Frischer Wind für junge Unternehmen

Die Fraunhofer-Gesellschaft unterstützt Mitarbeiter, die sich mit einer eigenen Geschäftsidee selbstständig machen, durch die Fraunhofer-Venture-Gruppe. Auf der Hannover Messe (11. – 16. April in Hannover) stellt die Venture-Gruppe 15 Spin-Offs der Initiative „tech-transfer – Gateway2innovation“ in Halle 2 am Stand D16 vor. Die Ausgründungen präsentieren sich auf vier Themeninseln: Neue Materialien, Umwelttechnologien, Polytronic/Mechatronic und Software. Die Firma CONDIAS GmbH ist eine davon.

Containerschiffe brauchen, um die Balance im Wasser zu halten, Ballastwasser – jährlich rund zehn Milliarden Tonnen. Dazu nehmen sie beispielsweise im südamerikanischen Hafen Rio Wasser auf, und lassen es bei der Ankunft in Hamburg wieder ab. Mit dem Ballastwasser gelangen jedoch auch „blinde Passagiere“ – Plankton, wirbellose Tiere, Fischlarven und Krankheitserreger – in die Nordsee. Mehr als 4 000 verschiedene Arten sind – so der World Wildlife Fund – im Ballastwasser unterwegs. Regelmäßig siedeln sich einige dieser Spezies in der neuen Umgebung an, ihre Wirkung ist ebenso unvorhersehbar wie unkontrollierbar. So starben in Norwegen 1 000 Tonnen Lachs an der giftigen Alge Chatonella. „Ballastwasser ist inzwischen weltweit zu einem großen Problem für das Ökosystem Meer geworden“, erläutert Dr. Thorsten Matthée, einer der beiden Geschäftsführer der CONDIAS GmbH. „Deshalb sind schon bald gesetzliche Regelungen geplant, Schiffe müssen mit Spezialfiltern ausgestattet werden.“ Auf der Hannover Messe zeigt CONDIAS GmbH bei der Initiative „tech-transfer – Gateway2innovation“ neben Anlagen zur Wasser- und Abwasserbehandlung eine Desinfektionsanlage für Ballastwasser der schwedischen Partnerfirma Permascand AB, die auf der Technologie der Diamantelektroden basiert.

Bis vor vier Jahren waren Dr. Matthias Fryda und Dr. Thorsten Matthée als Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig tätig. Als sie sich ihrer Geschäftsidee, der Herstellung von Diamantelektroden, selbstständig machen wollten, wurden sie von der Fraunhofer-Venture-Gruppe tatkräftig unterstützt.

„Diamantelektroden haben äußerst interessante Eigenschaften. Sie können durch Elektrolyse Oxidationsmittel mit hohem Potenzial aus Elektrolyten erzeugen“, erläutert Matthée. Anlagenbauer und chemische Industrie nutzen die dadurch möglichen neuen Verfahren zur Synthese für organische und anorganische Produkte wie etwa Persulfat, Chlordioxid oder Ozon. Diamantelektroden eignen sich außerdem zur Wasserdesinfektion und Abwasserbehandlung – zwei weitere Geschäftsfelder der CONDIAS. „Mit unseren Elektroden können wir alle Materialien, die auf Kohlenstoff basieren – wie Fette, Öle, Viren oder Bakterien – aus dem Wasser holen“, erläutert Matthée. Eingesetzt werden die Elektroden zum Beispiel in einer Anlage zur Beseitigung „Blinder Passagiere“ im Ballastwasser, die von der Firma Permascand vertrieben wird. Die Zusammenarbeit mit den früheren Fraunhofer-Kollegen und der Fraunhofer-Venture-Gruppe lobt Matthée auch heute noch als eng und positiv. Nicht ganz zufällig, befindet sich der Firmensitz in Itzehoe in Sichtweite zu einem Fraunhofer-Institut – dem Institut für Siliziumtechnologie ISIT. Die bestehenden Kontakte gewähren Zugang zu Neuentwicklungen und betrieblichem Know-how.

Die Firma CONDIAS GmbH ist nur ein Beispiel für die erfolgreichen Fraunhofer-Spin-Offs. Das Spektrum der Unternehmen ist breit gefächert. So entwickelt und vertreibt die Firma Visapix videobasierte Sicherheitssysteme für Museen oder öffentliche Einrichtungen. Die Firma apc – advanced clean production GmbH bietet Verfahrenstechnologien und Produkte zur Inspektion und Reinigung von Produktionsbereichen. Deshalb präsentieren sich die Ausgründungen im Spin-Off-Forum auf vier Themeninseln: Neue Materialien, Umwelttechnologien, Polytronic/Mechatronic und Software.

Die Venture-Gruppe ist seit ihrer Gründung vor fünf Jahren als Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie Ansprechpartner für gründungswillige Wissenschaftler aus den Instituten geworden. „Unser Ziel ist es, institutsnahe Unternehmensgründungen zu fördern und die Kooperation zwischen den Spin-Offs und den Fraunhofer-Instituten zu unterstützen“, erläutert Tobias Schwind, der sich zusammen mit acht weiteren Kollegen um die jungen Firmen kümmert. „Wir helfen Gründern unter anderem bei der Analyse der Geschäftsidee, beim Erstellen und Optimieren eines Businessplans, bei Fragen zu Patenten, dem Schutz von betrieblichen Know-how bis hin zur Suche nach Finanz-, Kooperations- und Industriepartnern.“ Bisher wurde über 138 Ausgründungsprojekte mit 71 Unternehmensgründungen betreut. Bei 35 Unternehmen nimmt die Venture-Gruppe die Gesellschaftsrechte der Fraunhofer-Gesellschaft wahr.

Media Contact

Matthias Keckl Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.fraunhofer.de

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