Zunahme von Schilddrüsenerkrankungen zu erwarten

Deutschland galt lange als Jodmangelgebiet: Unsere Böden enthalten zu wenig dieses Spurenelements, so dass es in der tierischen und menschlichen Nahrung fehlte. Jod ist ein essentieller Nährstoff, der für den körpereigenen Aufbau von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. Ein lang anhaltender Jodmangel führt zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, indem sich die Schilddrüse krankhaft vergrößern kann.

In den vergangenen 20 Jahren hatte sich die Jodversorgung in Deutschland unter anderem durch entsprechende Aufklärungsmaßnahmen deutlich verbessert. Derzeit verwenden 75 bis 80 Prozent der Privathaushalte jodiertes Speisesalz, ein Produkt das auch bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln zunächst verstärkt eingesetzt wurde. Die Jodversorgung der deutschen Bevölkerung erreichte so im Jahr 2007 einen Stand, der die Weltgesundheitsorganisation dazu veranlasste, Deutschland von der Liste der Länder mit unzureichender Jodversorgung zu streichen.

Besonders im Bereich der Nahrungsmittel verarbeitenden Industrie nimmt die Verwendung von jodiertem Speisesalz inzwischen aber leider wieder kontinuierlich ab. Die Ursache liegt u.a. in der zunehmenden Internationalisierung der Lebensmittelindustrie. Großfirmen, die für den internationalen Markt produzieren, möchten ihre Produkte kostengünstig herstellen und sind dafür darauf angewiesen, identische Produkte für den gesamten Markt zu produzieren. Die einheitliche Verwendung von jodiertem Speisesalz ist für sie aufgrund der in den unterschiedlichen Ländern stark variierenden, gesetzlich empfohlenen Obergrenze der Jodaufnahme nicht möglich.

Infolgedessen werden die Produktionen zunehmend wieder auf die Verwendung von jodfreiem Salz umgestellt. Eine Initiative der Europäischen Union mit dem Ziel, den Salzgehalt in Lebensmitteln zur allgemeinen Verbesserung der Gesundheit zu senken, verstärkt das Problem noch. Als ungünstiger Nebeneffekt dieser grundsätzlich begrüßenswerten Initiative sinkt aber auch der Anteil an Jod, der in der Regel über das Speisesalz aufgenommen wird.

Somit ist eine Beeinträchtigung der Jodversorgung der Bevölkerung in Deutschland die unmittelbare Folge. Besonders bei jüngeren Frauen ist bereits eine Jodunterversorgung zu erkennen. Dies ist problematisch, da gerade während der Schwangerschaft und der Stillzeit ein deutlich erhöhter Bedarf an Jod sowohl für die Mutter wie auch das ungeborene Kind und das Neugeborene besteht. Datenerhebungen während der vergangenen drei Jahre lassen zum Teil wieder einen Rückgang der zuvor deutlich verbesserten Jodversorgung von Kindern erkennbar werden. Das Robert-Koch-Institut hat nun eine bundesweite repräsentative Erhebung der Jodversorgung in Deutschland bei Erwachsenen durchgeführt, die Daten werden mit Spannung im Sommer 2012 erwartet.

Als eine Konsequenz der nicht ausreichenden Jodversorgung in Deutschland wird eine Zunahme von Schilddrüsenvergrößerungen mit und ohne knotige Veränderungen (Kröpfe) erwartet. Langfristig ist bei einer Fortschreibung der geschilderten Entwicklung zudem von einer steigenden Zahl der so genannten „heißen Knoten“ und einer daraus resultierenden Schilddrüsenüberfunktionen auszugehen. Eine reduzierte Jodversorgung der Bevölkerung kann zudem zum verstärkten Auftreten verschiedener Formen des Schilddrüsenkrebses führen. Nuklearmedizinische Diagnose- und Therapieverfahren ermöglichen jedoch, diese gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen oft bereits in frühen Stadien zu erkennen und mit Erfolg bei geringen Nebenwirkungen zu behandeln. Mit Ausnahme der in Deutschland in internationalen Vergleich sehr hohen Rate an Operationen übernimmt die Nuklearmedizin hier wichtige Schritte bei Diagnose und Therapie. Dank des Einsatzes dieser nuklearmedizinischen Behandlungsverfahren lässt sich so beispielsweise die Sterblichkeit bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen drastisch senken: Mehr als 95 Prozent der betroffenen Patienten können durch entsprechende Behandlungen geheilt werden.
Die Erkrankungen der Schilddrüse bilden ein Schwerpunktthema auf der 50. Jahrestagung NuklearMedizin 2012 der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. Diese findet vom 25. bis 28. April auf dem Gelände der Messe Bremen statt. In bewährter Weise bietet die Kombination aus Kongress, für den international renommierte Referenten gewonnen werden konnten, einem interaktiven Fortbildungsprogramm sowie der in Deutschland größten, branchenspezifischen Industrieausstellung eine ideale Plattform für wissenschaftlichen Austausch und Weiterbildung. Damit zählt die NuklearMedizin 2012 zu den international bedeutendsten und größten Tagungen für Nuklearmedizin. In diesem Jahr werden rund 2.000 Teilnehmer – Mediziner, Naturwissenschaftler, medizinisch-technisches Personal und auch Pflegekräfte – erwartet.

Sämtliche Informationen zur NuklearMedizin 2012 stehen auf der Kongresshomepage http://www.nuklearmedizin2012.de zur Verfügung. Dort ist auch die Presseakkreditierung zum Kongress möglich.
Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V.
Pressereferat, Stefanie Neu
Nikolaistraße 29, D-37073 Göttingen
Tel. 0551.48857-402, info@nuklearmedizin.de

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Stefanie Neu idw

Weitere Informationen:

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