Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette

Wie verhalten sich Blechkarosse und Stoßstange, wenn ein Fahrzeug bei Tempo 40 vor eine Steinmauer gesetzt wird? Hält eine Stahlschraube auch bei Temperaturen von bis zu 80 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit allen Belastungen stand? Wie reagiert ein Kunststoffelement auf Dauerfrost? Wie lange trägt ein Rollstuhl einen 95 Kilo schweren Mann? Solche Fragen kann ein Forscherteam der Fachhochschule (FH) Bielefeld beantworten. Die Wissenschaftler haben das fachübergreifende Projekt „Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette“ ins Leben gerufen, das sie jetzt auf der Hannover Messe auf dem Gemeinschaftsstand der Hochschulen „Forschungsland NRW“ erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Sie zeigen, das auch kleine und mittelständische Unternehmen ihre Betriebsabläufe mit modernen Datenmanagement- und Simulationssystemen revolutionieren können.

„Noch bevor Produkte oder Systeme heutzutage in die Fertigung und den Vertrieb gehen, können sie mit neuesten Instrumenten der Informationstechnologie in dreidimensionaler Umgebung simuliert, getestet und analysiert werden“, erklärt Professor Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier, Sprecher der interdisziplinären Forschungsgruppe „Vernetzte Simulationen“ an der FH Bielefeld, „Experten nennen das Product Lifecycle Management, das bedeutet, dass ein Produkt mit Hilfe systematischer Datenverarbeitung mit seinem gesamten Lebenszyklus unter die Lupe genommen werden kann.“ Professor Hörstmeier und seine Kollegen aus verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen und technischen Fachbereichen, Professor Dr.-Ing. Christoph Jaroschek, Professor Dr.-Ing. Reinhard Kaschuba, Professor Dr.-Ing. Ulrich Kramer und Professor Dr. Christian Schröder machen ihr Wissen jetzt in Kooperation mit externen Partnern der Wirtschaft zugänglich.

Simulationstechnik und Datenmanagement ist in großen Unternehmen wie beispielsweise bei Automobilherstellern häufig Normalität. In kleinen und mittelständischen Betrieben wird vielfach noch mit so genannten Insellösungen gearbeitet, die einzelne Bereiche aus dem Lebenszyklus eines Produktes oder Systems abbilden, die aber nicht miteinander verknüpft sind. Der innovative Ansatz des interdisziplinären Bielefelder Forscherteams liegt in der Erarbeitung ganzheitlicher und anwendungsorientierter Problemlösungen in Kooperation mit Industriepartnern: „Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette“ können den gesamten Zyklus von der Idee eines Produktes oder Systems über die Planung, Entwicklung und Fertigung bis hin zum Vertrieb, zur Nutzung und zur Entsorgung abdecken.

„Wettbewerbsvorteile für Unternehmen“

Mit Hilfe moderner Datenmanagement-Systeme lassen sich nach Aussage Hörstmeiers alle Bereiche eines Betriebes einbinden, darstellen, auswerten und verifizieren. Im Zusammenspiel mit dreidimensional arbeitender Software wie Computer Aided Design (CAD), Computer Aided Manufacturing (CAM) oder Computer Aided Testing (CAT) könnten Entwicklungszeiten beschleunigt, Betriebsabläufe rationalisiert, könnte die Qualitätssicherung verbessert und die Nachhaltigkeit eines Produktes geprüft werden – von der Idee bis zum Recycling. „Das bedeutet eine enorme Zeit- und Kostenersparnis und bringt damit gerade für kleine und mittelständische Unternehmen Wettbewerbsvorteile“, erläutert Professor Hörstmeier.

Unterstützt wird die Forschergruppe der Fachhochschule Bielefeld von regionalen und überregionalen Firmen wie der Ceres Vision GmbH (Bielefeld, ausgegründet aus der Fachhochschule), Invacare Deutschland GmbH (Bad Oeynhausen), Princess Interactive Software Technology GmbH (Magdeburg), Heinrich Torwegge GmbH & Co. KG (Bielefeld) sowie der Weidmüller Interface GmbH & Co. KG (Detmold). Die pro Anfrage individuell zusammengesetzten Projektteams erarbeiten Lösungen für alle Branchen und Bereiche – dabei können sowohl ganzheitliche, neue Vernetzungen geschaffen als auch vorhandene Systeme miteinander verknüpft werden. Da die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Fachhochschule eng in Lehre und Studium eingebunden sind, lassen sich betriebliche Problemstellungen auch anwendungsgerecht in von den beteiligten Professoren betreute Projekt- und Abschlussarbeiten einbinden. Das Forscherteam präsentiert sein Projekt „Vernetzte Simulationen zur Optimierung der Wertschöpfungskette“ vom 19. bis 24. April auf der Hannover Messe in Halle 18 auf Stand M12 (erstes Obergeschoss).

Kontakt und weitere Informationen:

Fachhochschule Bielefeld
Prof. Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier
Wilhelm-Bertelsmann-Straße 10, 33602 Bielefeld
fon 0521-106-7256, fax -7160
e-mail simulation@fh-bielefeld.de

Media Contact

Petra Werdin idw

Weitere Informationen:

http://www.fh-bielefeld.de/simulation

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