Digitalfernsehen und mehr direkt aufs Handy

Handynutzer werden in naher Zukunft Fernseh- und Radioprogramme sowie viele zusätzliche Serviceangebote unterwegs auf ihren Geräten empfangen können. DVB-H macht es möglich: Das Institut für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig präsentiert die neue Technologie vom 2. bis zum 7. September auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin.

Das terrestrische Digitalfernsehen DVB-T ist in weiten Teilen Deutschlands in Betrieb. In allen bisherigen Startregionen traten nur geringfügige Anlaufprobleme auf, die nach wenigen Tagen behoben waren. Der Handel in den Versorgungsgebieten ist über DVB-T entzückt, denn allein im Jahr 2005 werden wohl 1,5 Millionen DVB-T-Empfänger über den Ladentisch gehen. Aber schon „geistern“ neue Abkürzungen durch die Hallen der Internationalen Funkausstellung 2005 in Berlin: DVB-H und IP Datacast. Gemeint ist eine Technik, die Handys und ähnliche Taschengeräte mit Radio, Fernsehen und Datenrundfunk versorgt. DVB-H steht für DVB-Handheld und meint einen Ausstrahlungsstandard, der batteriebetriebene Geräte bedient, ohne deren Batterien übermäßig zu belasten. IP Datacast ist die Abkürzung für die Vielfalt der Datenformate, Kommunikationsprotokolle etc., die es braucht, um Dienste über DVB-H möglich zu machen. Internet-Protokoll basierter Datenrundfunk steckt dahinter. Da das Endgerät in vielen Fällen ein Handy sein wird, das in ein Mobilfunknetz eingebucht ist, beschreibt IP Datacast auch die Verknüpfung von DVB-H mit dem Mobilfunk. Zu DVB-T ist DVB-H keine Konkurrenz. Die Bildqualität, die auf einem Taschengerät akzeptabel ist, ist für den Fernseher im Wohnzimmer nämlich ungeeignet. Und das Batteriesparen hat dort auch keine wirkliche Relevanz.

„DVB-H bietet nicht nur Fernsehen“, so Prof. Ulrich Reimers, Leiter des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig und Schirmherr des Technisch-Wissenschaftlichen Forums der IFA. „Wer möchte schon einen kompletten Tatort auf dem Handy ansehen? In Berlin wird Radio per DVB-H verbreitet, und eine Vielzahl von speziell für die Handynutzer konzipierten Datendiensten ist in Vorbereitung.“

Nach Ansicht von Reimers, der in Fachkreisen als „Vater des Digitalen Fernsehens“ gilt, wird DVB-H dabei nicht zur Konkurrenz für UMTS. „Gerade die Betreiber von Mobilfunknetzen haben erkannt, dass es Angebote gibt, die man den Handynutzern am Besten per Rundfunk zur Verfügung stellt. Warum sollten die Zuschauer der Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2006 jeweils über individuelle UMTS-Verbindungen Videos der Torszenen in Zeitlupe aufrufen, wenn diese viel effektiver über DVB-H gezeigt werden können?“

Am 16. August 2005 haben die Medienanstalten der fünf norddeutschen Länder beschlossen, die Einführung von DVB-H in diesen Ländern voranzutreiben. Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 sollen DVB-H Services bereitgestellt werden. Wie schon bei der DVB-T-Einführung in Norddeutschland wurde das Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig gebeten, die technische Koordination zu übernehmen.

Wer in Berlin sehen möchte, was DVB-H bietet, ist gut beraten, das Technisch-Wissenschaftliche Forum der IFA in Halle 5.3 zu besuchen. Dort stellt das Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig DVB-H und IP Datacast aus. Nicht nur die Technik, sondern auch Endgeräte und Dienste werden zu besichtigen sein.

Media Contact

Dr. Elisabeth Hoffmann idw

Weitere Informationen:

http://www.ifn.ing.tu-bs.de/

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