Gehirnimplantat sagt epileptische Anfälle voraus

Gehirn: Hightech im Kopf macht epileptische Anfälle vorhersagbar (Foto: SPL)<br>

Ein Gehirnimplantat könnte in der Lage sein, epileptische Anfälle durch das Identifizieren früher Warnzeichen vorherzusagen. Wissenschaftler der University of Melbourne haben die elektrische Aktivität des Gehirns genutzt, um herauszufinden, ob das Anfallsrisiko jeweils hoch, mittel oder niedrig ist. Die in Lancet Neurology http://bit.ly/16rKAtd veröffentlichte Studie zeigt, dass eine Vorhersage bei einigen Patienten möglich war.

Gerät lernt Gehirnwellen

Experten wie Simon Wigglesworth von Epilepsy Action http://epilepsy.org.uk kommentieren die Ergebnisse mit vorsichtigem Optimismus. Ein derartiges Gerät könnte den Patienten bei einem drohenden Anfall helfen, für ein sicheres Umfeld zu sorgen. Zusätzlich könnte es auch für das Pflegepersonal von Epilepsie-Patienten von großem Nutzen sein. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit rund 50 Mio. Menschen von Epilepsie betroffen sind.

Das Team um Mark Cook sammelte Daten von der Oberfläche des Gehirns und übermittelte sie an ein weiteres Implantat im Brustkorb. Dieses Gerät übermittelte Daten an ein handgroßes Gerät, das die Wahrscheinlichkeit eines Krampfanfalls erkennt. Tests wurden an drei Spitälern in Australien durchgeführt und durch NeuroVista, den Hersteller, finanziert. Die Ergebnisse waren uneinheitlich. In den ersten vier Monaten wurde das Gehirn überwacht, damit das System die Gehirnwellen eines Patienten vor einem epileptischen Anfall kennenlernen konnte.

Warnung Stunden vorher

Nur acht Patienten erreichten das Stadium, in dem das Gerät aktiviert wurde und sie permanent Informationen über die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls erhielten. Bei diesen Patienten lag die Effektivität der Vorhersage zwischen 56 und 100 Prozent. Wird die Wirksamkeit der Technologie bewiesen, so könnte sie laut Cook helfen, den Charakter der Unvorhersehbarkeit dieser Krankheit zu mildern. Die Vorhersage viele Minuten oder gar Stunden vor dem Eintreten könnte entscheidende Auswirkungen auf die Unabhängigkeit der Patienten haben.

„Damit könnte sich die Art und Weise verändern, wie diese Krankheit behandelt wird. Derzeit verabreichen wir permanent Medikamente, da wir nicht wissen, welche Ereignisse im Krankheitsverlauf eintreten werden. Können wir sie vorhersagen, könnte sich damit auch die Art der entwickelten Medikamente verändern. „Kurzfristig einsetzbare Therapien könnten den Patienten helfen, ohne sie den langfristigen Problemen auszusetzen, mit denen sie heute immer wieder konfrontiert sind.“

Vorsichtiger Optimismus

Christian Elger und Florian Mormann von der Universitätsklinik Bonn http://www.meb.uni-bonn.de kommentieren die Studie positiv. Für die beiden Wissenschaftler handelt es sich um einen wissenschaftlichen Meilenstein, der erstmals nachweist, dass die Vorhersage eines epileptischen Anfalls grundsätzlich möglich ist. Derzeit ist jedoch nicht klar, ob die Performance dieses Geräts für einen klinischen Einsatz ausreichend ist. Das werde davon abhängen, wie gut die Patienten mit falschen Alarmen oder nicht angekündigten Anfällen umgehen können.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.redaktion

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer