UDE mit zwei Neuheiten auf der Medica

Heutige EEG-Untersuchungen sind unkomfortabel: Der Patient liegt im Behandlungsstuhl, seine Haare sind mit leitfähigem Gel verschmiert, er trägt eine Gummikappe, die mit wuchtigen Boxen verkabelt ist. Dabei wäre es wichtig, auch elektrische Hirnsignale aufzeichnen zu können, wenn die Person sich frei und länger bewegt – etwa zur Epilepsie-Überwachung.

Eine Lösung haben die UDE-Ingenieure Unmesh Ghoshdastider und Dr. Reinhard Viga vom Fachgebiet Elektronische Bauelemente und Schaltungen gefunden. Gemeinsam mit einem Medizintechnik-Unternehmen haben sie ein so genanntes ExG-System entworfen, das elektrische Hirn- (EEG), Herz- (EKG) und Muskelspannungen (EMG) misst. Seine Module und Elektroden lassen sich nach dem Baukastenprinzip flexibel zusammenstecken, je nachdem welche und wie viele Bildkurven aufgezeichnet werden sollen.

Weitere Vorteile: Das leichte und flache System passt in Kleidungsstücke. Es läuft batteriebetrieben stundenlang und sendet über Funk kontinuierlich Biosignale an einen normalen PC. „Ein Clou ist, dass ganze Gruppen von Menschen zeitgleich überwacht werden können. So lassen sich ihre Interaktionen und ihre Reaktionen auf Ereignisse studieren“, sagt Viga und gibt ein paar spannende Beispiele: „Was spielt sich in den Köpfen von Fußballer und Torwart beim Elfmeter ab? Wie unterschiedlich reagieren Zuschauer auf Filmszenen? Oder wie synchron zur Musik „ticken“ Tanzpaare?“

Solche Fragen beschäftigen die kognitive und klinische Forschung sowie die Neurophysiologie. Für sie, aber auch für normale Neurologie-Anwendungen wäre das neue System interessant, das übrigens mit Bundesmitteln gefördert wurde. „Leider“, bedauert Viga, „existiert es zurzeit nur als Forschungsplattform. Die Hard- und Software-Technologien sind jedoch entwickelt. Sie dürften sich bald schon in Telemonitoring-Geräten, „Brain-Computer“-Schnittstellen und ExG-Produkten wiederfinden.“

Die Kardiologen des Uniklinikums stellen auf der Medica den Protoyp eines Implantats und ein neues Verfahren vor, um undichte Einlassklappen am Herzen zu reparieren. Unter dieser Mitralklappeninsuffizienz leiden weltweit mehrere Millionen Menschen. Das Problem: Zieht der Herzmuskel sich zusammen und die Einlassklappen schließen nicht richtig, strömt Blut zurück in den Vorhof. Folge: Man ist erschöpft, hat Luftnot, Schmerzen bzw. das Organ wird weiter geschädigt. Ein Eingriff am offenen Herzen ist bislang die einzig mögliche Therapie; allerdings können 40 Prozent der Patienten gar nicht operiert werden, weil die Risiken zu hoch sind.

Das Team um Prof. Dr. Till Neumann hat für diese Fälle das mitramaze valve repair system entwickelt. Es ist ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem minimal-invasiv ein drei Zentimeter großer Verschluss implantiert wird, der den Spalt der Mitralklappe abdichtet. „Mit diesem kurzen Eingriff kann die natürliche Klappe erhalten werden, und die Komplikationsrate wird gesenkt“, sagt Neumann. Seine Erfindung, die aus einem vom Bund geförderten Projekt hervorgegangen ist, wurde bereits ausgezeichnet.

Die Exponate der Uni Duisburg-Essen sind während der Medica in der Halle 03, Stand D 83, zu finden.

Weitere Informationen:
Mobiles Multi-ExG-System: Unmesh Ghoshdastider, Tel. 0203/379-2839, unmesh.ghoshdastider@uni-due.de, Dr. Reinhard Viga, Tel. 0203/379-2820, reinhard.viga@uni-due.de
mitramaze valve repair system: Prof. Dr. Till Neumann, Tel. 0201/723-4806, till.neumann@uk-essen.de

Weitere Informationen:

https://www.uni-due.de/imperia/md/images/samples/2014/bilderpressemitteilungen/medica_mitramaze.jpg Grafik mitramaze valve repair system (© UDE)
https://www.uni-due.de/imperia/md/images/samples/2014/bilderpressemitteilungen/medica_multi_exg-system.jpg  Mobiles Multi-ExG-System (© UDE)

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Ulrike Bohnsack idw - Informationsdienst Wissenschaft

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