Innovative Informationsübertragung aus Körperinneren ermöglicht Präzisionschirurgie bei Bauch-OP

Durch den Einsatz einer speziellen Bildübertragung während der Operation können die Viszeralchirurgen am UKL noch präziser operieren, im Bild Assistenzarzt Jonathan Philip Takoh. Stefan Straube / Universitätsklinikum Leipzig

Das neue Verfahren der Hyperspektral-Bildgebung liefert wertvolle Informationen über die Durchblutung, die Sauerstoffversorgung und den Wasserhaushalt des bei einer Operation zu anastomosierenden, also neu zu verbindenden Körpergewebes zum Beispiel an Magen oder Darm.

Damit können direkt während eines Eingriffs Informationen aus dem Körperinneren über die aktuelle Beschaffenheit des betroffenen Bereichs gewonnen und sofort beurteilt werden. „Dank dieser Daten können wir den Verlauf der Operation so anpassen, dass wir das bestmögliche Ergebnis für den Patienten und die geringsten Komplikationsrisiken erreichen“ erklärt Prof. Ines Gockel, Direktorin der Klinik für Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.

Mit ihrem Team in der Viszeralchirurgie setzt sie als erstes Zentrum deutschlandweit das neue Verfahren beim Anlegen sogenannter gastrointestinaler Anastomosen im Magen-Darm-Trakt ein. Solche Verbindungen sichern beispielsweise nach Tumoroperationen die Funktion der inneren Organe wie unter anderem von Darmabschnitten.

„Bei diesen Verfahren kommt der Durchblutung der operierten Region eine zentrale Rolle für die Heilung zu“, erklärt Prof. Gockel. Je besser das Gewebe durchblutet ist, umso höher sind die Chancen für eine problemlose Heilung. Kommt es zu Schwierigkeiten bei der Durchblutung, kann es zu Verzögerungen oder Komplikationen bei der Wundheilung kommen.

„Gerade das sehr komplexe und fein verästelte Durchblutungssystem im Magen-Darm-Trakt ist während einer Operation mit bloßem Auge nicht ganz genau zu erkennen“, erläutert Ines Gockel. Neue Techniken der Bildgebung liefern dabei inzwischen eine Unterstützung bei der Beurteilung der Gefäße, wodurch die am besten für eine Anastomosen geeigneten Regionen identifiziert werden können.

Als erstes Zentrum setzen die Leipziger Chirurgen in Kooperation mit dem ICCAS (Innovation Center of Computer Assisted Surgery der Universität Leipzig) dabei ein innovatives Verfahren ein, das den Vorteil hat, ganz kontaktfrei und ohne invasive Methoden oder den Einsatz von Kontrastmitteln auszukommen. Dabei wird mit einem mobilen System aus Kamera und Computer die Spektroskopie mit der Bildgebung kombiniert. Das Gewebe wird mit Licht im nahinfrarotem ebenso wie im sichtbaren Spektrum beleuchtet.

Aus den gemessen Lichtreflexionen können Parameter berechnet werden, die eine exakte Beurteilung des Gewebezustands und damit eine Vorrausetzung eines guten Heilungsprozesses während der Operation ermöglichen. „Das bisher vorrangig in der plastischen Chirurgie eingesetzte Verfahren des Hyperspektral-Imagings hat sich für uns als gut einsetzbar und wertvoll bei der Verbesserung des Heilungsprozesses erwiesen“, so Gockel. „Unsere Patienten profitieren sehr von dieser Erhöhung der Sicherheit und Verminderung des Risikos bei lebenswichtigen Eingriffen.“

Als einen wichtigen nächsten Schritt wertet die Chirurgin eine anstehende Entwicklung kleinerer Geräte, die auch einen Einsatz bei minimalinvasiven Operationen ermöglichen würden. „Damit könnten wir bei einer größeren Zahl von Patienten diese Methode anwenden und so eine bessere Heilung begünstigen.“

Media Contact

Helena Reinhardt idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-leipzig.de/

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