Aufbruchstimmung auf Genfer Telekommunikationsmesse

Es soll die bedeutendste Telekommunikationsmesse der Welt sein – doch viele große deutschen Unternehmen sind offiziell nicht vertreten. Auf der «Telecom World 2003» in Genf ist das pralle Angebot der Informationstechnologie zu sehen. Ob Microsoft, Cisco, Intel oder Telekommunikationsunternehmen aus ganz Europa – sie überbieten sich mit prachtvollen Ständen. Doch Siemens oder Deutsche Telekom glänzen durch Abwesenheit.

Dabei herrscht nach vier Jahren Krise Aufbruchstimmung in Genf. Zumindest warten die Technologien wie Breitband oder der neue Mobilfunkstandard darauf, angewandt zu werden. Jetzt hoffen die 900 Aussteller, dass auch der Kunde anbeißt.

Die Deutsche Telekom lässt zwar ihre Experten in den sieben Messehallen, in denen sonst die Karossen des Autosalons stehen, ausschwärmen und nach Innovationen forschen. «Wir haben durchaus die Nase im Wind», sagt Telekom-Sprecher Hans Ehnert. Aber einen eigenen Telekom-Stand gibt es in diesem Jahr ebenso wenig wie schon vor vier Jahren. «Wir müssen auf die Kosten sehen, und unsere Zielgruppen erreichen wir ohnehin anderswo, etwa auf der CeBIT», sagt Ehnert. Die Telecom World wird nur alle vier Jahre veranstaltet, und seit 1999 haben sich viele Telekommunikationsunternehmen eine blutige Nase geholt. Ihre Schulden werden auf über 300 Milliarden Euro geschätzt.

Nicht in Genf dabei sind auch Nokia, Alcatel, Ericsson, France Télécom, Oracle, Telefonica und Philips. Dagegen sind die japanischen und nordamerikanischen Anbieter gut vertreten. Die großen japanischen Marken wie NEC, NTT, Panasonic, Sharp und Sony sind ebenso da wie die US-Konzernriesen Motorola oder Sun Microsystems. Große Beachtung hat die Rückkehr von IBM gefunden.

Die Zeichen stünden auf Aufbruch, sagt Messesprecher John Jacobs. «Wir befinden uns in einer Phase des Ausgleichs.» Breitband und drahtlose Verbindung (Wireless Lan) sorgten dafür, dass die Industrie wieder Fuß fassen werde. In den vergangenen vier Jahren stieg die Zahl der Handy-Benutzer um 28,3 Prozent pro Jahr. Heute gibt es weltweit rund 1,3 Milliarden Mobiltelefon-Benutzer. Und 665 Millionen Menschen surfen im Internet. Im drahtlosen Breitband- Internetzugang sieht Microsoft-Gründer Bill Gates nicht nur ein riesiges Wachstumspotenzial; das Phänomen werde die Gewohnheiten der Benutzer grundlegend verändern, sagte er in Genf.

Beim koreanischen Hersteller Samsung kann man die Handys bereits bewundern, in denen man seinen Gesprächspartner auf dem Display vor sich hat. Aber kaufen kann man das Gerät in Europa noch nicht. «Erst einmal sicher in Japan und später dann vielleicht in Europa», sagt die Stand-Sprecherin lächelnd. So wird es auch dem zweiteiligen Handy – vorne Mobiltelefon, hinten Digitalkamera – gehen, abnehmbar – aber wohl kaum in Europa verkäuflich. Oder wie die Armbanduhr, die am Armband auseinander gezogen zum Handy wird.

Während in Europa und in den USA bei den Konsumenten Zurückhaltung herrscht, boomt der Datenmarkt in Asien. Dort ist es den Telekommunikationsunternehmen auch gelungen, den Verbraucher auf die neuen schnellen Massenkommunikationsmärkte zu ziehen. Während in Europa und in den USA die Textübertragung, also vor allem SMS überwiegen, haben in Japan und Südkorea schon längst die zweiten und dritten Generationen der Bild-, Spiele – und Videoübertragungen begonnen. «Dahin schielen alle hier», hieß es in Genf.

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