzeugklassen gleichermaßen. Bei leichten Transportern bis 3,5 t ist rein-elektrisches Fahren schon heute möglich, entsprechende Fahrzeuge haben unsere Hersteller im Angebot. Mittelschwere Verteiler-Lkw sind heute bereits als Hybrid erhältlich, das Einsparpotenzial beim Verbrauch beträgt bis zu 15 Prozent. Im Fernverkehr hingegen wird der Diesel noch auf lange Zeit ein wichtiger Antrieb bleiben. Klar ist: Einen 40-Tonnen-Lastzug kann man heute nicht wirtschaftlich batterie-elektrisch betreiben, die Batterie würde mehrere Tonnen Nutzlast kosten. Eine Teilhybridisierung ist allerdings auch im Fernverkehr in Zukunft denkbar.

Damit die IAA-Besucher sich selbst ein Bild machen können, werden auf der IAA erstmals Probefahrten auch mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen angeboten. Abgerundet wird dieser thematische IAA-Schwerpunkt mit dem „Fachkongress Elektromobilität“, der am 26. September stattfindet und vom VDA gemeinsam mit den Verbänden BDEW, BDI, Bitkom, VDMA, VCI und ZVEI veranstaltet wird. Der Kongress, der im vergangenen Jahr auf der IAA Pkw mit rund 500 Teilnehmern erfolgreich Premiere feierte, nimmt das System Elektromobilität entlang der gesamten Wertschöpfungskette in den Blick und bietet damit eine Plattform für den Austausch der Kompetenzen aller beteiligten Industrien.

Ein weiterer wesentlicher Trend der automobilen Zukunft ist die Vernetzung. Das Fahrzeug von morgen wird kommunizieren – mit dem Internet, mit anderen Fahrzeugen, mit der Infrastruktur. Chancen, Herausforderungen und Potenzial dieser neuen IT-Systeme stehen im Zentrum des Kongresses „CarIT – Mobilität 3.0“, den der VDA zusammen mit dem Branchenverband Bitkom am 25. September veranstaltet. Dabei behandeln Experten aus der Nutzfahrzeug-, Transport- und Zuliefererindustrie Themen wie Car-to-X-Kommunikation, Navigation und Telematik der Zukunft, Fahrerassistenzsysteme, Verkehrsmanagement, Infotainment, Apps und deren Bedienung sowie die Verknüpfung von E-Mobility und IT.

Ich habe damit nur die wesentlichen Grundlinien dieser IAA skizziert. Insgesamt führt der VDA – gemeinsam mit Partnern – rund 30 Fachveranstaltungen und Symposien auf der IAA durch. Viele weitere Ausstellerveranstaltungen kommen hinzu. Die Übersicht darüber sowie über die Sonderschauen und Sonderaktivitäten finden Sie in der Ihnen vorliegenden Pressemappe und der Pressebroschüre.

Lassen Sie mich kurz auf die Nutzfahrzeugmärkte eingehen.

Natürlich spüren wir die durch die Staatsschuldenkrise ausgelöste Schwäche in einigen Ländern Südeuropas. Im Gesamtjahr 2012 werden die Neuzulassungen von Lkw über 6t in Westeuropa um 4 Prozent auf rund 250.000 Einheiten zurückgehen.

Doch wir dürfen den Blick nicht auf Europa allein verengen. Der für die deutschen Nutzfahrzeughersteller relevante Weltmarkt für schwere Lkw (über 6t) ist auch 2012 stabil. Der Rückgang in Westeuropa kann durch den wachsenden US-Markt kompensiert werden.

Dieser wird im Jahr 2012 um bis zu 20 Prozent auf über 350.000 Einheiten zulegen. Davon profitieren deutsche Hersteller, die in den Vereinigten Staaten bei Lkw der Klasse 4 bis 8 (über 6,3t) über einen Marktanteil von rund 30 Prozent verfügen. Auch den russischen Markt sollten wir nicht vergessen: Er wächst in diesem Jahr um ein Viertel und ist mit über 160.000 Fahrzeugen fast doppelt so groß wie der deutsche.

Die Unternehmen der Anhänger- und Aufbautenhersteller in Deutschland erwarten für das laufende Jahr insgesamt eine weitgehend stabile Entwicklung. Die wirtschaftliche Entwicklung dieser Unternehmen, mit einem Gesamtumsatz von immerhin über 8,5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr, ist naturgemäß eng mit der Entwicklung der Nutzfahrzeughersteller verknüpft.

Damit komme ich zum zweiten Teil unserer Pressekonferenz, der aktuellen Entwicklung im Pkw-Bereich.

In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres bewegt sich der deutsche Pkw-Markt in etwa auf Vorjahresniveau. Es wurden 2,1 Mio. Pkw neu zugelassen (-1 Prozent). Im August lag der Pkw-Absatz mit 226.600 Einheiten um 5 Prozent unter Vorjahr.

Der Marktanteil der deutschen Konzernmarken beträgt über 70 Prozent. Fast jeder zweite Neuwagen, der im bisherigen Jahresverlauf verkauft wurde, ist ein Diesel (48,1 Prozent). Die „Diesel-Quote“ ist damit um rund 3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Davon profitieren insbesondere die deutschen Konzernmarken, da drei von vier Diesel-Pkw (77 Prozent), die in Deutschland neu zugelassen werden, von ihnen stammen.

Die Stammbelegschaften in der deutschen Automobilindustrie sind im ersten Halbjahr auf 736.000 Mitarbeiter gestiegen, das sind 26.000 Beschäftigte oder 3,6 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Produktionskapazitäten der gesamten deutschen Automobilindustrie sind mit 85 Prozent ordentlich ausgelastet. Für das Gesamtjahr rechnen wir weiterhin mit einem Neuzulassungsvolumen von rund 3,1 Mio. Pkw.

Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass wir im Laufe dieses Jahres mehr Gegenwind erwarten. Unsere Hersteller und Zulieferer sind flexibel aufgestellt und können entsprechend reagieren.

Wie gut wir weltweit positioniert sind, wird anhand weniger Stichpunkte deutlich: Im bisherigen Jahresverlauf haben wir Marktanteilsgewinne in West- und Osteuropa, in den USA, in Brasilien, Russland, China und Südkorea. In Japan haben wir unseren Absatz um 23 Prozent erhöht.

In Westeuropa kommt jeder zweite Neuwagen von unseren Konzernmarken, in China, Russland und Brasilien sind es jeweils 20 Prozent.

Diese globale Ausrichtung macht viele in der deutschen Automobilindustrie robuster als manchen Wettbewerber. Aber wir machen uns keine Illusionen: Vor allem die südeuropäischen Automobilmärkte bleiben mehr als schwierig. Wir richten uns daher auf herausfordernde Zeiten ein.

Die schwächere Nachfrage in einigen Ländern Südeuropas – ausgelöst durch die dortige Staatsschuldenkrise – wirkt sich auch auf die Pkw-Produktion und den Export aus. Im August stiegen die Exporte von Pkw zwar bereinigt um 1 Prozent auf 284.400 Einheiten. Triebfeder war allerdings erneut das Engagement außerhalb Europas. In den ersten acht Monaten bewegte sich der Export mit 2,8 Mio. Einheiten auf Vorjahresniveau. Die Inlandsproduktion sank im August leicht um 1 Prozent auf 368.300 Neuwagen. In den ersten acht Monaten wurden knapp

3,7 Mio. Pkw in Deutschland produziert, davon gingen 2,8 Mio. Einheiten in den Export. Damit gehen weiterhin drei von vier Autos, die in Deutschland gefertigt werden, ins Ausland. Die Auftragseingänge aus dem Ausland unterstreichen erneut die Beliebtheit unserer Pkw weltweit: Im August konnten unsere Mitglieder einen Zuwachs bei den Auslandsorder von 5 Prozent erreichen. Seit Jahresbeginn stiegen die Bestellungen um 7 Prozent an.

Lassen Sie mich zusammenfassen:

Wir fahren mit Zuversicht nach Hannover. Die 64. IAA Nutzfahrzeuge startet mit sehr guten Ausstellerzahlen, größerer Fläche und dem neuen Rekord an Weltpremieren. Die IAA erweist sich als Stabilitätsanker, ihre Bedeutung ist in den vergangenen Jahren weiter gewachsen. Sie ist weltweit die einzige Nutzfahrzeugmesse, die diese Branche in ihrer gesamten Wertschöpfung umfassend präsentiert. Die Innovationskraft dieser Branche wird auf der IAA eindrucksvoll zu sehen und zu erleben sein.

Was die Weltmärkte anbelangt, so erwarten wir 2012 insgesamt eine stabile Entwicklung. Durch ihre globale Ausrichtung sind unsere Mitgliedsunternehmen in der Lage, Nachfragerückgänge in einzelnen Märkten durch Wachstum in anderen auszugleichen. Wir alle erwarten allerdings von der Politik, dass sie für stabile Rahmenbedingungen sorgt. Dazu zählt vor allem, dass die Staatsschuldenkrise bald gelöst wird, damit die Verbraucher wieder mehr Vertrauen fassen.

Pressekontakt:
Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) Eckehart Rotter Abteilung Presse
Tel.: +49 30 897842-120
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