MRT-Diagnostik: Detaillierter Blick in den Körper – ohne Strahlenbelastung

„Insbesondere die gefahrlose Anwendung und Einsatzvielfalt macht die Magnetresonanztomografie zu einer Schlüsseltechnik in der radiologischen Diagnostik“, erklärte Prof. Dr. Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Frankfurter Universitätsklinikums und wissenschaftlicher Leiter des 7. Frankfurter Interdisziplinären Symposiums für Innovative Diagnostik und Therapie (FISI) vom 13. bis 14. Oktober in Frankfurt.

Aber nicht nur der Aspekt der strahlenfreien und deshalb sicheren Bildgebung ist nach Professor Vogls Ansicht besonders für Radiologen entscheidend. Die technische Entwicklung der MRT-Geräte der letzten zwei bis drei Jahre macht nun hoch aufgelöste Aufnahmen des gesamten menschlichen Körpers in kürzester Zeit möglich und damit auch den Sprung der Magnetresonanztomografie in neue Anwendungsgebiete. Besonders die Tumordiagnostik profitiert von der Ganzkörper-MRT, um Tumorstadien zu bestimmen. Modernste klinische MRT-Systeme mit (der bislang höchsten) 3-Tesla-Feldstärke sind mittlerweile in der Kardio- und Neurodiagnostik und in der Gelenkdiagnostik zu finden, wo sie radiologische und nuklearmedizinische Verfahren wie Computertomographie (CT), Ultraschall und PET ergänzen oder ersetzen. Auch die Frauenheilkunde nutzt die sicheren MRT-Systeme, etwa für die Brustdiagnostik von Brustkrebs.

MR-Mammographie: Verkürzung der Untersuchungskette

Als zusätzliches Bildgebungsverfahren für die Brustuntersuchung hat sich die MR-Mammographie neben der Sonographie und dem Ultraschall etabliert. Mit Hilfe der MR-Mammographie lassen sich Auffälligkeiten unterschiedlicher Gewebebeschaffenheit differenzieren. Sie gilt zudem als höchst sensibles Verfahren zur Brustkrebserkennung und als diagnosesicher bei der Verifizierung von Erstbefunden und speziellen Fragestellungen nach zunächst unauffälliger Mammographie: etwa zur Klärung des postoperativen Zustands der Brustdrüsen oder von Lymphknotenmetastasen in den Achselhöhlen. Wegen ihrer hohen Detailschärfe eignet sich die MR-Mammographie für die Abbildung dichten Brustgewebes und von Tumoren. Vorteile gegenüber anderen Untersuchungsmethoden weist die kontrastverstärkte MRT bei der Unterscheidung zwischen Läsionen oder Tumorgewebe und Narbengewebe auf, speziell bei der Identifikation von multifokalen und multizentrischen Läsionen. Nachteile zeigen sich dagegen bei der Unterscheidung von kanzerösem und nicht-kanzerösem Gewebe. Aufgrund der guten Gewebedifferenzierung durch die Kernspintomographie wächst die Bedeutung der MR-Mammographie für das Staging von Brustkrebs und Lymphknoten. „Mehrere Untersuchungsgänge bei der Diagnostik einer Tumorpatientin können dank der Magnetresonanztomografie eingespart werden“, stellt Professor Vogl fest.

Herz und Thorax: MRT-Diagnostik als Alternative zum Herzkatheter

Die Herzdiagnostik ist ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet der Magnetresonanztomografie. Cardio-MRT-Untersuchungen ermöglichen die Darstellung von Wandverdickungen, verengter Herzkranzgefäße, der Kontraktionsfähigkeit des Herzens sowie der Funktionstüchtigkeit von Herzklappen. Echtzeitaufnahmen vom Herzen sind mittels MRT möglich. Auch in der Kardiologie kann die MRT eine Option zur strahlenbasierten CT sein, etwa bei der Untersuchung des Herzgewebes. Der Schwerpunkt der kardiologischen Anwendung der Kernspintomografie liegt in der nicht-invasiven Ischämiediagnostik: mit ihrem Einsatz lassen sich Durchblutungsdefizite als Ausdruck einer Koronarerkrankung erkennen und klassifizieren. Diagnostisch effektiv ist der kontrastmittelverstärkte Einsatz der Cardio-MRT, der eine zuverlässige Differenzierung zwischen reversibel und irreversibel gestörter myokardialer Kontraktilität ermöglicht. „Für die Darstellung von Herzmuskel und Herzkranzgefäßen ist die MRT-Diagnostik zu einer Ergänzung oder sogar zu einer möglichen Alternative zum Herzkatheter geworden“, erklärt Professor Vogl.

MRT-Diagnostik des Neurokraniums: Feindiagnostik weichteildichter Strukturen

Auch in der Neurologie und Neurochirurgie hat sich die MRT aufgrund der hohen Detaildichte der Bildgebung etabliert, zunächst als hilfreiche Ergänzung zur Röntgen-basierten CT. Mittlerweile verwendet die Neuroradiologie die MRT für die Diagnostik von Hirnnerven. Schnittbilder des Gehirns machen die Analyse von Hirnfunktionen möglich. Neurochirurgen nutzen die MRT-Technik für die Operationsplanung von Hirntumoren. Besonders gut in der Darstellung weichteildichter Gewebe, ist mittels MRT die Position eines Gehirntumors auch in den problematischen tief liegenden Regionen exakt bestimmbar, ein chirurgischer Eingriff lässt sich daher punktgenau planen und unnötige Gewebeverluste sind noch besser vermeidbar.

MRT des muskuloskeletalen Systems: Vorteile für ältere Gelenkpatienten

Nach einer Prognose der WHO steigt in Deutschland der Bevölkerungsanteil der Menschen im Alter von über 60 Jahren von 24 Prozent (2002) auf 33,2 Prozent im Jahr 2025 an.* Mediziner erwarten infolgedessen einen dramatischen Anstieg der Knochen- und Gelenkerkrankungen, allen voran der Osteoporose, was mit steigenden Kosten für das Gesundheitswesen verbunden ist. Für Gelenkpatienten bietet die Kernspintomographie Vorteile, sowohl durch die Diagnoseschärfe, als auch aufgrund der schonenden Anwendung. Konventionelle Röntgen und nuklearmedizinische bildgebende Verfahren – noch bis vor wenigen Jahren Standard bei orthopädischen Untersuchungen – sowie unangenehme Punktionen, kann die MRT teilweise ersetzen. MRT-Bildgebung erfasst Knorpelschichten, Bänder und andere Gelenkstrukturen des muskuloskeletalen Systems (Hand-, Fuß- und Kniegelenke) mit hoher Detailtreue. Modernste MRT-Verfahren erlauben eine millimetergenaue Bestimmung von Dicke und Zustand von Gelenkknorpelschichten. „Hier optimiert die MRT schonend die Diagnostik von Gelenksarthrosen; dadurch lassen sich weitere Therapiemaßnahmen gezielter ansetzen, was sich kostendämpfend auswirkt“, meint Professor Dr. Ingo Marzi, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Frankfurter Universitätsklinikum.

* „Gesundes Altern“ – Aufsuchende Aktivierung älterer Menschen, Weltgesundheitsorganisation WHO, 2005

Für weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Vogl
Institut für Diagnostische und
Interventionelle Radiologie
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/ Main
Fon (0 69) 63 01 – 72 77
Fax (0 69) 63 01 – 72 59
E-Mail t.vogl@em.uni-frankfurt.de
Internet http://www.kgu.de/zrad/Diagnostik/index.htm
Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/ Main
Fon (0 69) 63 01 – 77 64
Fax (0 69) 63 01 – 8 32 22
E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de

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Weitere Informationen:

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