Premiere einer verblüffenden Technik

v.l.: Dr. Felix Hennig, PD Dr. Christoph Klein, Prof. Christoph Knosalla und PD Dr. Sebastian Kelle

Die koronare Herzkrankheit ist in Deutschland eine Volkskrankheit, jedes Jahr sterben weit über 100.000 Menschen daran. Kommt es im Rahmen der Erkrankung zu einem Untergang von Herzmuskelgewebe, spricht man von einem Herzinfarkt. Moderne Therapieverfahren können helfen, die Folgen eines solchen Infarkts zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten.

Wenn es nach einem Infarkt nicht rechtzeitig gelingt, das betroffene Herzkranzgefäß wieder zu eröffnen und den Herzmuskel mit Blut zu versorgen, kann der betroffene Muskelabschnitt vernarben, sich im weiteren Verlauf ausdehnen und zu einem sogenannten Aneurysma (Aussackung) umformen.

Damit hat das Herz nicht nur einen Teil funktionierender Herzmuskulatur verloren, sondern es verliert es zusätzlich an Leistung, weil ein Teil jedes Herzschlages zum Füllen des Aneurysmas „verschwendet“ wird.

Bei betroffenen Patienten kann dies trotz optimaler medikamentöser Therapie zu einer deutlich verminderten Leistungsfähigkeit und somit einer eingeschränkten Lebensqualität führen.

Das klassische Behandlungsverfahren besteht in der chirurgischen Entfernung des Aneurysmas, der Rekonstruktion der natürlichen Form der linken Herzkammer, manchmal auch kombiniert mit einer Bypassoperation zur Verbesserung der Durchblutung. Dafür ist eine Operation am offenen Herzen nötig, bei der das Herz stillgelegt werden und der Kreislauf des Patienten von einer Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten werden muss.
Obwohl sich dieses Vorgehen in erfahrenen Händen bewährt hat und dem Patienten eine Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit ermöglicht, ist es vergleichsweise aufwendig in der Durchführung und kann – besonders bei geschwächten Patienten – eine erhebliche Belastung darstellen.

Das Prinzip der neuen Methode besteht darin, ein spezielles Ankersystem an die Ränder des Aneurysmas zu bringen, mit deren Hilfe das gesamte vernarbte Gewebe aus dem Herzen „ausgestülpt“ wird, sodass danach die linke Herzkammer, wie beim Gesunden, nur noch aus funktionierender Muskulatur besteht. Für diesen Eingriff, der unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle vorgenommen wird, sind lediglich ein wenige Zentimeter langer Einschnitt seitlich am Brustkorb sowie ein Katheterzugang über dem Schlüsselbein nötig. Das Herz muss dafür nicht stillgelegt werden.

Das Deutsche Herzzentrum Berlin gehört zu den ersten Zentren in Deutschland, die das in den USA entwickelte Verfahren anwenden. Der Eingriff wird von Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam in einem sogenannten Hybrid-OP vorgenommen, der die Möglichkeiten eines Herzkatheter-Labors und einer Operationssaals verbindet.

„Das Verfahren ist nicht für jeden von ischämischer Herzinsuffizienz betroffenen Patienten geeignet“, sagt Herzchirurg Dr. Felix Hennig, der den Eingriff gemeinsam mit seinem kardiologischen Kollegen Dr. Christoph Klein durchgeführt hat, „wo es aber anwendbar ist, stellt es ein schonendere Alternative zu den etablierten operativen Verfahren dar: Anders als beim etablierten Vorgehen ist kein großer Schnitt über dem Brustbein erforderlich und auch auf das vorübergehende Anhalten des Herzens und die Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine kann verzichtet werden.“

Der erste Eingriff am DHZB verlief ohne Komplikationen, der Patient hat sich sehr rasch erholt. Weitere Eingriffe sind bereits in den nächsten Tagen geplant.

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Christian Maier idw - Informationsdienst Wissenschaft

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