Uni Essen: Mit zwei Exponaten zur MEDICA – Neue Stents und Gewebekits als Qualitätsmaßstäbe


Bemerkenswerte Erfolge werden am Essener Universitätsklinikum seit einigen Jahren bei der Behandlung koronarer Restenosen, den gefürchteten Wiedereinengungen bereits aufgeweiteter Gefäße, erzielt. Die Kardiologen haben sich dafür Unterstützung bei Strahlentherapeuten, Nuklearmedizinern und Medizin-Physikern gesucht: Bei der sogenannten Brachytherapie wird über einen Katheter eine Strahlenquelle für kurze Zeit in den Körper des Patienten gebracht und eine kurzzeitige Bestrahlung in Innern der Arterie vorgenommen. Demnächst hoffen Essener Wissenschaftler – und diesmal sind es Kardiologen und Chemiker – einen Schritt weiter gehen zu können. Stents, die winzigen Gefäßstützen, die sich zur Aufweitung verengter Arterien längst etabliert haben, werden unmittelbar mit einem Radionuklid bestückt und geben ihre Strahlung in schonenden Dosen an die Innenwände der Gefäße ab. Auf der MEDICA, die in der nächsten Woche – Mittwoch bis Samstag, 22. bis 25. November, in Düsseldorf stattfindet, werden Professor Dr. Günter Schmid und Dr. Thomas Sawitowski den Stand der Entwicklung vorstellen. Der radioaktive Stent ist eines von zwei Exponaten, mit denen sich die Universität Essen am Gemeinschaftsstand „Forschungsland Nordrhein-Westfalen" beteiligt. Das zweite entstand – in Kooperation mit dem West-deutschen Tumorzentrum“ – an der von Professor Dr. Herbert Rübben geleiteten Universitätsklinik für Urologie.

Dort wurden Proben von gesundem und krankem Gewebe unter standardisierten Bedingungen in flüssigen Stickstoff eingebracht und eingefroren. Sie bilden jetzt den hohen Maßstab bei der Qualitätsprüfung von Markersystemen, mit deren Hilfe die Diagnose eines breiten Spektrums von Erkrankungen, insbesondere von bösartigen Tumoren, möglich wird. Die Gewebekits werden Wissenschaftlern für universitäre und industrielle Forschung zur Verfügung gestellt, aber auch durch die in den Kliniken tätigen Ärzte genutzt. Im Essener Universitätsklinikum werden sie, berichtet in der Klinik für Urologie Oberarzt Dr. Thomas Otto, häufig verwandt.

Bei verschiedenen Krebsarten konnte mit Hilfe der Gewebekits festgestellt werden, dass der Grad der Bösartigkeit abhängig ist von der Fähigkeit der Tumorzelle sich fortzubewegen. Medikamente, die die Beweglichkeit der Tumorzelle hemmen, mindern die Bösartigkeit des Tumors. Ein solches Medikament könnte, wie Otto erklärt, das Keuchhusten-Toxin (Pertussis-Toxin) werden. Beim Tierversuch mit Ratten und Mäusen zeigte sich, dass sich unter dem Einfluss dieses Toxins Harnblasen- und Prostata-Karzinome zurückbilden und die Metastasen-Bildung gehemmt wurde. Von krebskranken Menschen allerdings weiß man bislang lediglich, dass der Einsatz des Toxins nebenwirkungsfrei bleibt. Untersuchungen zur Wirksamkeitsprüfung werden zur Zeit durchgeführt.

Fast bis ins Stadium des Tierversuchs gelangt sind auch die neuen Stents. Das von den Essener Chemikern entwickelte Verfahren, das die Strukturierung der netzartigen Oberfläche der Stents durch winzige Poren erlaubt, ist bereits patentiert. Die Poren mit einem Durchmesser von 5 Nanometern – das sind fünf millionstel Millimeter – können Radionuklide aufnehmen, die fest an den Stent gebunden sind, die also nicht „abwandern“ können in Nieren oder Leber, um ihre dort unerwünschte Strahlung abzugeben. Auch die Gefahr einer biochemischen Abspaltung der gebundenen Isotope besteht nicht. Die Poren, in die sie eingebunden sind, sind zu klein, als dass Zellen, Proteine oder Enzyme eindringen können.

In dem von der Restenose bedrohten Gefäß erfolgt die Bestrahlung hingegen im therapeutisch sinnvollen Zeitrahmen. Er ist abhängig von der Halbwertzeit der eingesetzten Radionuklide. Zur Anwendung kommen könnte, sagt Dr. Sawitowski, Rhenium 186 oder 188.


Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 – 20 85
Weitere Informationen: Dr. Thomas Otto, Telefon (02 01)
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Dr. Thomas Sawitowski, Telefon (02 01) 1 83-43 43

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