Weniger Strahlen, sichere Diagnose: Bei Verdacht auf Nierensteine ist Ultraschall Methode der Wahl

Wie eine Studie aus den USA nun belegt, sollten Patienten mit Verdacht auf Nierensteine als erstes mit Ultraschall und nicht – wie häufig üblich – mittels Computertomographie (CT) untersucht werden. Dies reduziere die Strahlenbelastung für die Patienten und liefere vielfach ein sicheres Ergebnis, betont die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Kommt ein Patient mit stechenden Flankenschmerzen in die Notaufnahme, veranlassen Ärzte häufig eine Computertomographie. Denn das CT-Bild macht selbst kleinste Nierensteine sichtbar. Doch eine großangelegte multizentrische Studie von Wissenschaftlern aus den USA legt nahe, dass Ärzte Patienten grundsätzlich zuerst mittels Ultraschall untersuchen sollten, wenn sie bei ihnen Nierensteine vermuten. Denn die Technik hat mehrere Vorteile: Sie ist schnell, bettseitig verfügbar und kommt ohne Röntgenstrahlung aus.

„Erfahrene Ärzte können die Ursachen starker Schmerzen im Bauchraum meist mit Ultraschall abklären“, erklärt DEGUM-Präsident Professor Dr. med. Dirk Becker, der Chefarzt in einem Versorgungskrankenhaus ist, in dem Patienten mit derartigen Beschwerden sehr häufig aufgenommen werden.

Selbst wenn bei unklaren Ergebnissen anschließend eine Computertomografie veranlasst werden müsse, ließe sich die Strahlenbelastung für die Gesamtheit der Patienten erheblich reduzieren, erörtert Becker das Fazit der Studie, die jüngst im „New England Journal of Medicine“ erschienen ist. Zudem ließen sich Kosten einsparen.

Die Wissenschaftler der Universität von Kalifornien hatten die Daten von insgesamt 2 759 Patienten ausgewertet, die sich mit Nierenkolik-artigen Schmerzen in der Notaufnahme vorgestellt hatten. Während die Ärzte bei einem Teil der Patienten direkt eine CT veranlassten, untersuchten sie die anderen mittels Ultraschall und nur bei Bedarf zusätzlich mit einer CT.

„Die Diagnose konnte hierbei mit sehr hoher Sicherheit gestellt werden“, erläutert Becker. Es blieben aber immer noch Patienten, bei denen der Ultraschall alleine nicht zu Diagnosestellung ausreiche, dann sei eine CT-Untersuchung unumgänglich.

Unabhängig von der Diagnosetechnik haben Patienten, bei denen sich der Verdacht auf Nierensteine bestätigt, verschiedene Möglichkeiten. „Bei kleineren Steinen stehen die Chancen nicht schlecht, dass sie von alleine ausgespült werden“, erklärt Becker.

Dies könne der Patient durch viel Trinken und viel Bewegung unterstützen. Zudem erhalten die Patienten schmerzlindernde Mittel und zusätzlich Medikamente, die krampflösend auf die ableitenden Harnwege wirken. Sind die Steine größer oder verursachen sie anhaltend Schmerzen oder Komplikationen wie Entzündungen oder einen anhaltenden Harnaufstau, müssen sie aktiv beseitigt werden.

Möglich ist dies entweder durch einen endoskopischen Eingriff oder – auch in Kombination mit einem solchen – durch eine Stoßwellentherapie. Diese Behandlungen sollten durch einen erfahrenen Urologen vorgenommen werden. Ihr Erfolg lässt sich ebenfalls durch eine Ultraschalluntersuchung kontrollieren.

Auf jeden Fall sollten Patienten mit ihrem Arzt besprechen, wie sie verhindern können, dass sich neue Steine bilden. „Häufig kann eine Umstellung der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten die Nieren hiervor schützen“, sagt Becker. Ärzte sollten aber auch an Stoffwechselkrankheiten denken, die als Ursache in Frage kommen.

Literatur:
Ultrasonography versus computed tomography for suspected nephrolithiasis
Smith-Bindman et al.; N Engl J Med. 2014 Sep 18;371(12):1100-10.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Pressestelle
Irina Lorenz-Meyer
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-642/-552
Fax: 0711 8931-984
lorenz-meyer@medizinkommunikation.org

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Anna Julia Voormann idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.degum.de/

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