LIGNA+ HANNOVER 2007: Holzbau gewinnt immer mehr Marktanteile

Von den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten des Holzes – Fenster, Türen, Boden, Wand, Decke – geht ein erheblicher Anteil in den Holzbau im engeren Sinne. Und dies mit steigender Tendenz. Allein die 9 400 Zimmereien in Deutschland verarbeiten jährlich vier Millionen cbm stabförmige Holzprodukte (Schnittholz, Bauholz, Brettschichtholz, Konstruktionsvollholz). Dieses Volumen wird in den kommenden Jahren zunehmen, denn zum einen hat die Bauwirtschaft nach elf Jahren endlich die Talsohle verlassen und erhält auch im Inland wieder mehr Aufträge, zum anderen steigt der Anteil des Holzbaus in allen Segmenten der Bauwirtschaft.

Im vergangenen Jahr sind von den 169 000 in Deutschland neu errichteten Gebäuden 23 000 in Holzbauweise gebaut worden, das sind 13,8 Prozent mehr als 2004. Das größte Segment des Holzbaus umfasst die Einfamilienhäuser mit einem Anteil von 13,8 Prozent. Im mehrgeschossigen Wohnungsbau liegt die Holzbauquote erst bei 1,9 Prozent, im Gewerbebau – Bürogebäude, Produktionshallen – und im öffentlichen Bau – Sporthallen, Feuerwehrhäuser, Schulen – dagegen bei 17,4 Prozent, das sind 1,5 Prozentpunkte mehr als 2004. Bei 25 500 erstellten Gebäuden im Nichtwohnungsbau entspricht dies 4 450 Gebäuden in Holzbauweise.

Nach wie vor gibt es im Holzbau in Deutschland große regionale Unterschiede. Mit insgesamt 10 829 Gebäuden wurden fast 40 Prozent der im vergangenen Jahr in Holzbauweise fertig gestellten Gebäude in Bayern und Baden-Württemberg errichtet. Der Südweststaat liegt mit 20,5 Prozent sogar noch vor Bayern, das mit einer Quote von 19,4 Prozent den zweiten Platz mit Rheinland-Pfalz teilen muss; Hessen kommt mit 17,4 Prozent auf den vierten Platz. Im gewerblichen und öffentlichen Bau nehmen die Bayern mit einer Quote von 25,4 Prozent den ersten Platz vor Baden-Württemberg ein, das mit 23,7 Prozent allerdings auch in diesem Segment eine hohe Holzbauquote hat. Dass man im Norden Deutschlands durchaus mit Holz bauen kann, zeigt die hohe Holzbauquote im gewerblichen Bereich in Schleswig-Holstein mit 21,6 Prozent. Die östlichen Regionen der Bundesrepublik nutzen die großen Fortschritte im mehrgeschossigen Holzbau, denn sie haben mit drei Prozent die höchsten Quoten in diesem Segment. Zudem zeigt eine Analyse auf Kreisebene, dass Architekten und Bauherren auch in diesen Regionen durchaus die Vorteile des Holzbaus zu schätzen wissen, denn in einigen Kreisen der östlichen Bundesländer liegt die Holzbauquote über dem Bundesdurchschnitt.

Der wachsende Anteil des Holzbaus an der Gesamtzahl der Bautätigkeit in Deutschland hat mehrere Gründe. Zum einen erkennen immer mehr Menschen die Vorteile dieses Baustoffes, die vor allem in der Energieeinsparung, der Kohlenstoffbindung, der Ressourcenschonung und der kostengünstigen, weil zügigen Bauweise liegen. Zum anderen haben sich immer mehr Architekten des Baustoffes Holz angenommen und verbinden die ökologischen und ökonomischen Vorteile von Holz mit zeitgemäßen, teils zukunftsorientierten gestalterischen Elementen. Die Tatsache, dass der Holzarchitekturpreis 2006 an dem Schweizer Architekten Prof. Peter Zumthor vergeben wurde, zeigt, dass der Holzbau sein Landhaus-Image abgelegt hat und der modernen Architektur zuzuordnen ist.

Innovative Produkte und neue Konstruktionsmöglichkeiten haben zu dieser erfolgreichen Entwicklung beigetragen. So ist es in Deutschland seit kurzem möglich, fünfgeschossige Wohnbauten in Holzbauweise zu errichten, nachdem mit dem Brettschichtholz die Tragfähigkeit der Bauelemente deutlich vergrößert wurde und die bei diesen Geschosszahlen strengen Brandschutzvorschriften erfüllt werden. In der Schweiz wurde vor kurzem das erste sechsgeschossige Holzhaus realisiert. Noch bis vor wenigen Jahren waren Holzhäuser in dieser Größenordnung unvorstellbar. Grundlage der Neuerungen sind umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten vor allem im Bereich der Statik und des Brandschutzes. Der imposante 20 Meter hohe Holzbau – ein Wohn- und Arbeitsgebäude in Steinhausen (Kanton Zug) mit sehr hohem Komfort – erfüllt darüber hinaus sämtliche Anforderungen, die an ein Niedrigenergiehaus gestellt werden.

Die Holzbauweise eignet sich besonders vorzüglich für die Errichtung von Niedrigenergiehäusern und von Passivhäusern, da Holz die nach außen auftretenden Wärmeverluste im Gegensatz zu anderen Baustoffen deutlich senkt. Niedrigenergiehäuser, auch Energiesparhäuser genannt, benötigen nur etwa zehn Prozent an Energie eines in herkömmlicher Bauweise errichteten Gebäudes, und beim Passivhaus ist sogar die Energiegewinnung im Haus größer als der Energieverbrauch. Ein für den deutschen Markt nicht so bedeutsamer Vorteil, der aber im Export und für den technischen Standard des Holzbaus signifikant ist, ist die Erdbebensicherheit der in Holzbauweise errichteten Gebäude.

Alle diese Innovationen haben in den vergangenen Jahren dem Holz erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Baustoffen gesichert, die sich – zusammen mit der Qualität des Holzbaus – in steigenden Marktanteilen auswirken. Die ganze Bandbreite der Innovationen – die sich von der Qualitätssicherung durch Holzsortierung, Trocknung, Bearbeitung über die Herstellung von hochwertigen Zwischenprodukten, die Konstruktion und Architektur sowie die Energieeinsparung bis hin zum anspruchsvollen Interieur hinzieht – ist auf der LIGNA+ HANNOVER 2007 (14. bis 18. Mai) zu sehen, bei den Holzbearbeitungs- und Zimmerermaschinen ebenso wie bei den Zwischenprodukten und fertigen Modellhäusern. Die Verleihung des Deutschen Holzbaupreises während der LIGNA+ HANNOVER 2007 wird dabei zugleich zu einem Forum des zukunftsorientierten Holzbaus und der Holzbaukultur werden. Während der Messe werden außerdem in Halle 17 vom Verband Niedersächsischer Zimmerer (VNZ) zwei Ein- bis Zweifamilienhäuser sowie ein Pavillon in Holzbauweise errichtet.

Weitere Informationen zum gesamten Programm der LIGNA+ HANNOVER 2007 sowie zu einzelnen Angebotsschwerpunkten stehen im Internet unter www.ligna.de und www.handwerk-holz-mehr.de.

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Anja Brokjans Deutsche Messe AG

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