Welche Mutationen sind für die Entstehung kindlicher Ependymome verantwortlich?

Erst vor kurzem konnte in einer internationalen Studie gezeigt werden, dass zwei unterschiedliche Typen von Kleinhirn-Ependymomen existieren, welche sich anhand ihrer Erbgut-Veränderungen und in ihrem klinischen Verlauf deutlich unterscheiden.

Ependymome gehören zu den häufigsten Formen bösartiger Hirntumoren im Kindesalter mit einer Überlebensrate von knapp zwei Drittel. In der aktuellen Studie suchen die Forscher nach Mutationen im Erbgut von Kleinhirn-Ependymomen.

In der bislang größten Ependymom-Studie mit 584 molekularbiologisch untersuchten Tumoren, konnten basierend auf molekularen Besonderheiten zwei unterschiedliche Arten von Ependymomen definiert werden. Gruppe A Tumoren zeigen einen extrem ungünstigen Verlauf, die Tumoren kehren nach einer anfänglichen Operation oft zurück und metastasieren häufig, woran zahlreiche Patienten schließlich versterben.

Zudem weisen Gruppe A Tumoren verhältnismäßig wenige Verluste oder Zugewinne von Genabschnitten auf, allerdings sind sehr viele Gene aktiviert, die in wichtigen Krebssignalwegen eine Rolle spielen. Gruppe B Tumoren hingegen haben eine günstigere Prognose, obwohl das Genom dieser Krebszellen sehr instabil ist. Diese Patienten haben mit standardisierter neurochirurgischer und anschließender Strahlentherapie gute Heilungschancen.

In einer von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Studie, werden unter der
Leitung von Dr. Hendrik Witt und Professor Stefan Pfister, Mutationen im Erbgut von Kleinhirn-Ependymomen mittels Hochdurchsatz-Sequenzierungen („next-generation sequencing“) gesucht. Ziele dieser Studie sind Mutationen in Ependymomen zu identifizieren, welche als mögliche Zielstruktur für neue Präzisionsmedikamente dienen könnten und möglicherweise als prognostische Marker zur Klassifikation pädiatrischer Ependymom-Patienten nutzbar wären. Zudem erwarten die Wissenschaftler detaillierte Erkenntnisse über die molekularbiologischen Mechanismen der Tumorentstehung von Ependymomen zu erlangen. Sollten die Ergebnisse dieser Studie Hinweise zu den zuvor genannten Zielen erbringen, besteht künftig die Möglichkeit die Heilungschancen von Patienten mit einem Ependymom zu verbessern.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 300.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontakt (Projektleitung):
Dr. med. Hendrik Witt, Universität Heidelberg,
Telefon +49 (0)6221 56 35 702, E-Mail: h.witt@dkfz.de

Media Contact

Bernhard Knappe idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer