Neue Chancen in der Unfall-, Neuro- und Viszeralchirurgie durch aktive Implantate

Die mit Sensoren, Aktoren und Telemetrieeinrichtungen zum Datentransfer ausgestatteten Prothesen ermöglichen eine individuellere Therapie, können Medikamente zumindest teilweise ersetzen und bis zu 30 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen sparen.

„Abnehmen per Funk“ könnte das Motto schon in absehbarer Zeit heißen. Übergewicht und Fettleibigkeit auf der einen Seite, Essstörungen und Magersucht auf der anderen Seite – die Erkrankungen nehmen in beiden Richtungen vor allem in den Industrieländern ständig zu. Implantate sollen deshalb in die funktionellen Störungen des Verdauungssystems eingreifen und hier gezielt Abhilfe schaffen. Die komplexen Wechselwirkungen ließen sich zum Beispiel hormonell steuern, wobei die Implantate Schrittmacherfunktion übernehmen würden. Aktoren könnten zudem gezielt Magenbänder zusammenziehen und so ein Sättigungsgefühl auslösen. Nachts würden die Bänder zur Entspannung gezielt wieder zurückgestellt.

In der Neurochirurgie geht es um neue Ansätze zur Behandlung von Parkinson. An dieser Krankheit, neben Alzheimer wichtigste Ursache für Demenz, leiden allein in Deutschland etwa 250.000 Menschen – Tendenz zunehmend. Ein implantiertes Stimulationssystem kann zumindest die schweren Bewegungsstörungen erfolgreich behandeln. Eine Elektrode im Thalamus führt bei bis zu 90 Prozent der Patienten zu einer sehr deutlichen Minderung oder dem völligen Verschwinden des Zitterns in der Körperhälfte, die der operierten Hirnhälfte gegenüberliegt. Bei dieser Methode steigert der Patient selbst die Reize, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen.

In der Elektro-, und Medizintechnik erreicht die Bundesrepublik im internationalen Vergleich Spitzenpositionen. Starke Impulse für alle Bereiche gehen von der Mikro- und Nanotechnologie aus. So ist auch in der Medizintechnik der Trend zur Miniaturisierung, zu funktionalen Oberflächen und zu neuen Materialien ungebrochen. Künftig werden funktionale Implantate immer häufiger mit Aktoren und Sensoren aus der Mikro- und Nanotechnik versehen sein, so der VDE. Das schafft zusätzliche Möglichkeiten in Diagnose und Therapie, weil die Bauteile funkgesteuert sind und ihr Verhalten auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden kann. So lassen sich Therapien individualisieren und damit ihre Wirksamkeit erhöhen. Zudem könnten gezielte Oberflächenstrukturen im Mikro- oder Nanobereich dazu führen, dass die Implantate eine bessere Bioverträglichkeit aufweisen. Unter dem Strich verbessern sich die therapeutische Führung des Patienten und seine Lebensqualität.

Bei der Implantationschirurgie geht es wesentlich darum, durch neue Lösungen die chronischen Erkrankungen anzugehen, die etwa ein Drittel der Kosten im Gesundheitswesen ausmachen. Die Entwicklung führt dahin, dass die Medizintechnik zumindest zum Teil den Einsatz von Medikamenten überflüssig macht oder ihn sinnvoll ergänzt. Dies sind Ergebnisse des Positionspapiers „Funktionale Mikro-/Nanoimplantate“, das der VDE auf der BMT 2007 in Aachen vorstellte.

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Melanie Mora presseportal

Weitere Informationen:

http://www.vde.com

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