Unterstützen statt Transplantieren

Im März 2007 ist an der Herzchirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg erstmals im Rhein-Neckar-Raum einem 67-jährigen Patienten erfolgreich ein so genanntes „Mini-Kunstherz“ implantiert worden. Die kleine Pumpe soll die Herztätigkeit des Patienten aus dem badischen Heddesheim dauerhaft unterstützen und erlaubt ihm auch ohne Spenderherz ein selbstständiges Leben.

Die linke Herzkammer des Mannes war nach einem Herzinfarkt schwer geschädigt und daher das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. „Eine Herztransplantation kam für den Patienten aus mehreren medizinischen Gründen nicht in Betracht“, erklärte Professor Dr. Matthias Karck, Ärztlicher Direktor der Herzchirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg bei einer Pressekonferenz am 11. Mai 2007 in Heidelberg.

Unterstützungspumpe lenkt Blut um geschädigte Herzkammer herum

Einen Ausweg bot das „Mini-Kunstherz“, das in Deutschland bereits seit anderthalb Jahren erfolgreich eingesetzt wird: Bei diesem Kunstherzsystem saugt eine Mini-Pumpe das Blut aus der Herzspitze ab und befördert es direkt in die Hauptschlagader – das Blut wird um die zerstörte linke Herzkammer herum geleitet, die rechte Herzhälfte arbeitet weiterhin selbstständig. Dabei kann die Pumpe einen Durchsatz von fünf bis sechs Litern Blut pro Minute erreichen, was der Leistung eines gesunden Herzens entspricht.

„Weltweit wurden bisher zwischen 100 und 200 solcher Kunstherzen verpflanzt, die Eingriffe verlaufen in der Regel ohne Komplikationen“, so Professor Karck. Nun können auch Patienten am Universitätsklinikum Heidelberg von dieser Technik profitieren: „Künstliche Herzen sind inzwischen eine wichtige Ergänzung der klassischen Organtransplantation und für viele Patienten die einzige Chance“, betont der Mediziner, der bereits an der Medizinischen Hochschule Hannover gute Erfahrungen mit Kunstherzen gesammelt hat.

„Das Mini-Kunstherz ist älteren Modellen in vielen Punkten überlegen“, so Dr. Artur Lichtenberg, Leitender Oberarzt an der Herzchirurgischen Klinik, der den Eingriff durchführte. „Die Pumpe am Herzen wiegt nur 400 Gramm und ist so klein, dass sie vollständig implantiert werden kann.“ Auch sei die Gefahr, dass sich in der Pumpe Blutgerinnsel bilden, geringer, erklärt der Herzchirurg. Der Rotor ist magnetisch gelagert und nicht mit der Hülle verbunden, daher ist die Technik nahezu verschleißfrei und langlebig.

Dauerhafte Pumphilfe kann Alternative zum Spenderherz sein

Tragbare Batterien außerhalb des Körpers versorgen das „Mini-Kunstherz“ über ein dünnes Kabel bis zu fünf Stunden mit Energie. Die Batterien wiegen etwa 400 Gramm und können vom Patienten in kleinen Taschen am Körper mitgeführt werden. Eine Ladestation mit Ersatzbatterien hat der Patient immer bei sich zu Hause. Ein so genannter „Controller“ wird am Gürtel befestigt und steuert die Pumpgeschwindigkeit des Kunstherzens.

Der Patient kann auf diese Weise ein relativ selbstständiges Leben zu Hause führen – Treppensteigen, leichte Gartenarbeit, Einkaufen und andere alltägliche Dinge sind wieder möglich. „Stellen sich keine Entzündungen ein, kann das Mini-Kunstherz nach schweren Herzinfarkten oder bei Herzschwäche als dauerhafte Pumphilfe eingesetzt werden. Es rettet Leben, wo Medikamente und Schrittmacher nicht mehr helfen und eine Transplantation nicht möglich ist“, ergänzt Dr. Lichtenberg. „Es kann aber auch die Wartezeit auf ein Spenderherz sicher überbrücken.“

Ansprechpartner:
Professor Dr. Matthias Karck
Ärztlicher Direktor der Herzchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg
Telefon: 06221 / 56 6272 (Sekretariat)
E-Mail: matthias.karck@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse
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