Karate, Tanzen oder Aquajogging

Sportwissenschaftler der Universität Leipzig werben auf der Leipziger Messe ORTHOPÄDIE + REHA-TECHNIK für den Rehabilitations- und Behindertensport

Spätestens wenn bei den Paralympics den behinderten Wettkämpfern zugejubelt wird und die Sieger ihre Medaillen entgegennehmen, zweifelt niemand daran, dass Sport und Behinderung einander nicht automatisch ausschließen. Doch was unter den olympischen Ringen oder zu internationalen Meisterschaften geschieht, ist vom Alltag der meisten Behinderten mindestens ebenso weit entfernt wie beim nicht behinderten Sport-Abstinenzler.

Auf Behinderte zugehen

„Allerdings ist es für den Behinderten oft noch schwerer, sich zum Start in den Freizeitsport durchzuringen“, erläutert Jürgen Innenmoser, Direktor des Instituts für Rehabilitationssport, Sporttherapie und Behindertensport (IRSB) der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. „Also müssen alle, die entsprechende Bewegungs- und Trainingsmöglichkeiten anbieten, auf ihre potentiellen Teilnehmer zugehen, müssen denen beweisen, dass Behinderte zwar nicht alles, aber doch sehr vieles können. Vor allem eines darf dabei nicht fehlen: Der Spaß am Bewegen.“

Diesen Schritt auf die behinderten (Noch-nicht-)Sportler zu, wollen die drei mitteldeutschen Behindertensport-Landesverbände während des Publikumstages auf der Leipziger Messe ORTHOPÄDIE + REHA-TECHNIK am 13. Mai 2006 wieder gehen – und mit ihnen die Hersteller entsprechender Ausrüstungen. Solch einen Publikumstag bot die drei Jahrzehnte als reine Fachveranstaltung bundesweit tourende Welt-Leitmesse erstmals 2004. Behinderte und chronisch Kranke, ihre Angehörigen, Freunde und Betreuer hatten damit endlich die Möglichkeit, bei den Herstellern in den Messehallen neue Produkte zu sehen, anzufassen und zu testen In der Glashalle bestand während eines Non-Stop-Bühnenprogramms die Möglichkeit, mitzuerleben, wie vielfältig der Behindertensport ist.

Präsentaion des Behindertensports auf der Bühne

„Uns als Institut geht es darum, nicht nur ein motivierendes, attraktives Show-Programm ins Rampenlicht zu stellen, sondern den Zuschauern auch die entsprechenden Hintergrundinformationen zu liefern. Deshalb werden unsere Experten dem Moderator immer wieder zur Verfügung stehen, das Geschehen auf der Bühne kommentieren und gleichzeitig darüber informieren, wie der Alltag des Rehabilitations- und Behindertensports abläuft. Die Zusage, dass wir dem Publikum alles fachgerecht erläutern, gab auch jenen Akteuren, die sich zuerst nicht durchringen konnten in der Öffentlichkeit aufzutreten, das letzte noch fehlende Quäntchen Mut“, erzählt Innenmoser.

Und was passiert nun auf der Bühne? Behinderten- und Seniorensportler aus ganz Mitteldeutschland demonstrieren die Vielfalt der „Sportarten“: Stepp- und orientalischen Tanz, Bosseln und Sitzball. Die meisten Aktiven kommen mit ihrem Rollstuhl ins Rampenlicht und präsentieren Karate, Showtanz, Basketball, Volleyball, Hockey oder Rugby. Neu ist, dass im Anschluss an jede Vorführung allen Interessenten die jeweiligen Gesprächspartner zur Verfügung stehen, mit denen sie beraten können, welcher Sport in welchem individuellen Fall der richtige wäre und wo Trainingsmöglichkeiten bestehen.

Problem: Treppe ohne Geländer

Gleichzeitig wird in unmittelbarer Nachbarschaft ein Parcours aufgebaut, auf dem Behinderte Rollstühle und Prothesen testen können. Aber auch Nicht-Behinderte sollten sich auf die Strecke wagen. Rollstühle stehen bereit und beispielsweise auch eine Oberschenkelprothese, welche die „Zweibeiner“ nützen können, indem sie mit dem angewinkeltem Bein in einem Prothesenschaft knieen und so plötzlich all die Dysbalance-Probleme wie der Prothesenträger spüren. „Sie werden sehen, dass eine Treppe ohne Geländer oder ein sehr unebener Untergrund plötzlich zum Problem werden“, prophezeit Innenmoser.

Auch im Kongressprogramm, das die Messe über vier Tage begleiten wird, treten Experten der Universität Leipzig auf. So spricht beispielsweise Prof. Innenmoser über die Wirksansätze und Bewegungshandlungen für eine Besserung des Rückenschmerzes durch therapeutisches Aqua-Jogging (Donnerstag, 11.05. 10.30 Uhr).

Partner Universität/Messe

„Wir haben mit der Universität Leipzig und vor allem ihrer auf Rehabilitations- und Behindertensport konzentrierten sportwissenschaftlichen Fakultät einen ausgezeichneten Partner vor Ort“, kommentiert Messe-Projektleiter Ronald Beyer das Engagement der Wissenschaftler. „Aus den Informationen der Forscher und den Präsentationen der Hersteller ergibt sich für unsere Besucher ein lebendiges, aktuelles und vor allem abgerundetes Bild. Es geht nicht nur darum, Produkte an den Kunden zu bringen, sondern darum, diesen potentiellen Kunden erst einmal zu interessieren und zu ermutigen.“

Aus Sicht der Universität bezeichnet Innenmoser die Messe als eine ausgezeichnete Gelegenheit mit den wichtigsten Firmen der Branche ins Gespräch zu kommen. „Für uns ergeben sich aus dem Zusammentreffen der technischen Neuentwicklungen einerseits und aus dem Umgang der Patienten mit der Technik andererseits, also aus dem Zusammentreffen von Hersteller- und Nutzerpraxis interessante Forschungsthemen. Gleichzeitig möchte ich nicht verhehlen, dass die Akzeptanz, die viele Unternehmen für unsere wissenschaftliche Arbeit zeigen, sich nicht selten auch als organisatorische und materielle Unterstützung von Forschung und Lehre niederschlägt.“

Marlis Heinz

weitere Informationen:
Prof. Dr. Jürgen Innenmoser
Telefon: 0341 97-31650
E-Mail: jinnen@rz.uni-leipzig.de

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Dr. Bärbel Adams Universität Leipzig

Weitere Informationen:

http://www.uni-leipzig.de

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