Schlaflabor im Nachtkästchen

Schlafstörungen sind in den Industrienationen weit verbreitet, die Ursachen sind oft unklar. Wer den Grund für die eigene Schlafstörung herausfinden will, dem blieb bislang nur der Gang ins „Schlaflabor“: Dort werden eine ganze Nacht lang bis zu 24 verschiedene Vitalparameter aufgezeichnet, darunter die Atmung des schlafenden Patienten, seine Lage und Blutsauerstoffsättigung sowie Ableitungen der Hirn-, Herz-, Augen- und Muskelfunktionen. Die Daten ermöglichen Rückschlüsse auf die Hintergründe der Erkrankung, so dass eine passende Therapie eingeleitet werden kann.

Die aufwändige Differenzialdiagnostik macht den Aufenthalt im Schlaflabor teuer. Die zahlreichen Messfühler und Kabel sind für den Patienten außerdem unbequem – was den Schlaf und damit auch die Messergebnisse beeinflussen kann.

Eine kostengünstige und patientenfreundliche Alternative hat jetzt das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS zusammen mit Partnern aus Industrie und Medizin entwickelt. Das „portable Schlaflabor“ wird erstmals vom 15. bis 18. November am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand auf der Medica in Düsseldorf, Halle 10, Stand F05, präsentiert. Das neuartige Gerät kann vom Patienten zuhause selbst angelegt werden und lässt ihm seine volle Bewegungsfreiheit. Es wird nur von vier Sensoren mit Daten über Lage, Atmung, Puls, Herzschlag und Blutsauerstoffsättigung beliefert. Dass diese wenigen Daten ebenso aussagekräftige Diagnosen erlauben wie die Messungen im herkömmlichen Schlaflabor, bestätigt der Leiter der Gruppe Medizinische Kommunikation und Sensorik am IIS, Christian Weigand: „Wir haben mehr als 50 Patienten auf übliche Weise im Schlaflabor untersucht und zusätzlich unser Gerät angeschlossen. So konnten wir die Messungen gleichzeitig vornehmen und die Ergebnisse vergleichen.“

Das „Schlaflabor im Nachtkästchen“ wird dem Patienten um die Brust geschnallt und überträgt die Messdaten drahtlos – mittels handelsüblicher Bluetooth-Funktechnik – an eine Hausbasisstation. Dort werden die Informationen automatisch ausgewertet und gelangen in verschlüsselter Form über einen eigens entwickelten Server zum Terminal des Arztes. Das Gerät wird derzeit am Universitätsklinikum Marburg und am Klinikum Nürnberg an insgesamt 30 Patienten mit Schlafstörungen erprobt. Derweil wagt Christian Weigand schon den nächsten Schritt: „Wir arbeiten an einem Gerät, das mit noch weniger Messdaten, zum Beispiel nur mit dem EKG, auskommt“. Damit könnte künftig jeder Hausarzt schlafdiagnostische Untersuchungen vornehmen.

Media Contact

Marion Horn Fraunhofer-Gesellschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Messenachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer