Sichere Lebensmittel: Potenziale der Lebensmittelbiotechnologie

Lebensmittelskandale treten mit verlässlicher Regelmäßigkeit auf. Im aktuellen Fall um den EHEC-Keim sind die Dimensionen jedoch völlig andere. Bei der Erkrankungswelle, die durch den neuen äußerst aggressiven Keim HUSEC 041, Serotyp O104:H4 ausgelöst wurde, handelt es sich um einen der weltweit größten bisher beschriebenen EHEC- bzw. HUS-Ausbrüche und den größten in Deutschland.

3 717 Erkrankungsfälle und 43 Todesfälle sind die bisherige Bilanz (Robert-Koch-Institut, Datenstand 23. Juni 2011).

Bei mehr als 800 Patienten trat die gefährliche Komplikation des Hämolytisch-Urämischen Syndroms auf. Viele kämpfen noch um das Wiedererlangen ihrer Gesundheit.

Einen besonderen Beitrag zur Aufarbeitung der Vorfälle leistet die Lebensmittelbiotechnologie. Auf der BIOTECHNICA, Europas Leitmesse für Biotechnologie und Life Sciences vom 11. bis 13. Oktober rufen das Fachsymposium „Biotechnological Innovation in Food“ und die gleichnamige Sonderausstellung daher zum Informationsaustausch sowie zur Weiterbildung auf. Experten zeigen aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Lebensmittelbiotechnologie auf. „Gerade im direkten Dialog zwischen Lebensmittelbiotechnologie, Lebensmittelindustrie und Behörden können hier wesentliche Verbesserungen auf den Weg gebracht werden“, sagt Dr. Andrea Dreusch von der Firma MicroMol GmbH, Karlsruhe, Ausrichterin des Forums.

Die Biotechnologie hat sowohl bei der Identifizierung des aktuellen Ausbruchsstamms als auch bei der Rückverfolgung von Lebensmitteln bezüglich des Überträgers wertvolle Werkzeuge bereitgestellt. Für EHEC stand bereits Ende Mai ein aussagekräftiger Schnelltest zur Verfügung. Der Test basiert auf dem PCR-Verfahren und überprüft gleichzeitig vier Merkmale, die für den Ausbruchsstamm HUSEC 041 typisch sind. Hinter dem Kürzel PCR verbirgt sich die Polymerase-Kettenreaktion (Polymerase Chain Reaction), mit deren Hilfe in kurzer Zeit Abschnitte der Erbinformation vervielfältigt werden können und damit in ausreichender Menge für die Testung bereitstehen. Mit dem entwickelten Test lässt sich der EHEC-Erreger zweifelsfrei in nur wenigen Stunden nachweisen. Mittlerweile sind die Tests nicht nur schnell, sondern auch preiswert geworden.

Prävention im Fokus

Der Zenit der Neuerkrankungen wurde am 22./23. Mai überschritten.
Die genaue Entstehung der Erkrankungswelle ist jedoch noch nicht geklärt. Mit der sinkenden Zahl der Neuerkrankungen und dem Abebben der Erkrankungswelle nehmen die Chancen, zum Ursprung der Seuchenwelle vorzustoßen, ab. Umso mehr rückt das Thema Prävention in den Vordergrund. Was sollten wir aus der aktuellen EHEC-Krise im Rahmen einer verbesserten Lebensmittelsicherheit für die Zukunft mitnehmen?

Vorbeugung ist, abhängig von den zur Verfügung stehenden Methoden, kostenintensiv. Vieles wird daher minimiert oder sogar weggelassen. Der Verbraucher trägt allerdings auch einen Teil der Verantwortung. Zu billig möchte er seine Lebensmittel einkaufen. Zu gering sind die Gewinnspannen und damit auch die Möglichkeiten vieler Produzenten, Vorbeugemaßnahmen in statistisch sicherem Umfang durchzuführen. Statt ausreichender Regelproben werden vereinzelte Stichproben durchgeführt. Die Aussagen sind unsicher.

Preiswertere Analytik wäre hier ein gangbarer Weg: nicht langwierige konventionelle Mikrobiologie, sondern schnelle biotechnologische Methoden reduzieren den Zeit- und damit auch den Kostenaufwand. Schnellere Ergebnisse verkürzen die Quarantänezeiten, erlauben es aber auch, Epidemien früher zu erkennen und abzufangen.

Analytisch kann in verschiedensten Bereichen viel für die Lebensmittelsicherheit getan werden. Neben gefährlichen Keimen lassen sich auch Lebensmittelallergene oder Mykotoxine und gentechnische Veränderungen sensitiv detektieren. Bislang haben die biotechnologischen Möglichkeiten aber noch wenig Eingang in die Prüfkataloge der Lebensmittelproduzenten gefunden. Dort gibt es noch erhebliche Potenziale zu erschließen.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Gefahrenanalysen und Risikobewertungen HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points) sind nur so gut wie ihre Entwickler. Das EU-weit vorgeschriebene System zur Gefahrenvorbeugung bedarf einer massiven Unterstützung durch analytische Methoden wie sie die Lebensmittelbiotechnologie bietet. Da es nicht möglich ist, die Sicherheit von Lebensmitteln im Rahmen der Produktion mithilfe von Vorbeugemaßnahmen vollständig zu garantieren, könnte eine umfangreiche Freigabeuntersuchung das Risiko mindestens auf ein vertretbares Maß senken (ganz im Sinne des Codex Alimentarius).

Informationen zum Fachsymposium:
Dr. Andrea Dreusch
MicroMol GmbH
E-Mail: ab.dreusch@fpqs.de
http://www.micromol.com
Ansprechpartnerin für die Redaktion bei der Deutschen Messe:
Katharina Siebert
Tel. +49 511 89-31028
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