Zentralsterilisationen in Krankenhäusern im Fadenkreuz der Qualitätsaufsicht
Alarmierende Schlagzeilen lenken derzeit den Blick auf die Sterilgutversorgung der Krankenhäuser: Aus England und Australien wird die Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (BSE) durch mangelhaft sterilisierte OP-Instrumente berichtet. Für Operationen mit hohem Risiko der Prionenübertragung ist dort die Verwendung von Einmalinstrumenten mittlerweile vorgeschrieben. In Deutschland rechnen Experten mit jährlich 128.000 postoperativen Wundinfektionen. Die betroffenen Patienten bleiben im Schnitt zwei Wochen länger im Krankenhaus, was zusätzliche Kosten in Form von Medikamenten, Bindung von medizinischem Personal, Verdienstausfall usw. verursacht.
Auf Einladung des Centrums für Krankenhaus-Management (CKM) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster setzten sich rund 100 Krankenhaus-Manager, Wissenschaftler, Industrie-Vertreter und Repräsentanten von Behörden mit dem Thema „Risiko Sterilgutversorgung – Im Spannungsfeld zwischen rechtlichen Anforderungen und Wirtschaftlichkeit“ im Rahmen einer Fachtagung in Essen auseinander.
Als Tagungsleiter umriss Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Leiter des CKM, die verschiedenen Blickwinkel, unter denen die Sterilgutversorgung in deutschen Krankenhäusern zu betrachten ist. „Null-Fehler-Qualität“ sei im Wesentlichen auf beherrschte organisatorische Abläufe und risikobewusstes Verhalten des Krankenhauspersonals zurückzuführen. Deshalb gelte es, auch kleinste Fehlerquellen aufzuspüren und auszuschalten. Daneben stehe die Sterilgutaufbereitung im Fokus der betriebswirtschaftlichen Analyse, wobei diese nicht einseitig als Kostenfaktor zu betrachten sei, sondern eher als Investitionsbereich zur Ausschaltung von Patientenrisiken. In diesem Spannungsfeld zwischen Qualität, Risiko und Kosten gelte es, einen intelligenten Weg zu finden, so von Eiff.
Dass im Bereich der Sterilgutversorgung dringender Handlungsbedarf besteht, verdeutlichen die vorläufigen Untersuchungsergebnisse von Bezirksregierungen und Gewerbeaufsicht in NRW und Niedersachsen, die Steri-Anlagen in Krankenhäusern und die Reinigungsqualität in Endoskopie-Einheiten, z.B. bei niedergelassenen Ärzten, analysierten. Über 40% der Krankenhäuser, die ihre OP-Instrumente hygienisch aufbereiten, erfüllen derzeit nicht die gesetzlichen Anforderungen. 75% dieser Einrichtungen können lediglich durch Neuanschaffung der Sterilisatoren den gesetzlich geforderten Stand der Technik erreichen.
In vielen Krankenhäusern ist die Zentralsterilisation „das ungeliebte Kind im Keller“. Offenbar ist den Entscheidungsträgern nicht klar, welche Kapitalwerte in einer Zentralen Sterilgut Versorgungs-Abteilung (ZVSA) vorhanden sind: in einem 400 Betten Haus beläuft sich der Instrumentenwert auf fast 5 Mio. Euro, hinzu kommt ein Servicebedarf von 3 Mio. Euro. Ohne den Einsatz leistungsstarker DV Systeme lassen sich auch in der ZSVA die Komplexitäten nicht mehr wirtschaftlich beherrschen. Auch die Risiken fehlerhafter Arbeit einer ZVSA werden nur ungenügend beachtet: fehlerhafte Siebe und Nichtverfügbarkeit von Instrumenten erhöhen die Kosten je 10.000 Operationen um ca. 200.000 Euro. Als Ergebnis des CKM- Forums wurde ein 16-Punkte-Programm entwickelt, das den Krankenhäusern hilft, eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Sterilgutversorgung zu etablieren.
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