MS-Forschung: Läsionen schnell und effizient aufspüren

Läsionsegmentierung bei zwei MS-Patienten (A und B). Obere Reihe: FLAIR-Sequenzen, mittlere Reihe: segmentierte Läsionen, untere Reihe: T1-gewichtete Bilder. Grafik: M. Mühlau et al.<br>

Forscher des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) haben einen Algorithmus entwickelt, mit dem MRT-Bilder von MS-Patienten automatisch nach Läsionen gescreent werden können. „Unser Ansatz spart nicht nur Kosten und Zeit, sondern ist außerdem genauer als die herkömmliche manuelle Auswertung“, erklärt Studienleiter PD Dr. Mark Mühlau, Oberarzt in der Neurologischen Klinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München.

Der Algorithmus eignet sich vornehmlich für die Grundlagenforschung und klinische Studien, weil hier in der Regel viele MRT-Bilder und demnach große Datenmengen ausgewertet werden müssen.

Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist wichtiger Bestandteil bei der Diagnose von Multipler Sklerose (MS). Nur mit ihrer Hilfe lassen sich die für MS typischen T2-hyperintensen Läsionen in der weißen Hirnsubstanz aufspüren. Ihre Anzahl hängt stark mit verschiedenen MS-Symptomen, dem Behinderungsgrad und damit dem weiteren Krankheitsverlauf von Patienten zusammen. In der Grundlagenforschung ist das Läsionsvolumen daher von besonderem Interesse.

Algorithmus für moderne 3T MRT-Geräte

Der neu entwickelte Algorithmus ist aktuell für 3 Tesla (3T) MRT-Geräte mit einer dreidimensionalen T1-gewichteten Gradientenecho (GRE) Sequenz und einer konventionellen FLAIR Sequenz konzipiert. Das Studienergebnis hat gezeigt, dass die automatische Bildsegmentation dem manuellen Verfahren in Hinblick auf Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit in nichts nachsteht. „Wir gehen sogar so weit zu sagen, dass unser Algorithmus der manuellen Auswertung überlegen ist, da es keine Effekte gibt, die allein auf den jeweiligen auswertenden Radiologen zurückzuführen sind (sogenannte user bias)“, meint Mühlau.

Für das KKNMS ist die Forschungsarbeit von Mühlaus Team von unschätzbarem Wert, da für das größte Projekt des Netzwerks, die Kohortenstudie, rund 1.000 MRT-Aufnahmen von Patienten mit früher MS bzw. klinisch isoliertem Syndrom (KIS) ausgewertet werden müssen. „Da erspart uns ein solcher Algorithmus viel Personal- und Zeitaufwand“, bestätigt Prof. Dr. Bernhard Hemmer, Leiter des Forschungsverbunds CONTROL MS, in dem die Kohortenstudie angesiedelt ist.

Die Studie wurde im Rahmen des KKNMS (Forschungsverbund CONTROL MS) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Der vollständige Forschungsbericht ist kürzlich in „NeuroImage“ unter dem Titel „An automated tool for detection of FLAIR-hyperintense white-matter lesions in multiple sclerosis“ erschienen (DOI 10.1016/j.neuroimage.2011.11032).

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer