Kino ohne Film

Das Kino der Zukunft ist digital: Auf der International Broadcast Convention IBC in Amsterdam (9. – 13. September 2005) stellt die Fraunhofer-Allianz Digital Cinema aktuelle Entwicklungen für das digitale Kino vor.

Kino ohne Film, geht denn das? Ja. In den Lichtspielhäusern von morgen werden nicht mehr 35mm-Filme gezeigt, sondern die Kinohits direkt von der Festplatte des Computers abgespielt. Hollywood treibt den Wechsel auf Digitaltechnik voran. Die in der Digital Cinema Initiatives (DCI) organisierten großen Studios Disney, Fox, Paramount, Sony Pictures Entertainment, Universal und Warner Bros. haben sich bereits auf einen neuen Standard für Digitales Kino geeinigt. Damit künftig auch die gesamte Kinokette digitalisiert werden kann, entwickelt die Fraunhofer Allianz Digital Cinema Lösungen für die wesentlichen Schlüsselkomponenten – von der Kamera bis zur Projektion und so entstehen Systeme für einen reibungslosen digitalen Workflow. Auf der IBC stellen die Forscher aktuelle Projekte in Halle 8 am Stand 221 vor.

Megacine – Speicher und Recorder in einem

Beim digitalen Drehen fallen gigantische Datenmengen an – allein eine Minute digitaler Film erzeugt 40 Gigabyte Daten. Um die Informationen aufnehmen zu können, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen einen handlichen Speicher entwickelt, den Fieldrecorder Megacine. Das Gerät kann die bewegten Bilder in dem neuen Digital Cinema Format (DC), in High Definition (HD) oder Standart Definition (SD) aufzeichnen. Die Speicher-Kapazität beträgt 1 Terabyte (1 Terabyte = 1 000 000 Megabyte), das heißt es können bis zu 60 Minuten in umkomprimierter DC-Qualität aufgenommen werden, bis zu 8 Stunden in SDTV. Auf der Megacine lassen sich die Aufnahmen auch für eine erste Vorschau abspielen. So kann sich der Regisseur die Bilder gleich am Set anschauen. Zusatzinfos wie Takelänge, Anzahl der Bilder, Füllstand des Speichers uvm. lassen sich auf dem integrierten Display neben der Vorschau ablesen.

Digital Dome

Digitale Filme auf gekrümmten Flächen zu zeigen, ist bislang sehr aufwändig: Am Rechner müssen die einzelnen Szenen mit Hilfe eines Video-Schnittprogramms zusammengestellt und das komplette Video berechnet werden. Dabei werden die Teilbilder so verzerrt, dass sie sich der gekrümmten Projektionsfläche anpassen. Ändert sich jedoch die Position des Projektors oder die Struktur der Projektionsfläche, muss neu justiert oder das Video neu berechnet werden. Eine elegantere Lösung für eine digitale Kuppelprojektion hat das Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST in Berlin entwickelt. Mit Standard-Projektoren und Standard-PCs lassen sich digitale Bilder und Videos auf einer Halbkugel dargestellen. Die Bilder werden in Echtzeit entzerrt und an die aktuellen technischen Gegebenheiten in der Kuppel angepasst. Langwierige Justierungen sind überflüssig. Dank eines leicht zu bedienenden Show-Players können unterschiedliche Medien genutzt werden, ohne dass das komplette Video vor der Vorführung berechnet werden muss. Die Auflösung der Kuppelvideos beträgt 3072 Pixel x 3072 Pixel.

Smooth-Motion

Beim Digitalen Kino wird besonders großer Wert auf hervorragende Qualität gelegt. Mit dem Umstieg von Analog- auf Digitaltechnik soll auch das leidige Ruckeln der Bilder bei schnellen Bewegungen ein Ende haben. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI in Berlin haben die Smooth-Motion-Wiedergabe entwickelt. Kinofilme werden mit 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen. Das ist zu wenig, um schnelle Bewegungen wie zum Beispiel einen Torschuss beim Fußball auf Film zu bannen. Der Ball wäre zunächst links unten und im nächsten Bild dann rechts oben im Tor zu sehen. Bei der Smooth-Motion-Wiedergabe wird ein zusätzliches Bild erzeugt, das den Ball in der Mitte zeigt. Der Film ruckelt nicht mehr. Es ist eine fließende Bewegung zu sehen.

WorldScreen

In dem EU-Projekt WorldScreen arbeiten unter der Leitung des IIS das HHI und die Industrie an neuen Lösungen für das D-Cinema. Inhalt der Entwicklungen und Evaluierung ist der Einsatz skalierbarer Datenformate für Systeme, die einen reibungslosen digitalen Workflow ermöglichen. Auf der IBC stellt sich das EU-Vorhaben mit ersten Ergebnissen am Sonntag, 11. September ab 16:30 Uhr auf dem Fraunhofer-Stand vor.

Media Contact

Angela-Susanne Raguse-Fößel Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.iis.fraunhofer.de

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